Susanne Kandler
(27.7.1951 - 20.10.1999 Hamburg)
Referentin für Frauenkultur
Hohe Bleichen 22: Kulturbehörde (Wirkungsstätte)
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Grab: AD 25-404
1983 richtete die Kulturbehörde einen Etat für Frauenkultur ein. „Er entstand u. a. durch die Kritik Hamburger Fraueninitiativen an den tradierten Kunstformen und Kulturangeboten der Stadt, in denen Anknüpfungspunkte an die Interessen, Lebenszusammenhänge und gesellschaftliche Situation von Frauen ihrer Meinung nach nicht herzustellen waren. Die Forderung nach Voraussetzungen, die es auch Frauen ermöglichen, eine kulturelle Identität zu entwickeln, wurde nicht nur als politischer Bewußtseinsprozeß verstanden. Seine praktische Umsetzung, die Präsenz von Frauen und ihre Autonomie im Kulturleben standen im Vordergrund und wurde von Fraueninitiativen und Künstlerinnen selbst in die Hand genommen. Grundlage war ein erweiterter Kulturbegriff, in dem spartenübergreifende Projekte, ihre Organisation und öffentliche Präsentation durch Frauen im doppelten Sinne ‚Raum‘ fanden, so daß eigene Ideen, Sichtweisen und Werte ungefiltert in Aktionen, Kunst- und Kulturprojekte entfließen konnten, auf Wunsch auch vor einem ausschließlich weiblichen Publikum. Zunächst wurden einzelne Frauenkulturprojekte unterstützt, die zeitlich begrenzt und später z. T. auch längerfristig gefördert werden konnten“, [1] hieß es in den 1996 vom Referat für Frauenkultur herausgegebenen Materialien zur Frauenkultur in Hamburg.
Die Kulturbehörde war 1986 mit der Einrichtung einer Stelle für Frauenkultur bundesweite „Vorreiterin“. Da damals eine so genannte Lehrer/innenschwemme herrschte, erhielt Susanne Kandler im Rahmen des Programms „Lehrer in die Behörden“ diese Referentinnenstelle. Von 1986 bis zu ihrem Krebstod im Jahre 1999 betreute sie zuerst auf einer befristeten, ab 1990 dann auf einer unbefristeten Stelle die Frauenkulturprojekte. Sie förderte von Künstlerinnen initiierte und getragene kulturelle Einrichtungen und Vereine und begleitete sie unterstützend.
Nach ihrem Tod wurde ihr Aufgabengebiet von einer anderen Referentin mitbetreut. Ab 2003 gab es dann das Referat Frauenkultur in der gewohnten Form nicht mehr.
Text: Rita Bake