Franziska Jahns
(8.7.1850 Hamburg - 24.2.1907 Hamburg)
Kindermädchen der Familie Warburg
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Historischer Grabstein)
Mittelweg 17
Franziska Jahns, die in einem Waisenhaus aufgewachsen war, kam 1869 im Alter von 19 Jahren als Kindermädchen in das Haus des Ehepaares Moritz und Charlotte Warburg am Mittelweg 17. Damals waren bereits Aby (1866), Max (1867) und Paul (1868) Warburg geboren. Später folgten dann noch Felix (1871), Olga (1873) und die Zwillinge Fritz und Louise (1879). Die rothaarige junge Frau schenkte den Warburgkindern ihre ganze Zuneigung. Sie war der Gegenpol zu Charlotte Warburg, die ein strenges, aus Leistungsdruck bestehendes mütterliches Regiment führte. „Der unausgesetzte Leistungsdruck führte dazu, dass sich in den lebhaften Kindern ein großes Maß an inneren Spannungen aufbaute.“ (Ron Chernow: Die Warburgs. Odyssee einer Familie. Berlin 1996, S. 46.)
Franziska Jahns „schenkte ihren Schützlingen; die sie förmlich anbeteten, die vorbehaltlose Zuwendung, die sie brauchten. Das gelang ihr so gut, dass Charlotte eifersüchtig auf sie wurde.“ (ebenda.)
Franziska Jahn war den Kindern gegenüber warmherzig und gefühlvoll, räumte sogar das von den Kindern liegen gelassene Spielzeug weg und war die einzige in der Familie, die mit den Wutausbrüchen und Augenblickslaunen des jungen Aby Warburg fertig wurde. (Vgl.: Ron Cernow, a. a. O., S. 48.)
Franziska Jahns, die nicht dem jüdischen Glauben angehörte, lernte sogar Hebräisch, um mit den Kindern die Gebete sprechen zu können. Damit „verkörperte [sie] gleichsam ein Stück Ökumene und förderte somit fast vierzig Jahre lang die Toleranz.“ (Ron Cernow, a. a. O., S. 46.)
Im Winter 1906/07 erkrankte Franziska Jahns an Influenza. Diese Krankheit schwächte sie so sehr, dass sie am 24. Februar 1907 an einem Schlaganfall verstarb.
38 Jahre war sie, – wie es in der von dem Bankier Moritz Warburg aufgesetzten Anzeige zu Franziska Jahns Tod heißt, „die treue Freundin unseres Hauses, die wir schmerzlich vermissen werden“. (Private Aufzeichnungen im Privatarchiv der Warburgs.) In seinen privaten Unterlagen ist nachzulesen, dass Franziska Jahns, „38 Jahre mit uns Freud und Leid geteilt hatte und durch ihr feines, taktvolles Wesen die Vertraute aller geworden war“. (ebenda.)
Den Grabplatz, auf dem Franziska Jahns bestattet wurde, hatte Moritz Warburg ursprünglich für sich, seine Frau und seine Kinder sowie Franziska Jahns auf Friedhofsdauer erworben. Nach der Beisetzung von Franziska Jahns verfügte er aber, dass nach ihr niemand mehr dort bestattet werden sollte.
Das Grabmal schuf 1908 Richard Luksch, Bildhauer und Professor an der Kunstgewerbeschule in Hamburg. Zwei kniende Frauenskulpturen, die „Trauer“ und die „Hoffnung“, sitzen sich in etwa 1 ½ m Abstand gegenüber. Zwischen ihnen befindet sich ein in der Mitte geöffneter Steinrahmen. Franziska Jahns Sarg wurde damals so beigesetzt, dass die nach unten blickende „Trauer“ und die ihr Gesicht nach oben wendende „Hoffnung“ an Franziska Jahns Kopfende saßen.
In dem Steinrahmen sind glasierte Keramiksterne eingelassen. Zwischen den mit den Handflächen auf dem Steinrahmen ruhenden Händen der „Trauernden“ liegt ein einziger Stern. Zwischen den ebenfalls auf dem Steinrahmen liegenden Händen der „Hoffenden“, deren Handflächen geöffnet sind, sind drei Sterne zu finden.
Dr. Rita Bake