Mirjam Horwitz Mirjam Horwitz, verh. Ziegel-Horwitz
(15.06.1882 in Berlin - 26.09.1967 in Lütjensee)
Schauspielerin, Regisseurin und Prinzipalin der Hamburger Kammerspiele
Besenbinderhof 56-60, Hamburger Kammerspiele. 1916 abgerissen, um das Gewerkschaftshaus zu erweitern. (Wirkungsstätte)
Bestattet Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Grab: P 7, 13,. Ein „Grab des öffentlichen Interesses“
„Mein ganzes Leben war Theater“, konstatierte Mirjam Horwitz rückblickend, wobei für sie und ihren Mann Erich Ziegel Theater nicht die abgesicherte Existenz der pensionsberechtigten Staatsschauspielerin oder des pensionsberechtigten Staatsschauspielers bedeutete, sondern ein Leben in bedingungslosem Einsatz für die Sache: „Und wenn ich uns nun rückblickend betrachte, so muß ich feststellen: nie lag uns etwas an der Sicherheit. Immer aber daran, so zu leben, wie es für uns richtig war. Die letzten 30 Jahre waren ja immer und immer wieder ein mutiges Einsetzen für eine Sache und nie für die Bequemlichkeit des Alters.“[1]
Begonnen hatte für Mirjam Horwitz alles in Berlin als Schauspielschülerin von Max Reinhardt, der einen nie erlöschenden Einfluss auf ihr Werden und Wirken hatte. Er war es auch, der das junge Mädchen eines Tages mit ins Café „Monopol“ am Bahnhof Friedrichstraße nahm und sie damit in die Berliner Boheme einführte, in der sie bald so heimisch werden sollte, dass sie sich aktiv an deren Leben beteiligte: „Da ich ja etwas singen gelernt hatte, zog mich auch das Kabarett sehr an. Zunächst waren es ja richtige Bohemeniederlassungen. Wenn man gerade die nicht großen Auslagen ersetzt bekam, genügte es einem vollkommen. Fast an allen Tischen hatte man Bekannte sitzen, es war reizend. Man sprang auf das Podium und sang sich und den Zuschauern eins. Nicht etwa geschminkt oder köstlich gekleidet, Gott bewahre. ...Maler, die sangen, Bildhauer, die rezitierten, waren keine Seltenheit – damals. Auch verirrte sich hie und da ein richtiger Dichter zu uns. Der kletterte dann auf das Nudelbrett, zog ein Packen zerknitterter Papiere aus der Tasche. Ein Bündel Gedichte sozusagen. Und las einige davon vor. Rückblickend ist mir immer wieder etwas Besonderes für die damalige Zeit bezeichnend: Es gab keine wie immer geartete, na sagen wir: Unanständigkeiten. Es war alles heiter-harmlos, und auch die Politik hatte wenig Raum.
Wolzogen, mit etwas müder Locke, in Biedermeier, rezitierte. Die Gattin Elsa Laura sang Volkslieder zur Laute, und man sollte es nicht für möglich halten: der verruchte, damals wirklich schöne Mann, Hans-Heinz Ewers, trat auf, auch im Biedermeier-Frack. Und sprach seine Verse. Die Dichter: Otto Julius Bierbaum, Wolzogen, Rideamus, Brennert, sie alle tauchten auf und wieder unter. In einer Ecke saß eine merkwürdige junge Frau. Ganz verspielt, mit irgendwelchen kleinen Dingen beschäftigt, Perlen, Steinchen, Muscheln, bunte geschliffene Glasstückchen. Damit unterhielt sie sich und baute sich dort wohl ihre bunte Welt. Else Lasker-Schüler.
