Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Gusta Hammer

(3.4.1896 Brandenburg/Havel – 6.1.1977 München)
Altistin, Kammersängerin
Rothenbaumchaussee 26 (Wohnadresse)
Hamburgische Staatsoper/Stadttheater Dammtorstraße 28 (Wirkungsstätte)


Als 17-jährige besuchte sie erstmals das Königliche Opernhaus in Berlin und hörte „Fidelio“: „ (...) es war dies eines der gewaltigsten Erlebnisse meines Lebens“. [1] Danach beschloss die Pastorentochter, Sängerin zu werden.
Nach einer Ausbildung in Berlin und Engagements in Berlin, Kiel und Braunschweig holte Eugen Jochum Gusta Hammer 1934 nach Hamburg, wo sie bis 1955 als erste Altistin wirkte.
[Ergänzung von Rita Bake: In der NS-Zeit trat sie nicht der NSDAP bei. Sie war von 1934 bis 1945 Mitglied der NSV und Zwangsmitglied der Reichstheaterkammer. (Staatsarchiv Hamburg 221-11 F (P) 1906)
Die NSV war mit „17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Dt. Arbeitsfront die größte (…)NS-Massenorganisation.(…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die N. zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrtspflege tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten (…). Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es ihr n möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren (…). Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der N. populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der N. von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt (…).“(Marie-Luise Recker: NS-Volkswohlfahrt, in: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 2. Aufl. , München 1998, S. 619.)]
Der Durchbruch gelang ihr nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Strauss’ „Frau ohne Schatten“. Zu ihren Lieblingsrollen gehörten weiter die Feldmarschallin im „Rosenkavalier“ und Klytämnestra in „Elektra“, die sie auch schauspielerisch reizten. Bei Wagner waren es Kundry, Ortrud und Adriano, bei Verdi Lady Macbeth, bei Janácek die Küsterin in „Jenufa“. ”Das Singen betrachte ich als eine Art kosmische Beglückung. Wenn es eine Sphärenharmonie im grossen Kosmos gibt, so ist der kleine Kosmos, der singende und spielende Mensch auch von einer inneren Harmonie des Klingens und Tönens beseelt. Als Grundlage aller edlen Kunst betrachte ich die Natürlichkeit und natürliche Auffassung. Das unermüdliche Arbeiten an den gestellten Aufgaben führt dann zur Vertiefung und zur möglichen Vollendung.“ [1]
Gusta Hammer gastierte in Berlin, Dresden, München, Paris und Barcelona und errang auch als Konzert- und Oratoriensängerin bedeutende Erfolge. Nach ihrem Abschied von der Opernbühne im Jahre 1957 wirkte sie weiter als Konzertsängerin und Gesangspädagogin in München. Im Alter von 80 Jahren starb sie an den Folgen eines Verkehrsunfalls.
Text: Brita Reimers