Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Louise Besser

(12.4.1889 Neuhaldensleben (heute: Haldensleben) - 6.9.1982 Hamburg)
Lehrerin, Leiterin des Fröbelseminars (später Fachschule für Sozialpädagogik – Fröbelseminar, Wagnerstraße 60)
Bundesstraße 41: Ehemals hier das Fröbel-Seminar. Ausbildung junger Kindergärtnerinnen und Sozialpädagoginnen. (Inschrift noch vorhanden) (Wirkungsstätte)
Osterstraße 13 (Wohnadresse ab 1952, lebte mit ihrer Freundin, der Ärztin Erika Schädrich zusammen in der 2½ Zimmer-Wohnung)
Bestattet auf dem Alten Niendorfer Friedhof, Promenadenstraße 8, Grablage: Abt. V, Reihe 48, Lage 18


3569 Louise Besser
Louise Besser

Tochter eines Buchhändlers und seiner Frau Louise Marie, geb. Gorges. Ihr Vater starb, als Louise zwei Jahre alt war. Sie besuchte das Lehrerinnenseminar in Wolfenbüttel und unterrichtete danach in ihrer Heimatstadt. Später machte sie Abitur und das Staatsexamen in Geschichte, Deutsch, Theologie und Philosophie. Von 1919 bis 1925 war sie als Leiterin der Sozialen Frauenschule und des Jugendleiterinnenseminars im Verein Jugendheim in Charlottenburg tätig. Von 1925 war sie in Breslau Leiterin der Städtischen Sozialpädagogischen Frauenschule, der Kinderpflegerinnenschule, des Kindergärtnerinnen- und Jugendleiterinnenseminars und der Wohlfahrtsschule.
Von 1925 bis 1933 war sie Vorstandsmitglied der Berliner Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit, gegründet von Alice Salomon.
Walter Thorun schreibt in seinem Portrait über Luise Besser: „Bemerkenswert war ihr feines Gespür für die drohenden Gefahren – schon vor 1933 – am politischen Horizont: ‚Autoritätsstaat und Machtstaat sind stets verbunden mit der Unterdrückung der Frau‘ (1931) – und beim Blick auf die militante Formation des – zunächst – ‚Freiwilligen Arbeitsdienstes‘ die von ihr empfundene Ahnung der ‚… Vorbereitung der Jugend auf ‚wenn’s losgeht‘, wie sie sich ausdrückte. Die Ahnungen drohender Unmenschlichkeit verstärkten sich 1936 und erst recht 1939 bei dem kriegerischen Angriff gegen Polen.“[1]
Nach ihrer Ausweisung aus Breslau durch die polnischen Behörden zog sie nach Hamburg. Hier arbeitete sie von 1947 bis 1948 als Lehrerin für sozialpädagogische Aufgaben und betrieb nach dem Zweiten Weltkrieg mit Conradine Lück u.a. die Wiederbegründung des „Pestalozzi-Fröbel-Verbandes“ (1948). Motivation hierfür erhielt sie durch die Tatsache, dass nach dem Zweiten Weltkrieg viele Kinder ohne Aufsicht den Tag verbringen mussten, während ihre Eltern auf Wohnungssuche waren oder arbeiten mussten.
„Luise Besser war nie ohne Hoffnung auf eine bessere Welt, auf Möglichkeiten der Weiter- und Höherentwicklung des Menschseins; sie war getragen von einem unstillbaren Harmonieverlangen und der Festigkeit im christlichen Glauben. Immer wieder waren es die kleinen, scheinbar am Rande liegenden Dinge, in denen sie das große und Erhabene im unendlichen Zusammenhang von Mensch und Natur entdeckte. Von daher stammte ihre tiefe Verehrung der beiden großen Pädagogen Pestalozzi und Fröbel, deren beider Namen sie 1948 – zusammen mit Herman Nohl – in dem wiedergegründeten Fachverband (PFV) fest verankerte.“[1]

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Grab Louise Besser, Quelle: ©kulturkarte.de/schirmer

Bis 1958 war Louise Besser Vorsitzende des Hauptverbandes des Pestalozzi-Fröbel-Verbandes (PFV); von 1948 bis 1954 (Pensionierung) Direktorin des Fröbel Seminars ( Bundesstraße 42, Nachfolgerin von Conradine Lück); 1954 Mitbegründerin und ab 1955 1. Vorsitzende der Aktion „Kinderparadies“ zur Förderung und Einrichtung von beaufsichtigten Kinder-Spielplätzen in Hamburg; 2. Vorsitzende des Vereins „Nachbarschaftsheim St. Pauli“; Mitglied des Hauptvorstandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und seit 1959 Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.
Text: Rita Bake

Siehe auch Johanna Goldschmidt