Margaretha Susanna Kayser Margaretha Susanna Kayser, geb. Vogel
(21.3.1690 – 8.3.1774)
Sängerin an der Gänsemarktoper
Gänsemarkt 66-69
„Madame Kayserin“, wie sie respektvoll genannt wurde, war wohl die berühmteste Sängerin an der Hamburger Gänsemarktoper. Sie stammte aus einer Musikerfamilie und war nicht verwandt mit dem Opernkomponisten Reinhard Keiser (1674–1739). Ihr Vater war der Opernsänger Johann Heinrich Vogel, über die Mutter ist noch nichts bekannt. Margaretha Susanna Kayser verkörperte Kaiserinnen und Zauberinnen ebenso wie Dienstbotinnen, sang in Festmusiken und Konzerten, war Konzertunternehmerin und eine enge Mitarbeiterin des Hamburger Musikdirektors Georg Philipp Telemann (1681–1767). Sie sang in seinen Oratorien, Opern und Kapitänsmusiken und wirkte als erste Frau mit Johann Mattheson (1681–1764) bei Kirchenmusiken im Hamburger Dom mit. „Den 17. Sept. [1714] hielt er [Mattheson] Musik im Dom, und führte Madame Kayser aufs Chor, welches, ausser obigem Exempel, zuvor in keiner hamburgischen Kirche geschehen war, daß ein Frauenzimmer mit musiciret hätte; hinführo aber im Dom allemahl, bey seiner Zeit, geschah.“ [1]
Außerdem trat Madame Kayser in Brüssel, Kopenhagen und in Darmstadt auf, wo sie zwischen 1709 und 1717 als bestallte Hofsängerin wirkte. Ihr Operndebüt in Hamburg als Mirtenia in Christoph Graupners (1683–1760) Oper „Antiochus“ (1708) war so erfolgreich, dass ihr Johann Ulrich König (1688– 1744) ein Lobgedicht widmete. Später verkörperte sie fast alle weiblichen Hauptrollen des Repertoires – darunter so schillernde Figuren wie 1725 die Königin Kleopatra in Georg Friedrich Händels (1685– 1759) „Julius Caesar“.
Aber auch resolute Dienstbotinnen wie Gesche und Gretje in Opern mit Hamburger Lokalkolorit kreierte sie. Zwischen 1729 und 1737 übernahm sie auch noch die Leitung des Opernhauses. Einige ihrer neun Kinder wirkten als Sängerinnen und Sänger und Musiker, wie Sophie Amalia verh. Verocai (vor 1712–1747) und Gottfried Otto (1718–1796). Hohe Gagen erhielt die Kayserin für ihre Auftritte bei bürgerlichen Hochzeiten, für die sie gelegentlich auch Hochzeitskantaten-Texte beisteuerte. 1751 ging sie nach Stockholm, ist dort spätestens ab 1754 als Hofsängerin nachgewiesen. Trotz ihres respektierten Wirkens in der Öffentlichkeit spiegelte ihre Ehe alltägliche patriarchale Gewaltverhältnisse wider: 1706 hatte sie in Hamburg den Violinisten und Holzbläser Johann Kayser (1685?–1766) geheiratet, der sie verprügelte und betrog. [2]
Text. Dr. Birgit Kiupel