Die Frau eines damals berühmten Hautarztes und die Schwägerin des Schachweltmeisters! – Natürlich sprach man auch über ihre Dichtungen. Und dann: Peter Hille. Der Zarteste der Zarten. Der wirklich ganz in sich versponnen war und sich um Geld und wie diese unangenehmen Dinge sonst noch heißen mögen nicht kümmerte. So konnte es geschehen, daß er tot auf einer Bank auf einer Vorortstation gefunden wurde! Der ewige Wanderer – der nur die menschliche Seele suchte, und sie wohl nie fand! –“[1]
Mirjam Horwitz musste diese bunte Welt verlassen, als sie ein erstes Engagement in Lüneburg erhielt. Aber auch hier ging das heitere, verrückte Leben weiter. Ihr Eindruck der sechs Lüneburger Monate: „Jugend! Das bedeutete Begeisterung, Überschwang, Arbeitslust, aber auch Ausgelassenheit, Übermut, Lausbübereien! Oh was haben wir für Unfug getrieben, wie haben wir die Stadt auf den Kopf gestellt und die Bürger erschreckt, nach altem Muster: épatez le bourgeois!“[1] Ein Engagement am Schillertheater in Berlin, wo sie auch ihren späteren Mann, Erich Ziegel, kennenlernte, schloss sich an. Als der ebenfalls am Schillertheater verpflichteten Liesl Gussmann wegen ihres angegriffenen Gesundheitszustandes Schonung verordnet wurde, kündigten die beiden Freundinnen kurzerhand ihre Verträge und fuhren nach Bukow in die Mark Brandenburg. Erich Ziegel und der Freund Liesl Gussmanns mieteten sich in der Nähe ein.
„O – wie konnten wir lachen – singen – fröhlich – ja sogar sehr verrückt sein.“[1] Liesl Gussmann war es auch, die Mirjam Horwitz nach Wien einlud, wo sie wieder in Künstlerkreisen landete. Sie lernte die Schriftsteller Egon Friedell, Alfred Polgar, Peter Altenberg, Karl Kraus, Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann und Herrmann Bahr kennen. Am meisten aber beeindruckte sie die Begegnung mit Arthur Schnitzler: „Wie bereichert fuhr ich damals von Wien heim. Meine Augen blickten anders in die Welt, meine Ohren vernahmen neue Töne. Ich hatte durch ihn die Stille entdeckt. ... Das Wort aus seinem köstlichen Einakter ‚Der Puppenspieler’ geht mir oft durch den Sinn, wenn ich meine Mitstreiter in dem Lebenskampf betrachte: ‚Wir spielen Alle, wer es weiß, ist klug!’“[1]
Als Erich Ziegel für vier Sommer das Breslauer Sommertheater übernahm, weil er dort selbst Regie führen und moderne Autoren aufführen konnte, ging Mirjam Horwitz mit. Die Rolle der Nora neben Albert Bassermann zählt sie zu ihren größten Erlebnissen: „Das war wohl die merkwürdigste Probenzeit. Ich ging – ich lief – ich sang – ich sprach – ich wurde Nora. Es waren nur wenige Proben mit IHM. Was aber Erich Ziegel da mit mir als Regisseur erarbeitet hat – es ist unvorstellbar.“[1] In Breslau übernahm sie auch ihre erste Charakterrolle: die ältliche und hässliche Berta Launhardt: „Die Presse hob mich – etwas überschwenglich – in den Himmel. Gerade weil ich eben so jung und so niedlich war. Es wurde als Opfer gepriesen. Diese Rolle hat mich ein Leben lang begleitet, zuletzt 1950 mit 52 Jahren in Wien. Leider musste ich keine Maske mehr machen.“[1]
In den Wintern übernahm Mirjam Horwitz Verpflichtungen in Berlin oder ging auf Tourneen nach Belgien, Holland und Luxemburg. Wenn sie zurückkam, waren „Hund, Gatte, Eltern zufrieden, stellten nur ein wenig klagend fest, daß ich nie genug bekommen konnte. Was damals auch, ich gestehe es ein, der Fall war.“[1]
