Juliane Louise Prinzessin von Ostfriesland
(16.11.1637 Aurich – in der Nacht zum 30.10.1715 Hamburg)
heimliche Ehe mit einem Pastor.
Jungfernstieg (ohne Hausnummer)
Grabstein auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Grab: Bi 56, 577 am Teich. Grab „im öffentlichen Interesse“
Nachdem ihr Leichnam 16 Monate lang in einem vergoldeten Kupfersarg in der Diele ihres Hauses am Jungfernstieg gelegen hatte, konnte Juliane Louise Prinzessin von Ostfriesland im Jahre 1717 endlich in der Maria-Magdalenen Kapelle beigesetzt werden. Erbstreitigkeiten hatten diesen letzten Wunsch der Prinzessin zunächst verhindert.
Juliane Louise war die älteste Tochter des Fürsten Enno Ludwig zu Ostfriesland. Er starb, als Juliane zwei Jahre alt war. Die Mutter übernahm die Vormundschaft für die beiden Töchter und der Onkel der Kinder die Regentschaft. Er war es auch, der seiner Schwägerin befahl, mit ihren Töchtern das Schloss in Aurich zu verlassen und sich auf die einsam gelegene Burg Berum zurückzuziehen. 1677 starb die Mutter, und die Töchter zogen zu einem anderen Onkel nach Wolfenbüttel.
Finanziell ging es den beiden Damen schlecht. Ihr Onkel in Ostfriesland zahlte die ihnen regelmäßig zustehende Apanage nicht, so dass sich Juliane um ihr Erbe streiten musste. 1686 zogen die beiden Prinzessinnen auf das Plöner Schloss von Herzog Johann Adolf von Holstein. Durch einen rechtlichen Vergleich gelang es, Julianes finanzielle Zukunft zu sichern.
Nachdem Julianes Schwester 1695 in Schlesien geheiratet hatte, zog Juliane nach Ottensen, wo sie bereits einige Jahre zuvor ein Landhaus als Sommersitz gekauft hatte. Dort lebte sie sehr zurückgezogen mit ihrem Hoffräulein Elisabeth von Broberlein und ihrem Patenkind Juliane Luise Jensen, einer holsteinischen Pastorentochter – bis eines Tages auch sie Amors Pfeile trafen. Dies geschah, nachdem ihr alter Beichtvater 1699 gestorben war und sie den an der kleinen Kirche des Waisenhauses beschäftigten Pastor Morgenweck als neuen Beichtvater gewählt hatte. Sie verliebten sich ineinander und lebten fortan bis Julianes an der Pest starb, fast fünfzehn Jahre in heimlicher Ehe. Auf ihrem Sterbelager vermachte Juliane der Maria-Magdalenen Kirche 3.000 Mark und bestimmte, dass die Zinserträge zur Aufrechterhaltung ihrer bereits bezahlten Grabstätte im Grabgewölbe unter dem Kirchenaltar verwendet werden sollten. Ihrem Mann vermachte sie die lebenslange Nutzung ihres Hauses in Ottensen.
Doch weil Juliane ihr Testament nicht mehr hatte unterschreiben können, kam es zu Erbstreitigkeiten mit erbberechtigten Familienangehörigen. Der Streit zog sich sechzehn Monate hin. Solange konnte Juliane nicht beigesetzt werden, und ihr Leichnam musste in ihrem 1704 erworbenen Haus am Jungfernstieg aufgebahrt bleiben. Neun Monate nach der Beerdigung heiratete Pastor Morgenweck Julianes Patenkind und spätere Haushälterin Juliane Luise Jensen.
Da Prinzessin Juliane bestimmt hatte, dass die Gruft nicht geöffnet werden dürfe, „solange der Wind weht und der Hahn krähet“, verfügte der letzte Pastor der Maria-Magdalenen Kirche, Barthold Nicolaus Krohn, in der Grabkammer neben der Julianes beigesetzt zu werden und beide Gewölbe mit einem Gitter zu umschließen. Damit wollte er noch nach seinem Tod das Versprechen der Kirche auf Unversehrtheit der Grabkammer gewährleisten.
Aber schon 1807 wurde die Kirche abgerissen, der Sarg der Prinzessin und der des Pastors Krohn auf dem Maria-Magdalenen-Friedhof vor dem Dammtor überführt. 120 Jahre später wurden die sterblichen Überreste der Toten mit den Grabmalen nach dem Ohlsdorfer Friedhof umgebettet.
Text: Dr. Rita Bake