Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft Hamburg
Parkallee 5 (ehemals)
In der Parkallee wohnte Helga Boysen, die Vorsitzende des 1909 gegründeten Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft Hamburg. Sein Zweck war: „1. Die Frauen aller Stände für die kolonialen Fragen zu interessieren. 2. Deutsche Frauen und Mädchen, die sich in den Kolonien niederlassen wollen, mit Rat und Tat zu unterstützen und Fraueneinwanderung in die Kolonien anzuregen. 3. Die Erziehung der weißen Kinder in den Kolonien zu fördern. 4. Frauen und Kindern in den Kolonien, die schuldlos in Not geraten sind, beizustehen. 5. Den wirtschaftlichen und geistigen Zusammenhang der Frauen in den Kolonien mit der Heimat zu erhalten und zu stärken.” (Jahrbuch der Frauenbewegung 1914.)
Der Frauenbund war bei der Vermittlung von Frauen in die Kolonien besonders nach Südwestafrika behilflich. Wesentliches Ziel des Frauenbundes war es, wie die Vorsitzende des deutschen Frauenbundes, Freifrau von Liliencron erklärte: „die Eingeborenen zur Arbeit [zu] erziehen und ihnen christliche Gesittung bei [zu]bringen. Die deutsche Frau ist das beste Vermittlungsglied zwischen den Eingeborenen und der weißen Rasse, ihr Wort und ihr Einfluß findet leichteren Eingang bei ihnen, weil sie meistens zu der weißen Frau wie zu einer Art höheren Wesens aufsehen und sich daher williger von ihr leiten lassen. Das ist auch der Grund, weshalb die weiße Frau bei den Naturvölkern so dringend notwendig ist für alle Wohlfahrtseinrichtungen, die ins Leben gerufen werden.“ (zitiert nach Kirsten Heinsohn: Politik und Geschlecht. Zur politischen Kultur bürgerlicher Frauenvereine in Hamburg. Hamburg 1997, S. 334.).
Der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft lehnte eine Beziehung zu den Frauenverbänden der bürgerlichen Frauenbewegung ab, obwohl die Ziele des Frauenbundes nicht mit denen des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins konträr liefen, der auch Auswanderinnen im Sinne der Deutschen Kolonialpolitik betreute. Der Frauenbund orientierte sich an der Deutschen Kolonialgesellschaft. Die Mitgliederzahl im Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft belief sich 1918 auf ca. 480 Personen (Heinsohn, S. 335.)
Text: Rita Bake