Heim für junge Mädchen
Bleichenbrücke 12 (ehemals)
Der Blick von der kleinen steinernden Bleichenbrücke über das träge dahinfließende Wasser des Alsterfleets lässt an das von Grachten durchzogene Amsterdam erinnern. Wenige Schritte entfernt, an der Stelle, wo das 1906 erbaute Kaufmannshaus an der Bleichenbrücke 10 steht, wurde 1894 im heute nicht mehr vorhandenen Haus Nummer 12 das von der evangelischen Kirche unterhaltene Heim für junge Mädchen eröffnet. Es wollte „den hier in gewerblicher Stellung arbeitenden jungen Mädchen (Handlungsgehülfinnen, Telephonistinnen, Buchhalterinnen, Kontoristinnen, Lehrerinnen u. a.) christliche Familiengemeinschaft bieten, sie in nützlichen Kenntnissen für ihren Beruf fördern und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, sonderlich durch Stellenvermittlung, Rechtsbeistand und Vertretung ihrer gemeinsamen Interessen“.[1] Es standen Zimmer „für Passanten wie zur dauernden Vermietung zur Verfügung“. Geboten wurden ein Mittagstisch, „Handelsschulkurse, Unterricht in Stenographie, Buchführung, fremden Sprachen, Stenographie in fremden Sprachen, französische und englische Konversationsabende, Singstunde, Bibelbesprechungen, Vorträge und Unterhaltungsabende“.[1] Außerdem war eine Unterstützungskasse in Form einer Gegenseitigkeitsversicherung für Not und Krankheitsfälle eingerichtet worden, schrieb 1903 der „Führer durch das kirchliche Hamburg“.
Text: Rita Bake