Ida Boy-Ed
(17.4.1852 Bergedorf – 13.5.1928 Travemünde)
Schriftstellerin
Am Brink 10 (Wohnadresse)
Namensgeberin für: Ida-Boy-Ed-Straße in Hamburg-Bergedorf seit 1927
Bestattet auf dem Burgfriedhof in Lübeck
Ida Ed wurde als Tochter des Reichstagsabgeordneten und Verlegers Christoph Marquard Ed und seiner Frau Friederike Amalie, geb. Seltzam, die vor ihrer Ehe als Putzmacherin gearbeitet hatte, in Bergedorf geboren. Als Ida dreizehn Jahre alt war, zog die Familie nach Lübeck. Ihr Vater gab die Eisenbahn-Zeitung (Vorläuferin der Bergedorfer Zeitung) heraus und veröffentlichte Romane und Erzählungen. Das Wohn- und Verlagshaus in der Petersgrube 29 wurde zu einem literarischen Mittelpunkt. Vater Marquard Ed unterstützte die literarischen Ambitionen seiner Tochter.
Als Ida Ed achtzehn Jahre alt war, heiratete sie den Großkaufmann Karl J. Boy. Ein Jahr nach der Hochzeit kam das erste Kind zur Welt; es folgten bis 1877 noch weitere drei Kinder. Da Idas literarisches Schaffen im Haus ihrer Schwiegereltern belächelt und dann sogar verboten wurde und darüber hinaus die Ehe nicht harmonisch verlief, trennte sich Ida Boy-Ed 1878, ein Jahr nach der Geburt des vierten Kindes, von ihrem Mann und zog mit ihrem ältesten Sohn (geb. 1872) nach Berlin, während ihre drei anderen Kinder bei ihrer verwitweten Schwester blieben.
In Berlin versuchte Ida Boy-Ed sich als Journalistin eine Existenz aufzubauen. Auch begann sie Theaterkritiken zu schreiben und sich wieder ihrer schriftstellerischen Arbeit zu widmen. Doch ihre Freiheit währte nur ca. zwei Jahre. Ihr Ehemann willigte nicht in die Scheidung ein und die Lübecker Familie nötigte sie zur Rückkehr nach Lübeck. So kam sie 1880 zurück, wurde aber fortan nicht mehr am Schreiben gehindert. 1882 veröffentlichte Ida Boy-Ed ihr erstes Buch, die Novellensammlung „Ein Tropfen“. Bis zu ihrem Tod schrieb und veröffentlichte sie ca. 70 Bücher.
Ihre Romane spielen hauptsächlich in Kreisen des hanseatischen Bürgertums, so z. B. der Roman „Ein königlicher Kaufmann“ (1910) und „erweisen sich als typisch kultivierte Frauenliteratur, als literarisch gehobene Abwandlungen der Motive der Marlitt und ihrer Nachfolgerinnen, gekennzeichnet durch Schwanken zwischen Konservativismus der Moralregeln und Liberalismus des Handelns“, heißt es in der Neuen Deutschen Biographie über Ida Boy-Eds literarisches Schaffen.
Nach dem Tod ihres Vaters wurde Ida Boy-Ed Mitherausgeberin der Eisenbahn-Zeitung, in der z. B. auch Heinrich Mann veröffentlichte. Durch ihn lernte sie Heinrichs jüngeren Bruder Thomas Mann kennen, den sie in seinen jungen Jahren auf seinem Weg zum Schriftsteller förderte. Bis zu ihrem Tod 1928 standen beide in Korrespondenz miteinander. Er besuchte sie auch des Öfteren in ihrer Lübecker Wohnung im Zöllnerhaus am Burgtor, in der sie einen kulturellen Salon führte und in der sie dauerhaftes Wohnrecht besaß. Dieses hatte ihr der Lübecker Senat 1912 anlässlich ihres 60. Geburtstages als Dank für ihre Verdienste eingeräumt.
„Ida Boy-Eds politisches Weltbild hat Thomas Mann glücklicherweise nicht lange geteilt. Mit den ‚Betrachtungen eines Unpolitischen‘ bewegte er sich noch auf ihrer Wellenlänge, und so hat sich die alte Dame, als diese im Oktober 1918 erschienen, denn auch beeilt, das Buch in den ‚Lübeckischen Blättern‘ mit den Worten: ‚Dies Werk ist in höchstem Grade aktuell‘, anzuzeigen und als Beleg dafür Thomas Mann zu zitieren: ‚Ich bekenne mich tief überzeugt, daß das deutsche Volk die politische Demokratie niemals wird lieben können, (…) daß der vielverschrieene ‚Obrigkeitsstaat‘ die dem deutschen Volke angemessene, zukömmliche und von ihm im Grunde gewollte Staatsform ist und bleibt.‘“[1]
Ida Boy-Ed, die 1904 Witwe geworden war, förderte auch den Dirigenten Wilhelm Furtwängler und machte sich für seine Berufung nach Lübeck stark.
Seit 1906 war Ida Boy-Ed gehörleidend. Häufig weilte sie in den Wintermonaten in Ägypten. Am 13. Mai 1928 starb sie in einem Travemünder Sanatorium.
Text: Rita Bake