Gisela L’Arronge Gisela L’Arronge, geb. Griffel
(20.5.1925 – 13.8.2009)
Dammtorstraße 13 (alte Nummerierung) Café L’Arronge (Standort: 1932–1972) (Wirkungsstätte)
Isekai 21 (Wohnadresse)
Fuhlsbüttler Straße 756, Ohlsdorfer Friedhof (Grabstätte)
In der NS-Zeit war das Café ein beliebter Treffpunkt der Swing Kids. Auch Gisela Griffel, spätere verheiratete L’Arronge, gehörte zu den Swing Kids. Nachdem sie 1941 während einer Tanzveranstaltung von der Gestapo verhaftet worden war, musste sie die Schule verlassen und tauchte danach in Berlin bei ihrer Schwester, einer Schauspielerin, unter. Ab 1942 traten die Schwestern als Gesangsduo „die Griffel Schwestern“ vor Soldaten an der Front auf.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die beiden als „Anti-Nationalsozialistinnen“ anerkannt und arbeiteten für die Besatzungstruppen als Dolmetscherinnen. Bald traten sie jedoch wieder als Gesangsduo auf. Sie nannten sich nun „Griffel Sisters“ und hatten mit dem Titel „Rum and Coca-Cola“ großen Erfolg.
1947 lernten sich Gisela und Paul L’Arronge (1909– 1986) in einer Hamburger Künstleragentur kennen, wo Paul L’Arronge zufällig als Gast des Künstleragenten anwesend war, als Gisela um einen neuen Gesangsauftritt nachfragte.
Paul L’Arronge war Konditor, hatte seine beruflichen Erfahrungen in vielen europäischen Ländern und in Amerika gemacht und dann schließlich 1932 in der Dammtorstraße 13 einen kleinen Eisladen gekauft, den er „zu einer Konditorei aus[baute] und (...) sie mit dem schwungvollen und selbst entworfenen Schriftzug ‚L’Arronge‘“ schmückte [1], schreibt Peter Kruse in seinem Buch „L’Arronge. Der Hamburger Salon“.
Gisela Griffel und Paul L’Arronge wurden ein Paar.
Gisela, die sich beruflich von ihrer Schwester getrennt hatte, trat nun allein als Sängerin auf, unternahm Tourneen nach Italien, Dänemark, Belgien und den Niederlanden, hatte längere Zeit im englischen Fernsehen Auftritte und einen Schallplattenvertrag mit Telefunken. Bei diversen ihrer Gesangsauftritte wurde sie von Paul Kuhn (geb. 1928) und seinem Orchester musikalisch begleitet.
Ende der 50er-Jahre beendete Gisela L’Arronge ihre Gesangskarriere, um Paul L’Arronge, den sie inzwischen nach zehnjähriger außerstandesamtlicher Liebe geheiratet hatte, im Geschäft zu helfen. Peter Kruse schreibt dazu: „Für Paul ist damit die Zeit gekommen, ‚Frau Gisela Griffel, die Sängerin‘ seinen Stammgästen und dem Personal der Konditorei als ‚die Frau an meiner Seite‘ vorzustellen. (…) Paul nimmt Gisela in den Arm und sagt: ‚Liebe Gisela, du brauchst hier nicht zu arbeiten, nimm, wenn du kommst, an unserem Stammtisch Platz und unterhalte unsere Freunde.‘“[2]
Und so kam es dann auch. Gisi und Paul L’Arronge machten das Café zu einem der beliebtesten Treffpunkte für die Hamburgerinnen und Hamburger. „Der Kreis der Prominenten wurde immer größer. Bald verwandelte sich das Café zu einem Salon großer Namen – zum Hamburger Salon. Es waren die großen Namen des Films, der Bühne, der Musik und der Medien: Maria Callas [1923–1977], Alain Delon (geb. 1935) und Romy Schneider [1938–1982], der Verleger Axel Springer [1912–1985], Heinz Rühmann [1902–1994], Grethe Weiser [1903–1970], Ilse Werner [1921–2005] und Zarah Leander [1907–1981]“, schrieb das „Hamburger Abendblatt“ in einem Nachruf auf Gisi L’Arronge am 15. August 2009.
Hamburger Politikerinnen und Politiker und auch die Theater- und Kinostars gingen nach anstrengenden Sitzungen bzw. nach einem Auftritt in der Staatsoper oder einer Premierenvorstellung im neben dem Cafe liegenden „Waterloo-Theater“ gerne ins Café L’Arronge, wo sie keine Furcht zu haben brauchten, dass das, was sie dort in geselliger Runde taten und sprachen, am nächsten Tag in der Zeitung stehen würde. Gisi und Paul L’Arronges Gabe war es, das Café auf eine sehr diskrete Weise zu führen. Am 31. März 1972 schloss Paul L’Arronge aus gesundheitlichen Gründen und dem Alter gezollt die Konditorei.
Text: Rita Bake