Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Haushaltungsschule

Hohe Weide 12 (ehemals)


Heute steht an dieser Stelle ein Neubau, in dem sich das Staatliche Studienseminar befindet. 1894 wurde in den unteren Räumen eines Knabenhortes die Haushaltungsschule des Vereins für Haushaltungsschulen in Eimsbüttel, dessen Ehrenvorsitzende Frau Senator Holthusen war, eröffnet. Der Vereinszweck war: „Errichtung und Fortführung einer oder mehrerer Haushaltungsschulen in Eimsbüttel, in welchen Mädchen aus den unbemittelten Ständen kurz vor oder nach Austritt aus der Schule durch planmäßige Anleitung und praktischen Unterricht zur Führung eines einfachen Haushalts herangebildet werden. Schulausbildung: sechs Jahreskurse, die sich auf die Wochentage verteilen. In jedem Kursus einmal wöchentlich Unterricht von 11 bis 3 ½ Uhr. Derselbe umfaßt Kochen, Scheuern, Waschen, Plätten und zerfällt in den theoretischen, insbesondere über den Nährwert der Speisen, und den praktischen. Gekocht werden nur einfache, nahrhafte Speisen. Der Unterricht ist kostenfrei; jede Schülerin erhält eine Portion Essen. Die unterrichteten Mädchen sind zum größten Teil Volksschülerinnen der ersten Klasse, denen von der Oberschulbehörde die Erlaubnis zur Teilnahme gegeben wird.
Auf Bestellung werden regelmäßig Extraportionen gekocht, welche zum Preise von durchschnittlich 30 Pfennige für Rechnung Mildtätiger an Bedürftige abgegeben werden.
Ostern 1906: 145 Schülerinnen. Den Unterricht erteilen die zu diesem Zwecke beurlaubten Volksschullehrerinnen.” (Joachim, Hermann: Handbuch der Wohltätigkeit in Hamburg, 1909.)
Sowohl die bürgerlichen Frauenverbände als auch die Kirchen und sozialpolitischen Institutionen Hamburgs waren sich darin einig, dass die Not der Arbeiterschaft u. a. eng mit der familiären Situation in den Arbeiterfamilien zusammenhänge. Der Direktor des öffentlichen Armenwesens, Dr. Buehl, sah in der Wirtschaftsführung der Ehefrau eine wesentliche Ursache für die Verarmung und so äußerte er 1901: „Wohl jeder, der in der praktischen Armenpflege steht, hat (...) nicht selten ganz direkt feststellen können, daß zwar Trunksucht, Arbeitsscheu und Liederlichkeit des Mannes die unmittelbare Ursache der Verarmung bildeten, daß aber der Mann kaum auf diese schiefe Ebene gekommen wäre, wenn die Frau gut gewirthschaftet, für ihn und die Kinder ordentlich gesorgt und ihm namentlich die eigene Häuslichkeit zu einem gemüthlichen Heim auszugestalten verstanden hätte.” (zitiert nach: Kerstin Heinsohn: Politik und Geschlecht. Zur politischen Kultur bürgerlicher Frauenvereine in Hamburg. Hamburg 1997 S. 130.)
Um der Not entgegenzuwirken, sollten Haushaltungsschulen für junge Mädchen errichtet werden. Auch die bürgerlichen Frauenvereine stimmten dem zu. Sie verfolgten jedoch „mit der hauswirtschaftlichen Unterweisung eine andere Intention. Für die engagierten Frauen gehörte der Haushaltungsunterricht unmittelbar zu ihren Forderungen nach Verbesserung der allgemeinen Frauenbildung und der Aufwertung von Hausarbeiten.” (Kirsten Heinsohn, 1997 S. 131.)
Text: Rita Bake