Erna Mros
(25.12.1906 Hamburg – 21.11.2001 Sacramento/USA)
Mitglied des Internationalen Sozialistischen Kampfbunds (ISK), Widerstand gegen das NS-Regime
Vegetarische Gaststätte, eröffnet: 1934, Börsenbrücke 4 (Wirkungsstätte)
Meik Woyke schreibt in seinem Portrait über Erna Mros, welche in dem sehr lesenswerten Buch „Für Freiheit und Demokratie. Hamburger Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Verfolgung und Widerstand 1933-1945“ veröffentlicht ist: „Erna Mros stammte aus einer Arbeiterfamilie. Im Laufe der Weimarer Republik erhielt die gelernte Kindergärtnerin ein Stipendium, so dass sie zumindest für ein paar Semester an einer Hochschule studieren konnte. Dabei stand die Politische Ideenlehre im Vordergrund des Interesses. Ungefähr zeitgleich, etwa im Jahr 1927, zum Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) gestoßen, übernahm Erna Mros nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten die Leitung der ISK-Ortsgruppe in Hamburg.“[1]
Ein Jahr nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten hatte Hans Kakies ganz in der Nähe des Hamburger Rathauses eine vegetarische Gaststätte als Anlaufstelle für politische Flüchtlinge und als konspirativen Treffpunkt der Hamburger Gruppe des ISK (Internationaler Sozialistischer Kampfbund) eröffnet, dessen politische Arbeit nach der Machtübernahme durch die Nazis in die Illegalität verlegt werden musste. Der ISK verfolgte das Ziel einer Einheitsfront zwischen KPD und SPD als Voraussetzung für den Sturz Hitlers. Die Idee, einen politisch unauffälligen Ort als konspirativen Treffpunkt zu wählen, hatte Emmi Kalbitzer aus Paris mitgebracht, wo die im ISK organisierte jüdische Familie Lewinski eine vegetarische Gaststätte betrieb, die zur Anlaufstelle für Flüchtlinge und für heimliche Treffen genutzt wurde. Nach ihrer Rückkehr nach Hamburg begründete Emmi Kalbitzer die vegetarische Gaststätte mit. Später wurden auch in anderen deutschen Städten, so in Köln, Frankfurt und Berlin, vegetarische Restaurants als konspirative Treffpunkte eröffnet.
Erna Mros leitete die Gaststätte. Darüber hinaus „bekleidete Erna Mros, die in enger Absprache mit Walter Brandt und ihrem späteren Ehemann Hans Kakies wirkte, bedeutende Funktionen in der illegalen Reichsleitung des ISK, vor allem war sie für die Koordinierung der konspirativen Aktivitäten im gesamten norddeutschen Raum zuständig.“[2]
Die ISK-Gruppe schleuste mit der Gruppe illegales Material nach Deutschland ein, z. B. Briefe und Zeitungen. Mit einem präparierten Koffer druckte die Gruppe Parolen wie „Deutschlands Ruhe – Friedhofsruhe“ auf die Bürgersteige.
„Als die Gestapo im Jahr 1936 durch Hans Prawitt, einem verhafteten und sodann geistig verwirrten Mitglied des Kampfbundes, auf die Widerstandstätigkeit des ISK aufmerksam wurde, entschied sich Erna Mros gemeinsam mit einigen anderen Genossen für die sofortige Emigration.“[3] Die Leitung der vegetarischen Gaststätte übernahmen Karl Schneider und Anna Kothe. Beide wurden zu Beginn des Jahres 1938 verhaftet. Im selben Jahr wurde der ISK in Hamburg und im Reich zerschlagen.
Erna Mros emigrierte „nach Wien, saß dort vorübergehend wegen des Schmuggelns von anti-nationalsozialistischen Schriften im Gefängnis und erreichte schließlich über Paris, Südfrankreich und Portugal im Jahr 1941 die USA, wo sie mit Hilfe eines Rechtsanwaltes die Freilassung von Hans Kakies betrieb. .Dieser hatte Deutschland ebenfalls verlassen müssen und war auf seiner Flucht in Kuba als mutmaßlicher Agent des NS-Regimes festgenommen worden. Aber Erna Mros konnte ihr Ansinnen durchsetzen: 1942 heiratete sie den zu Unrecht verdächtigten und aus der Haft entlassenen Kakies.“[3]
In Amerika arbeitete Erna Mros als Lehrerin, ihr Mann als Psychologe. Nachdem dieser 1957 gestorben war, „eröffnete Erna Mros, (…) um 1960 eine Privatschule für Erzieherinnen mit dazugehörigem Kindergarten in Sacramento. Diese Einrichtung bestand mehr als 13 Jahre, obschon Erna Mros immer wieder von heftigen Depressionen geplagt wurde.“[4]