Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Mädchenheim “Vorasyl“

Böckmannstraße 28 (ehemals)


Das Haus in der Böckmannstraße 28, in dem das Mädchenheim „Vorasyl“ untergebracht war, war im Besitz des “Katholischen deutschen Frauenbundes, Zweigverein Hamburg”. Der Vereinszweck war: Katholische Frauen aller Schichten und Betätigungskreise zur gegenseitigen Förderung zusammenzuschließen, ihre Fraueninteressen zu vertreten, sie über Fragen und Aufgaben der Gegenwart aufzuklären und wissenschaftlich- soziale und caritative Gemeinschaftsarbeit zu leisten.”
Der Verein hatte verschiedene soziale Einrichtungen: 2 Kinderhorte, Flickstuben, Wöchnerinnenfürsorge und das 1923 eingerichtete “Vorasyl”, ein Heim für „sittlich gefährdete und gefallene” oder obdachlose Mädchen und Frauen unter 30 Jahren. Es bestand aus vier Räumen, davon ein Raum mit sieben Betten und etlichen Notbetten für die Mädchen und Frauen, die entweder von der Sittenpolizei eingeliefert worden waren oder aus eigener Motivation dorthin gekommen waren. Das “Vorasyl” diente als Zufluchtsstätte für Frauen und Mädchen, die sich in einer Notlage befanden. Durch die Nähe zum Hauptbahnhof wurden in erster Linie jugendliche Prostituierte, die von der Polizei aufgegriffen worden waren, ins “Vorasyl” gebracht, welches als Einrichtung der offenen Fürsorge zu sehen war. Die Frauen wurden solange im “Vorasyl” behalten, bis ihre Angaben überprüft, ihre Körper und Kleidung gereinigt waren. Es wurde auch versucht, sie in Dienstmädchen-Stellen zu vermitteln. Manche Frau wurde aber auch nach ihrem Aufenthalt im “Vorasyl” zwangsweise in eine Fürsorgeerziehung eingewiesen.
Text: Rita Bake