Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Christine Enghaus Christine Enghaus, verh. Hebbel

(9.2.1817 Braunschweig – 29.6.1910 Wien)
Schauspielerin
Dammtorstraße, Stadttheater (Wirkungsstätte)
Kleine Theaterstraße 11 (Wohnadresse)


Eigentlich sollte es nur ein Gastspiel sein, zu dem die sechzehnjährige Christine Enghaus von Bremen nach Hamburg kam. Sie gefiel aber so gut in ihren Rollen als Jeanne d’Arc und Preziosa, dass aus dem Gastspiel ein Engagement wurde. Die „Nachrichten“ schrieben: „(...) sie besitzt eine stattliche, schöne Gestalt, sehr angenehme Gesichtszüge und ein reines, sonores Redeorgan, mit welchen Naturgaben sie eine gute Haltung, ein zwangloses angemessenes Spiel, eine deutliche Aussprache und eine größtenteils richtige Deklamation verbindet. Überhaupt läßt sich nicht verkennen, daß sie bereits, was heutigen Tages so sehr vernachlässigt zu werden pflegt, den sorgfältigsten Fleiß und Eifer auf Ausbildung der Sprache und einen kunstgerechten Vortrag verwandt hat.“
Die junge Schauspielerin zog in die Kleine Theaterstraße 11 und holte ihre Geschwister zu sich. Der Bruder Carl Engehausen war Zuckerbäcker und eröffnete dort 1839 das „Theater-Caffee-Haus“.

3216 Christine Hebbel
Christine Hebbel, Lithographie von Josef Kriehuber, 1855, Bild: via Wikimedia Commons, Josef Kriehuber (Maler) / gemeinfrei

1840 wurde Christine Enghaus ans Wiener Burgtheater verpflichtet, wo sie bis 1875 auf der Bühne stand. Bei ihrer Abschiedsvorstellung spielte sie ihre Glanzszenen aus Schillers „Maria Stuart“ und „Griseldis“, ihre Schwester Louise Enghaus sang eine Arie, und Therese Elßler, die Schwester Fanny Elßlers, tanzte. Auf dem Flatterbande eines der zahllosen Blumenkränze hieß es: „Du gabst kein bloßes Bild. Du gabst uns wirklich Sein.“
Doch auf ganz andere Weise sollte Christine Enghaus mit Hamburg verbunden bleiben. Kurz nach der Lektüre von Friedrich Hebbels „Maria Magdalena“, die sie „im wahrsten Sinne des Wortes zerschmettert“ hatte – „Sah ich doch fast nur mein eignes Bild vor Augen“ –, lernte sie ihn selbst kennen. 1846 heiratete sie den Dichter, der sich mit diesem Schritt endgültig von seiner langjährigen Geliebten und Mutter seiner zwei Kinder Elise Lensing in Hamburg löste. Es war Christine, die Hebbel aufforderte, Elise nach dem Tod ihres zweiten Kindes nach Wien zu holen. „Laß sie – die Mutter – zu uns kommen, laß’ sie gleich kommen“, bat Christine, die wenige Monate zuvor ein eigenes Kind verloren hatte, in weiblicher Solidarität. Aber auch als die zutiefst unglückliche Elise längst wieder nach Hamburg gereist war, blieb eine warmherzige Beziehung zwischen den so ungleichen Frauen, die denselben Mann liebten bestehen. Christine Enghaus verkörperte Hebbels Frauengestalten ganz in seinem Sinn auf der Bühne.
Text: Brita Reimers