Johanna Christiane Starke Johanna Christiane Starke, geb. Gebhardt
(19.6.1731 Breslau – 2.3.1809 Rellingen/Pinneberg)
Schauspielerin
Gänsemarkt 66-69, Comödienhaus
Nach ihrer Heirat mit dem Lehrer und Schauspielerkollegen Johann Ludwig Starke 1748 in Breslau ging Madame Starke noch im selben Jahr mit ihrem Mann zur Schönemannschen Truppe, die von 1751 bis zum Tod des Herzogs 1756 fest ans Hoftheater von Herzog Christian Ludwig von Mecklenburg-Schwerin engagiert war und sich in den fünf Jahren ruhigen Zusammenseins ohne Wanderschaft gut einspielen konnte. Madame Starke glänzte insbesondere in sanften, zärtlichen Rollen. Als Schönemann 1757 die Truppe aufgab, spielte sie zunächst allein weiter, wurde dann aber von Koch übernommen. Von 1759 bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges im Jahre 1763 war Hamburg der ständige Aufenthalt der Kochschen Truppe.
1766 ging das Ehepaar Starke für zwei Jahre nach Wien und trat danach wieder in die alte Truppe ein. Auch nach dem Tod des Ehemannes 1769 blieb Madame Starke bei der Truppe, bis Koch 1775 starb. Danach zog sie sich vom Theater zurück und ging nach Leipzig, musste aber aus finanziellen Gründen zur Bühne zurückkehren. Bei Friedrich Ludwig Schröder wurde sie neben seiner eigenen, fast 25 Jahre jüngeren Frau Anna Christina eine der wichtigsten Schauspielerinnen. Zu ihren heute noch bekannten Rollen zählten die Gräfin Capulet in „Romeo und Julia“ und Claudia Galotti in „Emilia Galotti“.
1783 wollte Madame Starke sich abermals vom Theater zurückziehen, ihre finanzielle Lage war jedoch weiterhin ungesichert. So holte Schröder sie 1787 in einer feinfühligen Korrespondenz zurück. 1798 folgte Madame Starke dem Ehepaar Schröder nach Rellingen. Dort wohnte die Kränkelnde auf deren Landgut in einem kleinen Nebenhaus, das für bedürftige alte Schauspielerinnen und Schauspieler bei freier Kost und Logis eingerichtet worden war. Neben dieser kleinen, eher privaten Maßnahme rief Schröder auch eine Pensions- und Sterbekasse für Bühnenangehörige ins Leben, und Anna Christina Schröder stimmte als Erbin ihres Mannes in den 1820-er Jahren einem Neubau des Theaters auf dem Kalkhof an der Dammtorstraße nur zu, weil die Vereinbarungen den Fortbestand dieser Kasse garantierten. Johanna Christiane Starke starb im März 1809.
„Ein großer Gewinn für (...) Deutschlands Bühne! Mit einer Soubrette debütierte sie. Sie, die nun bald ein halbes Jahrhundert lang der Stolz der vaterländischen Bühne ist, brachte auch körperliche Vorzüge, eine vorteilhafte Bildung und eine Taille zum Umspannen mit zur Bühne. Ausser wichtigen Soubretten spielte sie bald naive, rührende und zärtliche Liebhaberinnen mit gleich großem Glücke. Als Lottchen in den zärtlichen Schwestern ward sie vorzüglich gepriesen. Sie hat in der Folge in mehreren Rollen im hohen tragischen, wie im komischen Fache ungetheilten Beifall sich erworben. Lessing schätzte diese Künstlerin und ihre reifen theoretischen Einsichten.“ (Johann Friedrich Schütze: Hamburgische Theater-Geschichte. Hamburg 1794.) Diesem Urteil von Johann Friedrich Schütze steht ein etwas kritischeres Friedrich Ludwig Meyers gegenüber. Sie gefiel nicht immer, meinte er, „weil sie den allgemeinen Fehler der Schönemannschen Schule hatte: Sprache und Armbewegungen waren in vornehmen Charakteren geziert (...). Das Gesetz der Anständigkeit, in gesitteter Gesellschaft die Stimme nicht zu heben, ward ihr zur Gewohnheit“. (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer: Friedrich Ludwig Schröder. Beitrag zur Kunde des Menschen und des Künstlers. 2 Bde. Bd.1.: Hamburg 1819.))
Text: Brita Reimers