Susanna Mécour Susanna Mécour, geb. Preißler
(1738 Frankfurt a. M. – 22.2.1784 Berlin)
Soubrette und heitere Liebhaberin
Gänsemarkt 66-69, Comödienhaus
Ihr Name ist heute so gut wie unbekannt. Und daran ist Susanna Mécour selbst nicht ganz unschuldig. Während Madame Hensel durch Lessings „Hamburgische Dramaturgie“ Unsterblichkeit erlangte, verbat sich Susanna Mécour jede Kritik – im Guten wie im Bösen. Die Kultur der Kritik steckte eben noch in den Kinderschuhen.
Susanna Mécour spielte und sang im Fach der Soubrette, in dem sie nach einhelliger Meinung konkurrenzlos war. Daneben spielte sie muntere Liebhaberinnen. Ihre Glanzrolle war die der Franziska in Lessings „Minna von Barnhelm“, die sie 1767 während Lessings Dramaturgie in Hamburg erstmals verkörperte. Später spielte sie komische Mütter. Eine ihrer letzten Rollen war 1783 die der Daja in der Uraufführung von Lessings „Nathan“.
Als junges Mädchen hatte sich Susanna von dem Ballettmeister Louis Mécour aus ihrem Elternhaus entführen lassen und stand zuerst 1754 in Potsdam bei der Schuchschen Gesellschaft auf der Bühne. Die Ehe scheiterte. 1767 kam sie nach Hamburg und spielte am Nationaltheater und dann unter Konrad Ernst Ackermann, als die Familie das Haus erneut übernommen hatte.
Als Sophie Schröders Sohn Friedrich Ludwig Schröder 1768 zur elterlichen Truppe in Hamburg stieß, wurde sie die Geliebte des sechs Jahre jüngeren Mannes. Doch nach drei Jahren gab sie 1771 den Kampf gegen die Anfeindungen der Familie Ackermann auf, als eine alte Liebschaft Schröders, Johanna Richard, engagiert und von der Familie mit offenen Armen empfangen wurde. Susanna Mécour ging zur Seylerschen Truppe und fand 1775 am neu errichteten Hoftheater in Gotha einen neuen Wirkungskreis und in dem jungen Legationsrat Friedrich Wilhelm Gotter einen Freund. Nach der Wiederbegegnung mit Schröder in Gotha kehrte sie 1776 nach Hamburg zurück. Da Schröder ihr Spiel jedoch nicht mehr gefiel, verließ sie die Stadt 1778 wieder und ging nach Berlin, wo sie 1784 starb.
Text: Brita Reimers