Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Irene Wosikowski

(9.2.1910 in Hamburg - hingerichtet: 27.10.1944 in Berlin-Plötzensee)
Organisationsleiterin des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland, leistete in der Emigration illegale Widerstandsarbeit
Weidenstraße (Wohnadresse)
Kantstraße 6 (Besuch der Volksschule in ihrer Kindheit)
Fuhlsbüttler Straße 756, Ohlsdorfer Friedhof: Grab-Nr: L5, 256-310 (Ehrenhain der Widerstandskämpfer)


Irene, die Tochter von Alice Wosikowski, war politisch durch ihre Eltern geprägt. Im Alter von 14 Jahren wurde sie Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland (KJVD) und war zwischen 1926 und 1930 politische Leiterin in der KJVD Gruppe-Hamburg.
Irene Wosikowski besuchte die zweijährige Handelsschule und war anschließend als Stenotypistin, zunächst in einer Exportagentur in der Mönckebergstraße, danach in der Sowjetischen Handelsvertretung in der Steinstraße, tätig. 1930 wurde sie in die Filiale der Handelsvertretung nach Berlin versetzt. Dort blieb sie bis 1934 und arbeitete auch hier in der KPD - ab 1933 in der Illegalität. 1934 sollte Irene Wosikowski verhaftet werden, sie wurde jedoch gewarnt und konnte noch rechtzeitig in die Tschechoslowakei emigrieren. 1935 kam sie in die Sowjetunion und studierte dort zwei Jahre an der Internationalen Leninschule der Kommunistischen Internationale in Moskau. 1937 ging Irene Wosikoski, die sich jetzt in der Illegalität Helga nannte, nach Paris. Dort arbeitete sie als Stenotypistin und politische Mitarbeiterin in der Zeitungsredaktion der "Deutschen Volkszeitung". Die französische Regierung gewährte ihr zwar Asylrecht, aber keine Arbeitserlaubnis. So musste Irene Wosikowski starke Entbehrungen hinnehmen. Sie wurde zeitweilig durch die Liga für Menschenrechte und durch das Rothschild-Komitee unterstützt. Die finanziellen Zuwendungen waren jedoch sehr gering. Irene Wosikowski lebte deshalb in billigen Emigrantenhotels.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, mussten sich am 13. Mai 1940 alle deutschen Frauen den französischen Behörden stellen. Irene Wosikowski wurde in der Nacht davor verhaftet und in ein Internierungslager bei Bordeaux gebracht. Dort gelang es ihr und einigen ihrer Genossinnen nach einiger Zeit auszubrechen. Sie fuhren mit dem Zug nach Marseille, weil sie hofften, sich dort der Widerstandsbewegung anschließen zu können. Aber - gerade aus dem Zug ausgestiegen - wurde Irene von der französischen Polizei verhaftet und wieder für einige Monate inhaftiert.
Nach ihrer Freilassung schloss sich Irene Wosikowski der deutschen Widerstandsgruppe in Marseille an, die z.B. Eßpakete für die Gefangenen in den französischen Internierungslagern organisierten. Als 1942 die Hitlerarmee auch den Süden Frankreichs besetzte, änderten die deutschen Widerstandskämpfer- und -kämpferinnen ihre politische Arbeit. Sie gaben nun die Zeitung "Soldat am Mittelmeer" heraus, verteilten sie an deutsche Soldaten und versuchten, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, um sie von der Sinnlosigkeit dieses Krieges zu überzeugen. Bei solch einem Gespräch kam Irene Wosikowski in Kontakt mit einem Spitzel, der sie an die Gestapo verriet. In einem Vermerk der Sicherheitspolizei in Marseille vom 27.7.1943 heißt es: "Aufgrund der Denunziation des Matrosen Hermann Frischalowski erfolgte am 26.7.1943 die Verhaftung der deutschen Emigrantin Irene Wosikowski in Marseille."[1]

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Grabstein Irene Wosikowski, Foto: Verein Garten der Frauen e. V.

Irene Wosikowski wurde nach Deutschland zurückgebracht und am 13. September 1944 vom Volksgerichtshof in Berlin wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt und am 27. Oktober 1944 im Alter von 34 Jahren in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Text: Dr. Rita Bake