Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Marianne Timm

(8.2.1913 Hamburg – 1.11.1993 Hamburg)
Hamburgs erste Pastorin, die von der Kanzel predigen durfte.
Teilfeld 1 Pädagogisch-theologisches Institut
Blumenstraße 2 (Wohnadresse)
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756
Namensgeberin für Marianne-Timm-Weg (benannt 2015)


3349 Marianne Timm
Marianne Timm, Quelle: Rainer Hering

Nach den theologischen Examina, die Marianne Timm in den Jahren 1937 und 1939 abgelegt hatte, arbeitete sie als Pfarramtshelferin in einer Hamburger Gemeinde – als Pastorin dürfen Frauen erst seit 1968 arbeiten. Außerdem war sie bis 1949 in der Studentenseelsorge der Universität Hamburg tätig. 1941 organisierte sie als Reisesekretärin für die Evangelischen Studentengemeinden „inoffizielle Tagungen [für 30–50 Vertrauensstudentinnen] und sammelte Geld für in der Illegalität lebenden Juden“, [1] schrieb der Historiker Dr. Rainer Hering in einem Portrait über Marianne Timm. „1942 nahm sie – zusammen mit anderen Vikarinnen (...) an der 3. Sitzung des Vikarinnenausschusses der Bekennenden Kirche in der Altpreußischen Union teil und war Mitglied der Kleinen Kommission (...) dieses Gremiums. Zusammen mit Hermann Diem (...) setzte sie sich dafür ein, daß Frauen nicht nur in Zeiten eines Notstandes predigen dürften. Sie äußerte sich fast belustigt darüber, daß eine Frau erst einen Gottesdienst halten solle, wenn überhaupt kein Mann mehr da sei, ‚der noch eine Predigt irgendwie vorlesen kann‘“. 1) Nach dem Krieg durfte Marianne Timm keine Reisetätigkeit mehr unternehmen, auch Andachten und Bibelstunden, die sie während des Zweiten Weltkrieges abgehalten hatte, wurden ihr nun untersagt – die Männer waren wieder da und riefen nach Arbeit. Marianne Timm hatte sich nun den sozialen Aufgaben zu widmen. Ihre theologische Kompetenz, ihr Amtsverständnis und ihre starke Persönlichkeit kollidierten mit den Vorstellungen ihrer Vorgesetzten. 1949 wechselte Marianne Timm an die Evangelische Akademie Hamburg, wo sie für Religionspädagogik zuständig war (...).“ [2] 1953 wurde sie ordiniert. Sie erhielt das Recht der Wortverkündigung und der Sakramentsverwaltung, was Frauen zuvor nur in seltenen Ausnahmefällen und dann auch nur für ein fest umrissenes Arbeitsgebiet verliehen worden war.
Von 1955 bis 1967 war Marianne Timm Schriftleiterin des Rundbriefes des Konventes evangelischer Theologinnen in Deutschland und ab 1966 als Geschäftsführerin Mitglied des Vorstandes. Von 1969 bis zu ihrer Pensionierung 1979 war sie Pastorin am Katechetischen Amt bzw. später am Pädagogisch-Theologischen Institut der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Hamburg. Auch unterrichtete sie Religion an der Wandsbeker Rudolf-Steiner-Schule.
1969 erhielt Marianne Timm von der evangelisch-lutherischen Kirche als erste Frau in Hamburg den Titel „Pastorin“. Im selben Jahr wurde es auch verheirateten Theologinnen erlaubt, weiter im Dienst zu bleiben, soweit es der Stellenplan zuließ.
1970 wurde Marianne Timm als erste Theologin in den Kirchenrat gewählt. „Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland berief Marianne Timm als einzige Frau zum Mitglied und zugleich zur Geschäftsführerin des ‚Ausschusses für Bild und Film im Religionsunterricht der Evangelischen Kirche in Deutschland‘.“ [3] Auch war sie Vorsitzende des Evangelischen Landesverbandes für die weibliche Jugend Hamburg.
In Hamburg Rothenbursgort gibt es seit 2015 einen Marianne-Timm-Weg.
Text: Rita Bake