Lydia Morewood
(25.12.1808 Wandsbek - 22.8.1904 Wandsbek)
Stifterin. Tochter des Kaufmanns Joseph Morewood
Schwester: Helene Morewood
Böhmestraße 20: Altenwohnstift
Namensgeberin für: Lydiastraße in Hamburg Wandsbek seit 1884
Lydia Morewood war die Tochter von Sophie Margarethe Morewood, geb. Dallmer (1778-1865), und Joseph Morewood (1757-1841). Sie hatte noch elf Geschwister, von denen sie und ihre Schwester Nelly (Helene) (1807-1883) unverheiratet blieben. Beide Schwestern, so heißt es in den Chroniken über die Familie Morewood, sollen sich nichts aus Männern gemacht haben, obwohl sie sicherlich einen Mann „abbekommen“ hätten, waren sie doch eine „gute Partie“.
Im Alter von 77 Jahren machte Joseph Morewood 1834 sein Testament, um seine Witwe und die beiden unverheirateten Töchter finanziell abzusichern. Seine Frau, die damals 56 Jahre alt war, setzte er als Universalerbin seines Vermögens ein, das in erster Linie aus Grundeigentum bestand. Nach dem Tod seiner Frau sollte das Grundeigentum an die „unversorgten“ ledigen Töchter gehen.
So geschah es dann auch. Nachdem ihre Mutter 1865 gestorben war, erbten die beiden Töchter ein großes Vermögen. Um 1870 entsprachen sie einem Wunsch ihres Vaters und ließen den schlichten Backsteinbau an der Böhmestraße 20 in Hamburg Wandsbek errichten, um dort die Morewood-Stiftung einzurichten. „In einem Erbvertrag und der angeschlossenen Stiftungsurkunde setzten Helene und Lydia Morewood sich zunächst gegenseitig für Lebzeiten als alleinige Erben des verbliebenen Vermögens ein, soweit es nicht durch die Stiftung festgelegt würde. (…) In der eigentlichen Stiftungsakte heißt es dann wörtlich: ‚Demnach unser in Gott entschlafener Vater Joseph Morewood, als er vor vielen Jahren nach Hamburg übersiedelte, das Gelübde geleistet hat, daß, wenn die Vorsehung ihn mit irdischen Gütern segnen sollte, er solche zum Besten seiner hilfebedürftigen Mitmenschen verwenden werde, und da wir durch günstige Veräußerungen des nachgelassenen Grundbesitzes in den Stand gesetzt worden sind, in seinem Geiste zu verfahren, so fühlen wir uns verpflichtet, diesen Segen zum größten Teile zum Besten unserer Mitmenschen zu verwenden, und nunmehr in dankbarer Erinnerung an unseren Vater dasjenige auszuführen, was ihm zu verwirklichen nicht beschieden war. Wir genannten beiden Schwestern ordnen an und begründen demnach unter Vorbehalt Landesherrlicher Genehmigung aus dem uns nach dem Testamente unseres seligen Vaters erb- und eigentümlich angefallenen und uns gerichtlich zugeschriebenen Grundbesitz zu Wandsbek mit Zubehörungen unter dem Namen: Das Morewoodsche Stift eine immerwährende Stiftung und milde Anstalt zu dem Zwecke der Unterstützung bedürftiger Mitmenschen mit freier Wohnung und bestimmten Revenuen (Einkünften) in der Weise, daß, wenn bedürftige Nachkommen in direkter Linie von unsern Eltern Joseph Morewood und Sophia Margaretha Morewood geborene Dallmer vorhanden sind, diese vor anderen die Anwartschaft auf Beteiligung an dieser Stiftung haben sollen und treffen für diese Stiftung folgende nähere Bestimmungen. (…) Vorbedingung für Personen, die in das Morewood-Stift aufgenommen oder aus derselben Unterstützung genießen wollen, sind Würdigkeit und Hilfsbedürftigkeit. Wenn keine Aspiranten (Anwärter) aus der Morewoodschen Familie vorhanden sind, so sollen die Wohnungen und Einkünfte aus der Stiftung anderen Hilfsbedürftigen der Stadt Wandsbek gegeben werden und zwar namentlich Witwen und unverheirateten Töchtern aus der Familie von Predigern, Lehrern, Ärzten, Juristen, Kaufleuten, Fabrikanten oder ähnlichen Ständen. Sollten sich im Laufe der Zeit nicht immer genügend Anwärter zum Genuß der Stiftung finden, so ist es den Direktoren der Stiftung freigestellt, aus den erübrigten Mitteln ein Stipendium für Studierende und Künstler aus Wandsbeker Familien zu begründen.‘ (…)
Zur Aufnahme der Bedürftigen wurde in der früheren Stiftstraße ein besonderes Gebäude errichtet, das 8 kleine Wohnungen enthält, den Insassen außerdem eine jährliche Unterstützung gewährt und ein Stück Gartenland zur Verfügung stellt.“[1]
1991 überließ der Stiftungsvorstand das Gebäude dem Wandsbeker Heimatverein, der in dem Haus sein Heimatmuseum errichtete.
Text: Rita Bake