Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Florence Easton

(24.10.1882 Middlesborough-on-Tees (England) – 13.8.1955 New York)
Sopranistin
Hamburgische Staatsoper/Stadttheater Dammtorstraße 28 (Wirkungsstätte)


3294 Easton Gianni Schicchi
Florence Easton als Lauretta in Giacomo Puccini's Gianni Schicchi (Foto vom 14. Dezember 1918), Bild: via Wikimedia Commons, unbekannt / gemeinfrei

Drei Jahre, von 1913 bis 1915, war das berühmte Sängerehepaar Florence Easton und Francis MacLennan (1873–1935) auch in Hamburg engagiert. Achtzehn Partien in 136 Aufführungen sang Florence Easton in dieser Zeit, vierzehn davon neben ihrem Mann. Häufig stand Richard Wagner auf dem Programm. Florence Easton sang die Gutrune, Venus und Elisabeth, Sieglinde, Senta, Eva und Elsa, Francis MacLennan den Tristan, Tannhäuser, Siegmund, Erik, Stolzing und Lohengrin. Als Florence Easton 1903 bei ihrem Engagement bei der reisenden Moody-Manners Company, der auch Francis MacLennan angehörte, nach ihrem Debüt als Hirte im „Tannhäuser“ beim Prinzipal ihren Ehrgeiz auf große Wagner-Partien anmeldete, lachte der sie aus: „Das werden Sie nie singen.“ Aber nicht nur darin irrte er sich. Florence Easton erarbeitete sich im Laufe ihres Lebens ein ungewöhnlich weitläufiges Repertoire. Dazu trug ganz offenbar ihre Fähigkeit bei, Partien in kürzester Zeit einzustudieren. Und auch ihren Fünfjahresvertrag an der Berliner Hofoper ab 1907 verdankte sie diesem Talent. Als man auf Grund der Launen einer Berliner Diva Florence Easton die Partie der Marguérite anbot unter der Voraussetzung, dass sie die Partie binnen einer Woche singen könne, erfüllte sie nicht nur diese Aufgabe mit Bravour. Sie studierte auch die Partie der Aida innerhalb von zwei Tagen ein, als sie am selben Abend erfuhr, dass eine Aida für eine Aufführung vor dem Kaiser gesucht wurde, und sang sie ohne Probe. In Hamburg war Florence Easton auch Desdemona, Salome, Carmen, Martha in ”Evangelimann”, Grete in Schrekers „Der ferne Klang“ und Goldmarks „Königin von Saba“. 1915 ging das Sängerehepaar nach Chicago und blieb dort, als die USA 1917 in den Krieg eintraten. Von 1917 bis 1929 sang Florence Easton an der Met. Danach gab sie weiter Gastspiele. Edward Moore, der sie in Chicago hörte, schrieb über „die Sensation in Gestalt von Florence Easton“ und über eine Aufführung: „eine Offenbarung einer schönen Stimme und perfekt plazierten Tons“. [1]
Text: Brita Reimers