St. Annen Kapelle
Bei St. Annen (ehemals)
Als die Speicherstadt noch ein mit Giebel- und Fachwerkhäusern bebautes Wohn- und Geschäftsviertel war, stand an der heutigen Straße Bei St. Annen eine im Mittelalter erbaute Kapelle, die 1869 beim Bau der Speicherstadt abgerissen wurde. Heute erinnert eine kleine Statue der St. Anna an der Fassade des Gebäudes am Sandtorkai [1] an die Kapelle. in Im November 1883 begann der Abbruch der Häuser um St. Annen. Dazu Wilhelm Melhop in seiner Historischen Topographie : „Die Südseite des Dovenfleth war völlig dem Erdboden gleich gemacht, mit dem ehemaligen Bürgergefängnis daselbst waren im Abbruch begriffen. Die Gegend bei St. Annen (...) stellte ein ähnliches Bild der Verwüstung dar. (...) Bei der Ausgrabung des Grundes in der Gegend der jetzigen St. Annenbrücke und des St. Annenfleths fand man im Mai 1884 und auch noch 1885 menschliche Gerippe und Schädel in großer Anzahl. Hier war der ehemalige St. Annen-Kirchhof bloßgelegt worden. Die Gebeine der Verstorbenen wurden auf Frachtwagen nach Ohlsdorf geschafft und dort in einer großen Grube verscharrt, welches summarische Verfahren bei einer dermaleinstigen Auferstehung sehr viel Verdruß verursachen dürfte“. [2]
Der Kult um die Heilige Anna, die Mutter Marias, begann im westlichen Europa im siebten Jahrhundert. Sieben hundert Jahre später avancierte sie in den norddeutschen Küstenregionen zu einer „beliebten Schutzherrin (...), alleine vier Bruderschaften in Hamburg standen unter ihrem Patronat“. So „die Bruderschaft der hl. Anna zu St. Jakobi, gehalten von Fischern und ihren Knechten; die Bruderschaft der hl. Anna zu St. Katharinen, gehalten von den Spundern; die Bruderschaft der hl. Anna zu St. Johannis, gehalten von den Islandfahrern; die Bruderschaft der hl. Anna zu St. Marien Magdalena, gehalten von den Seefahrern“, 3) heißt es im Katalog zur Ausstellung „Goldgrund und Himmelslicht – Die Kunst des Mittealters in Hamburg 2000“.
Obwohl die heilige Anna in erster Linie Schutzpatronin der Bergleute war, wurde sie auch von den Maurern, von Frauen in Kindsnöten, von Großmüttern und Witwen angerufen. Aber auch die Stadtbürgerinnen und -bürger des Spätmittelalters verehrten sie, weil ihr Lebenswandel ihren Wertvorstellungen entsprach: Mutter einer Großfamilie, Ehefrau ehrbarer Männer, rechtschaffen und von Pflichterfüllung durchdrungen, bei der Erzieherin ihrer Kinder auf gute schulische Ausbildung und sittliches Verhalten bedacht.
Eine Holzskulptur der Heiligen Anna mit Maria und dem Christuskind befand sich in der Gertruden Kapelle, die auch „Maurerkapelle“ genannt wurde, weil sich das Maureramt mit seiner Bruderschaft „der Allerheilligen der Murlüde“ für die Gertruden Kapelle engagierte.
Text: Rita Bake