1913 ging Erich Ziegel an die Münchner Kammerspiele. Als sich aus dem ursprünglich geplanten Gastspiel die Möglichkeit der Übernahme der Theaterleitung entwickelte, zögerte seine Frau, die in Berlin unter Oskar Meßter Filme drehte, nur kurz. Dann entschied sie sich trotz der Warnung Meßters, dass sie eine große Filmkarriere verspiele, für ihren Mann, ein Entschluss, den sie niemals bereute; vielleicht, weil es dem Ehepaar Ziegel zeitlebens gelang, sich gegenseitig zu fördern, sich an dem Erfolg des anderen zu freuen und sich nicht als Konkurrenten zu betrachten. Ein Beispiel für diese Haltung sind Mirjam Horwitz’ Worte über Ziegels Eröffnungsvorstellung – Strindbergs „Kameraden“ – an den Münchner Kammerspielen: „Es war ein triumphaler Erfolg für ihn. Wir waren obenauf. Ich natürlich nur durch ihn und mit ihm; darüber war ich mir ganz klar. Aber schon als Anfängerin hatte er mir immer Mut gemacht. Dieser feste Glauben an mein Können gab mir Kraft, so daß ich mich an schwierige Aufgaben getraute.“1 Und Erich Ziegel dankte rückblickend öffentlich seiner Frau, „deren unerschütterlicher Glaube an meine Sendung, deren leidenschaftliche, nie erlahmende Kraft mir immer wieder über Perioden der Schwäche und Verzagtheit hinweggeholfen haben.“[1]
In der Nähe von München mietete das Ehepaar ein Haus: „Mein erster Garten. Mir Städterin erschloß sich das Glück, das Werden beobachten zu können.“[1]
Als es jedoch Differenzen um die Gagen gab, der Aufsichtsrat sich weigerte, die bei Kriegsausbruch freiwillig reduzierten Gagen wieder in vollem Umfang zu zahlen, als die Einnahmen es längst erlaubten, kündigten Mirjam Horwitz und Erich Ziegel kurzerhand ihre Verträge auf und gingen im Jahr 1916 nach Hamburg; sie mit einem Vertrag für das Schauspielhaus, er mit einem für das Thalia-Theater, wo er auch als Regisseur arbeiten sollte. Da das Thalia-Theater zu jener Zeit mit seinen langjährigen Mitgliedern wie dem Ehepaar Bozenhard und dem Ehepaar Leudesdorff eine so eingespielte Truppe war, dass sich im Grunde nichts entwickeln konnte, wechselte Erich Ziegel nach wenigen Monaten ans Schauspielhaus zu Max Grube. Aber auch hier traf er auf ein festgefügtes Ensemble. Alle Versuche, etwas Neues anzuregen, schlugen fehl, so dass in dem Ehepaar Ziegel-Horwitz die Idee reifte, eine neue Bühne in der Art der Münchner Kammerspiele zu gründen. In der Silvesternacht 1917/18 fassen sie auf dem Heimweg von Freunden auf der Lombardsbrücke den Entschluss, das Unternehmen gegen alle widrigen Umstände wie Krieg und die ungünstige Lage des einzigen in Frage kommenden Theaters, des früheren Tivoli-Theaters am Besenbinderhof, zu wagen. Kurz vor der Eröffnung der Hamburger Kammerspiele veröffentlichte Erich Ziegel den folgenden Text, in dem er seine Beweggründe und Ziele offenlegt: „Die Gründung einer modernen Bühne in dieser Zeit wird nur gerechtfertigt durch das reine Bestreben, gegen Trostlosigkeit und Zerstörung die erweckenden Stimmen neuer Gläubigkeit und Lebensbejahung zu führen. Tiefste Notwendigkeit muß solche Gründung jedem Einsichtsvollen erscheinen, der weiß, nirgends sei Deutschlands Zukunftsberechtigung fester verankert als in dem Geist der heranwachsenden Generation.
Der neuen Kunst, den Baumeistern der Zukunft muß Stätte und Gehör bereitet werden. Das sittliche Verantwortungsgefühl, die brennende Tatbereitschaft, von denen die Besten unserer Zeit befeuert sind, müssen auf die Allgemeinheit überströmen.
