Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Anny Ahlers

(21.12.1902 in Hamburg - 14.03.1933 in London)
Operettensängerin
Annenstraße (Wohnadresse)
Volksoper, Reeperbahn (Wirkungsstätte)
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Grabstein)
Anny-Ahlers-Weg, St. Pauli seit 2021


3500 Anny Ahlers 1932
Anny Ahlers 1932, Quelle: Agence de presse Mondial Photo-Presse, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Anny Ahlers war Ende der 20er-Jahre neben der Ungarin Gitta Alpar die gefeierte Operettendiva Berlins. Sie wurde in Hamburg geboren und wohnte mit ihrer Mutter Auguste geb. Leeberg, ihrer zwei Jahre älteren Schwester Mia und ihrem Stiefvater, dem Maurermeister Cäsar Buschitzky, in der Annenstraße in St. Pauli. Ihr leiblicher Vater war Zirkusstallmeister. Er machte seine Tochter im Alter von vier Jahren mit dem Bühnenmilieu vertraut. 1920 wurde sie als Tänzerin an die Hamburger Volksoper auf der Reeperbahn engagiert, an der sie bis zum Sommer 1924 blieb. Damit begann ihr Aufstieg von der Tänzerin zur Chorsängerin und schließlich zur Solosängerin. Im Juni 1923 bekam Anny Ahlers ihre erste Solo-Rolle. Sie spielte die Rote Liesy in der Operette „Der fidele Bauer“.
Zu Beginn der neuen Spielzeit, im September 1924, ging Anny Ahlers nach Itzehoe, wo sie bis April 1925 am Stadttheater als Sängerin und Tänzerin engagiert war. Als die Spielzeit im Herbst wieder begann, wechselte sie ans Stadttheater nach Dortmund. Hier blieb sie wiederum nur für eine Spielzeit und ging dann im August 1926 nach Breslau. Dort hatte sie ihren ersten größeren Erfolg in der Operette „Lady Hamilton“. Die folgenden zwei Jahre blieb Anny Ahlers in Breslau.
1929 kam sie nach Berlin, wo sie schnell zu einem der Stars der Operetten- und Revuebühnen avancierte. Ihre erste größere Rolle war die der Barbarina in der Operette „Casanova“, eine reine Tanzrolle. Doch bereits im Jahr darauf erhielt sie ihre erste große Tanz- und Gesangsrolle, verkörperte die Victoria in „Victoria und ihr Husar“. Diese Operette schlug bei den Leipziger Operettenfestspielen im Juli 1930 sensationell ein und wurde danach mit viel Erfolg im Berliner Metropoltheater gespielt.
Jetzt meldete sich auch der Film. Im Jahre 1931 spielte Anny Ahlers in vier Streifen, der „Marquise von Pompadour“, dem „Wahren Jacob“, der „Faschingsfee“ und der „Liebesfiliale“. 1932 wirkte sie in dem musikalischen Lustspiel „Die verliebte Firma“ mit.
Im selben Jahr verließ Anny Ahlers Deutschland und ging ans His Majesty’s Theatre in London, wo sie in der Rolle der Dubarry in der gleichnamigen Operette Triumphe feierte. Doch diese Rolle wurde ihr möglicherweise auch zum Verhängnis. So jedenfalls sahen es manche Freunde und Kollegen, als Anny Ahlers infolge eines Sturzes aus dem Fenster starb. Sie meinten, Anny Ahlers habe, mondsüchtig veranlagt und überarbeitet, die Wirklichkeit mit ihrer Rolle verwechselt. Als Madame Dubarry musste Anny Ahlers durch ein Fenster über einen Balkon der Dekoration kriechen. Die Jury, die in England ungeklärte Todesfälle untersucht, kam zu dem Ergebnis, dass es sich um einen Suizid gehandelt habe.
Die Einäscherung von Anny Ahlers fand in London unter großer Beteiligung der Theaterwelt und im Beisein von Mutter und Schwester statt, die die Urne nach Hamburg überführten.
Text: Maren Brodersen/Brita Reimers