Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Margaretha Adam Dr. Margaretha Adam

(13.07.1885 Patschkau/Schlesien – 27.3.1946 Berlin
Hochschullehrerin, leistete, ohne einer Widerstandsgruppe anzugehören, Widerstand
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Erinnerungsstein)
Universität Hamburg (Wirkungsstätte)
Schanzenstraße 75, Hamburger Volkshochschule (Wirkungsstätte)


Margaretha Adam entstammte einer deutsch-nationalen Familie und war überzeugte Katholikin. Nach dem Schulabschluss arbeitete sie als Lehrerin bevor sie ein Universitätsstudium aufnahm. Dann studierte sie an der Hamburger Universität Philosophie, Psychologie und Geschichte und promovierte 1925 bei Ernst Cassirer. Sie wurde Dozentin an der Hamburger Universität und an der Volkshochschule in Hamburg. „In den 1920er Jahren schrieb sie Artikel für ‚Die Frau‘, die damals führende feministische Zeitschrift in Deutschland.“ 1)

„Im Dezember 1930 verfasste Adam ein Essay in der Broschüre des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Darin untersuchte sie die Geschichte der ‚Judenfrage‘, bezeichnete sich selbst als ‚Philosemantin‘ und verurteilte den Antisemitismus des Nationalsozialismus. Sie erkannte zwar die Gefahr, hielt eine staatliche Entrechtung der Juden jedoch für undenkbar. In einem Nachwort bekannte sie sich dazu, bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 die NSDAP gewählt zu haben. Sie habe die Partei nicht wegen, sondern trotz ihres Antisemitismus gewählt, weil sie die Einzige sei, die sich die Revision des Versailler Vertrages und den Kampf gegen Korruption und Bolschewismus zum Ziel gesetzt habe. Es existieren allerdings durchaus antisemitische Äußerungen Adams. So stellte sie fest: ‚Der Jude wird vom Arier als ein dem Wesen nach anderer Mensch empfunden.‘ Ferner schrieb sie über die ‚jüdische Presse‘ und ‚deren Frechheiten und Schnoddrigkeiten über große Persönlichkeiten der deutschen Vergangenheit‘. Die Praxis der Weimarer Republik, auch höhere Beamtenstellen Bürgern jüdischen Glaubens zugänglich zu machen, titulierte sie als ‚geschichtsnaturwidriges Experiment‘. 1933 wurde ihr der Lehrauftrag an der Universität Hamburg entzogen und sie entschloss sich zum Widerstand“ 1)

„Als es im Juni/Juli 1934 zum so­ge­nannten „Röhm-Putsch“ kommt, einem Machtkampf innerhalb der national­sozialis­tischen Bewe­gung, in dessen Ver­lauf Füh­rungs­perso­nen der ‚Sturm­abteilung‘ (SA) ermo­rdet werden, wendet sie sich end­gültig ge­gen das neue Regime. Sie versucht wiederholt, die Ver­ant­wort­lich­en für die Mor­de an den SA-Männern vor Ge­richt zu brin­gen.“ 2)

Margaretha Adam wandte sich in über 1200 Briefen und Flugblättern an Reichswehroffiziere, bekannte Personen des öffentlichen Lebens und auch an Vertretungen ausländischer Regierungen in der Hoffnung, dass diese Menschen bereit und imstande seien, Hitler zu stürzen. Im März 1937 wurde Dr. Margaretha Adam verhaftet und zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. „Das Gericht thema­tisiert hor­monelle Ver­än­derungen wäh­rend der Wechsel­jahre als an­geb­liche Ur­sache für ihren Wider­stand.“ 2) Sie kam in das Frauengefängnisse Lübeck-Lauerhof sowie in die Haftanstalt Cottbus und dort in Einzelhaft. 1944 wurde sie wegen Haftunfähigkeit in das Krankenhaus Rosstal bei Dresden und später in die Berliner Charité gebracht. 1946 starb sie an einem Tumorleiden.
Text: Rita Bake