Nur eine Bühne, die ohne jedes Zugeständnis an Seichtheit und fades Unterhaltungsbedürfnis in jedem Augenblick ihrer hohen Mission eingedenk bleibt, kann solche Kulturarbeit leisten. Die Hamburger Kammerspiele wollen nach Maßgabe moderner Inszenierungsmöglichkeit der neuen Kunst den adäquaten Ausdruck schaffen. Dekorationen, die sich auf einfache Eindringlichkeit beschränken, eine Regie, die bei leidenschaftlicher Betonung des Wesentlichen das Seelische farbiger entfaltet, eine Darstellungskunst, die nach restloser Gestaltung drängt, kurz, der Versuch, das Geistige rein auszulösen, sollen das Gepräge der Aufführungen bestimmen. In kritischer Sonderung wird der Bühne vor allem jene jugendliche Schauspielkunst dienstbar gemacht werden, die wirklich Instrument ist und Gefäß der Zeit.“[2]
Am 30. August 1918 wurden die Hamburger Kammerspiele mit einer Frank-Wedekind-Woche zum Gedächtnis des am 09.mMärz 1918 verstorbenen Dichters eröffnet: „Keine offizielle Stelle nahm damals von uns Notiz. Nur mein Mann stand da oben, sprach diesen geistreichen, funkelnden Prolog von Arthur Sakheim und unsere Herzen zersprangen beinahe vor Glück, Aufregung, Hoffen und Bangen. Aber es hat sich gelohnt. Es hat sich mehr gelohnt, als wir es je zu hoffen wagten“[3], erinnert sich Mirjam Horwitz in einem Brief an den Theaterkritiker Paul Theodor Hoffmann.[3]
Trotz ständiger Schwierigkeiten und Kämpfe waren die Hamburger Kammerspiele bald eine der lebendigsten und theater- wie geistesgeschichtlich bedeutendsten Bühnen der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Erich Ziegel trieb sich und seine Kollegen an, nicht einseitig zu werden: Ältere Dramatiker von Ibsen bis Strindberg, von Hauptmann bis Wedekind standen ebenso auf dem Spielplan wie die junge Generation von August Stramm bis Georg Kaiser, von Franz Werfel bis Ernst Barlach. Aber bei aller Bestimmung, sich dem Neuen zu öffnen, wurden auch die Klassiker nicht vernachlässigt.
Man wagte Experimente wie die aufsehenerregende Aufführung von Schillers „Räubern“ in modernem Gewand, die den Geist des Werkes lebendig werden ließ, und spielte Shakespeare. Obwohl die Kammerspiele nur geringe Gagen zahlen konnten, kamen die besten Ensembles und Künstler zu Gast: Elisabeth Bergner, Maria Orska, Rosa Valetti mit ihrem Berliner Kabarett „Die Rampe“, Käthe Dorsch, Asta Nielsen, Heinrich George, Tilly Wedekind, Lucie Höflich, Paul Wegener, Ernst Deutsch, Otto Wallburg, Eugen Kloepfer, Max Adalbert, Maria Eis, das Moskauer Künstlertheater und viele andere spielten hier. Gustaf Gründgens war fünf Jahre lang Mitglied des Ensembles und trat unter Mirjam Horwitz zum ersten Mal als Hamlet auf. Neben ihm und ihrem Mann die Rolle der Candida in dem gleichnamigen Stück von Shaw zu spielen, empfand Mirjam Horwitz als ein besonderes Glück: „Diese großartige Liebeserklärung des Spötters Shaw an die Frau!“[1] „Du bist meine Candida“,1 schrieb Erich Ziegel an seine Frau, als sie als Jüdin aus dem öffentlichen Leben verbannt war. Dieses Wissen gab ihr die Kraft, die Verunglimpfungen zu ertragen.
Als Paul Eger das Deutsche Schauspielhaus verließ, das er seit 1918 geleitet hatte, schlug er Erich Ziegel als seinen Nachfolger vor. Der nahm an, und von 1926 bis 1928 leitete Mirjam Horwitz, die auf keinen Fall mit ans Schauspielhaus wechseln wollte, „das geliebte Kleinkind Kammerspiele“[1]. Sie hatte bereits im Jahr zuvor Regie geführt. Durch den Wechsel Ziegels ans Schauspielhaus waren die beiden plötzlich zu Konkurrenten geworden, doch auch das konnte ihre Loyalität zueinander nicht untergraben: „Wir sprachen nie über unsere künstlerischen und geschäftlichen Dinge. Und nur der unnatürliche Zustand trat ein, daß wir uns wechselseitig über unsere Erfolge freuten.“[1] 1928 mussten die Kammerspiele ihre Pforten schließen, das Haus musste dem Neubau des Gewerkschaftshauses weichen. Es wurde abgerissen. Kurz darauf wurde Erich Ziegel gekündigt. Bei aller Begabung war ihm eine repräsentative Bühne wie das Schauspielhaus wesensfremd geblieben. Mit Hermann Röbbeling, der schon das Thalia-Theater leitete, suchte man sich einen Nachfolger, der ein erfahrener Theaterpraktiker war.
