Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Wöchnerinnenheim in Hamburg

Bundesstraße 12 (ehemals)


Das Wöchnerinnenheim war ein Projekt des gleichnamigen Vereins „Wöchnerinnenheim e. V.“, dessen Vorsitzende lange Jahre Hedwig Gobert, geb. Hudtwalcker (1872-1956) war, eine sogenannte Höhere Tochter. Vereinsmitglieder kamen in der Hauptsache aus dem „gehobenen“ Hamburger Bürgertum. Der Vereinszweck war laut Satzung: „verheirateten Frauen, ohne Unterschied der Konfession, bei ihrer Niederkunft unter Aufsicht eines Arztes in den Räumlichkeiten des Wöchnerinnenheims Unterkunft und Pflege zu gewähren“,[1] d.h. das Wochenbett in ruhiger, reinlicher Umgebung unter Aufsicht eines Arztes und unter sachkundiger Pflege durchzumachen. Dabei sollten aber keine Wöchnerinnen aufgenommen werden, die von der staatlichen Armenpflege unterstützt wurden, sondern nur Frauen, die „in geordneten Eheverhältnissen leben, andererseits aber nicht in der Lage sind, ein ungestörtes Wochenbett im eigenen Heim durchzumachen. Besonders trifft dieses für solche Fälle zu, in denen vorhergehende Entbindungen schwere Gefahren für Mutter und Kind gebracht haben und wo man hoffen darf, durch eine sachgemäß geleitete Geburt und ein hygienisches Wochenbett die Mutter in kurzer Zeit wieder der familie und den häuslichen Pflichten zuzuführen“.[1]

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Bundesstraße 12; Quelle: Günter Stello

Der Verein gründete sich 1906 und hatte es schwer, Interessierte zu finden, die diese Sache unterstützten. Erst drei Jahre später konnte der Verein ein für diese Zwecke geeignetes Haus an der Bundesstraße 12 mieten. Es mussten noch einige Umbauten vorgenommen werden, dann aber konnte das Heim am 21. Oktober 1909 mit vier Betten eröffnet werden. Einen Tag zuvor war die erste Schwangere aufgenommen worden. Am 27. Oktober wurde dann die erste Entbindung vorgenommen. Bereits ein Jahr später musste schon das zwölfte Bett angeschafft werden.
Die Unterhaltskosten des Wöchnerinnenheimes wurden aus den Einkünften des Vereins bestritten. „Letztere bestehen in den Zinseinnahmen der vorhandenen und zu sammelnden Kapitalien, in den freiwilligen Zuwendungen, den jährlichen Beiträgen der Mitglieder und Kontribuenten [Personen, die keine Vereinsmitglieder sind, aber durch Zahlung von Jahresbeiträgen, den Verein unterstützen], sowie in den Zahlungen der Wöchnerinnen, soweit sie in der Lage sind, Zahlungen zu leisten.“[1]
Im ersten Jahr seines Bestehens waren im Wöchnerinnenheim 191 Frauen aufgenommen worden, von denen in dieser Zeit 188 entbunden hatten. Sechs Kinder starben unter der Geburt. Durchschnittlich blieben die Frauen zwei Wochen im Heim. Ihre Ehemänner waren in erster Linie Kaufmänner und Arbeiter gefolgt von Seemännern, Beamten und Handwerkern.
Knapp zwanzig Jahre später waren 1928: 634 Entbindungen vorgenommen worden, keine Frau war verstorben. Von den Kindern waren zwei vor der Geburt und fünf während der Geburt verstorben.
Das Wöchnerinnenheim wurde von einem Ausschuss von zwölf Vereinsmitgliedern verwaltet. Unter ihnen befanden sich sowohl Männer als auch Frauen. Der Ausschuss bestimmte aus seiner Mitte jeden Monat eine Dame, die für den folgenden Monat die häuslichen Arbeiten im Heim beaufsichtigte und mindestens zweimal die Woche kam und auch der Oberin behilflich war. Geleitet wurde das Heim von einem dem Ausschuss angehörenden Arzt, dem die Oberin unterstellt war, die eine geprüfte Hebamme sein musste. Ihr Name war Olga Klewe. Außerdem gab es noch zwei weitere Pflegekräfte und zwei Mädchen zur Bedienung.
Text: Rita Bake