Das Paar sah sich nach einer neuen Spielstätte um und eröffnete am 01. September 1928 die Kammerspiele im Lustspielhaus im ehemaligen Kleinen Lustspielhaus in den Großen Bleichen. 1932 übernahm Erich Ziegel das Thalia-Theater, benannte es in Kammerspiele im Thalia-Theater um und führte es in der Tradition seiner Kammerspiele fort. 1934 musste er die Leitung wegen seiner Ehe mit einer Jüdin abgeben. Das Ehepaar verließ freiwillig-unfreiwillig die Stadt, deren kulturelles Leben es 16 Jahre lang entscheidend geprägt hatte und die ihm zur Heimat geworden war.
In einem Abschiedsbrief resümierte Erich Ziegel die Hamburger Zeit: „Als ich am 26. August 1916 – ich weiß das Datum noch, weil es mein Geburtstag war – in Hamburg eintraf, ahnte ich nicht, daß diese damals so wunderschöne Stadt meine, unsere eigentliche Heimat werden sollte. Wir kannten sie nur von flüchtigen Aufenthalten auf der Durchreise nach Helgoland oder Sylt.
Zwei Jahre später – fast auf den gleichen Tag – eröffneten wir die Hamburger Kammerspiele am Besenbinderhof mit einer Frank-Wedekind-Woche zum Gedächtnis des einige Monate vorher verstorbenen Dichters. Der Rahmen war ein bißchen schäbig und ein bißchen romantisch, aber die Vorstellungen durchbrachen bei der geistigen Elite den Bann des Mißtrauens.
Und dann – dann folgten die schönsten, die glücklichsten und, wie ich zu hoffen wage, fruchtbarsten Jahre meines, unseres Lebens und Schaffens.
Bis nach sechzehn Jahren die schwerste, traurigste Zeit kam, die Stunde, in der ich, von Ekel vor der braunen Pest geschüttelt, Hamburg verließ, um nicht wiederzukehren.“[2]
Erich Ziegel fand zunächst bei Gründgens in Berlin ein Unterkommen. 1935 emigrierten Mirjam Horwitz und Erich Ziegel nach Wien. Da Erich Ziegel in Wien keine ausreichenden Arbeitsmöglichkeiten fand, kehrte er 1936 mit Genehmigung der Reichskulturkammer nach Berlin zurück, einige Zeit später durfte dank Gründgens’ Intervention auch Mirjam Horwitz nach Berlin kommen, allerdings ohne wieder auftreten zu dürfen. Ab Mitte der 40er-Jahre hielt sich das Ehepaar erneut in Wien auf, wo Erich Ziegel Schauspieler und Direktor der Kammerspiele und des Theaters „Die Insel“ wurde und wo auch Mirjam Horwitz bis 1951 auf der Bühne stand.
Im Herbst 1949 kamen die beiden erstmals nach Hamburg zurück und gastierten im Thalia-Theater in Gerhart Hauptmanns „Biberpelz“. Es kam auch noch zu einigen anderen Aufträgen, aber eigentlich gab es in der Hamburger Kulturlandschaft keinen adäquaten Ort mehr für das Ehepaar Ziegel-Horwitz.
Doch ungebrochen in seinen Ideen und seiner Arbeitslust machte Erich Ziegel noch bis kurz vor seinem Tod Pläne, ein neues Theater zu eröffnen. Seine Frau konnte ihn nur mit Mühe davon abhalten. Als Erich Ziegel am 30. November 1950 in München starb, siedelte Mirjam Horwitz nach Hamburg über. Sie sah nur noch eine Aufgabe vor sich: „Die Bücher meines Mannes so schön und seiner würdig herauszugeben, wie ich es vermag.“[3] 1967 starb sie in einem Altenheim in Lütjensee bei Hamburg.
Text: Brita Reimers