Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Evelyn Hamann Evelyn Hamann, bürgerlich Eveline Braun

(6.8.1942 Hamburg – 27.10.2007 Hamburg)
Schauspielerin
Gymnasium Bondenwald, Bondenwald (zur Schule gegangen)
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Harvestehuder Weg 12 (Ausbildungsstätte)
Hamburg-Harvestehude (Wohnadresse)
Nonnenstieg 26 (Wohnadresse)
Bestattet auf dem Alten Niendorfer Friedhof, Promenadenstraße 8, Grablage: Abt. 6, Reihe 13, Nr. 36


Evelyn Hamanns Eltern waren Musiker: ihr Vater Geiger und Konzertmeister des NDR-Sinfonieorchesters und Gründer des Hamann-Quartetts, ihre Mutter Sängerin und Musikpädagogin. Ihr Großvater war Konzertmeister in Berlin gewesen, ihr Bruder Gerhard war Professor für Violoncello. Evelyn Hamann schlug nicht die Musikerinnenlaufbahn ein, sondern absolvierte eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg. Nach Ausbildungsschluss „übernahm Hamann kleinere Rollen am Thalia-Theater. 1964 heiratete sie Hans Walter Braun. Das Paar hatte sich am Theater in Hamburg kennengelernt.
1968 erhielt sie am Jungen Theater in Göttingen ihr erstes Engagement. 1971 ging sie an die Städtische Bühne in Heidelberg (…). Nach zwei Jahren kehrte sie nach Norddeutschland zurück und wurde Mitglied des Ensembles am Theater Bremen. Dort gab sie bis 1979 einige große Rollen, so die Marthe Schwerdtlein in Goethes Urfaust und die Alte in Ionescos Die Stühle. Außerdem arbeitete sie als Synchronsprecherin.
1976 wurde die Ehe mit Hans Walter Braun geschieden.

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Evelyn Hamann nach einer Lesung mit Vicco von Bülow Anfang der 1980er-Jahre, Quelle: Ralf Zeigermann (fotographer); cropped by Miss-Sophie, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Der Radio-Bremen-Unterhaltungschef Jürgen Breest entdeckte Evelyn Hamann am Bremer Theater, als bei Radio Bremen eine Schauspielerin für die Loriot-Produktionen gesucht wurde.
Loriot hatte für seine Sketch-Reihe eigentlich ‚eine blonde, pummelige Hausfrau‘ gesucht und sagte zu Hamann, nachdem sie ihm vorgespielt hatte: ‚Liebe Frau Hamann, wenn Sie auf unsere Kosten mehrere Wochen täglich Schweinshaxen essen, meinen Sie, Sie werden dann fülliger?‘ Doch Hamann, die hager und brünett war, überzeugte ihn so sehr, dass er sich trotzdem für sie entschied: ‚Gut, dann eben nicht pummelig.‘ So wurde sie ab 1976 als Loriots Partnerin in zahlreichen Sketchen einem größeren Publikum bekannt. Mit unbewegter Miene und hanseatisch trockenem Humor schrieb sie Fernsehgeschichte, (…)
Hamann spielte 1988 und 1991 auch in den Loriot-Filmen Ödipussi und Pappa ante Portas jeweils die weibliche Hauptrolle. Sie selbst sagte von der Zusammenarbeit, dass sie von Loriot jene Detailversessenheit gelernt habe, die für wirkliche Komik unerlässlich sei: ‚Die Inszenierung von Humor erfordert Strenge, Kunstfertigkeit und Disziplin.‘ (…).“ [1]
„Die Hamann und Loriot - das war ein Komikerduett ohne Anzüglichkeit und Vulgarität, eher ein Paar, das mitten in den Siebzigern, dem deutschen Jahrzehnt ehetherapeutischer Erkundungsreisen (‚Ich bin ich, Du bist du‘) die Steifheit und Verklemmtheit der deutschen Seelenlandschaften auf die Schippe zu nehmen verstand, ohne die Protagonisten der Lächerlichkeit preiszugeben.
Loriot und die Hamann in ihren Sketchen - das sind auch Dokumente aufbrechender Verklemmungen und Geschichten von der Mühe, immer locker zu bleiben und es nicht zu können. Im Sinne Sigmund Freuds könnte man sagen: Beide haben mit ihren Filmen schwer im Bergwerk der neuen deutschen Lockerheit gearbeitet, sie haben mehr zur Zivilisierung deutscher Lüsternheit und verschwitzter Phantasien beigetragen als die meisten Aufklärungsfilme jener Zeit. Ihr Mittel? Das befreiende Lachen, das uns Frieden finden lässt mit den Unpässlichkeiten des Lebens.“ [2]
„Als einfallsreiche Mutter, die bei der Postenvergabe benachteiligt wird, erscheint sie in ‚Wut im Bauch‘ (1998), in ‚Ehemänner und andere Lügner‘ (2000) spielt sie eine betrogene Ehe- und Hausfrau, die jegliche Zurückhaltung ablegt und zu großer Form aufläuft. Zu einer für sie besonders prägenden Rolle entwickelt sich der ARD-Quotenrenner ‚Adelheid und ihre Mörder‘, in der sie mit dem Satz ‚Ich glaube, ich kenne den Mörder‘ jeden Fall zu einer Lösung führt. Bei ihren Rollen kam es Evelyn Hamann nach eigenen Worten darauf an, auf glaubwürdige Weise normale Menschen darzustellen. ‚Für mich ist wichtig, dass sich der Zuschauer denkt: Ja, so eine Frau kenne ich wirklich.‘“ [3]
„Nach ihrer Scheidung lebte sie in Hamburg, zuletzt mit ihrem Lebenspartner, dem Schauspieler Stefan Behrens.(…)“ [4]
„In ihrem Privatleben gab sich Hamann selbst für eine Hamburgerin ungewohnt hanseatisch-zurückhaltend. Die vielen Partys der Stadt, bei denen sich die Sternchen und Stars mit warmen Mahlzeiten versorgen, mied sie, aber nicht nur das: Öffentliche Auftritte gab es bei ihr generell kaum. Journalisten gehörten nicht zu ihren Freunden. So viel ist dennoch bekannt: Sie war einmal kurz verheiratet, liebte Katzen und Wagner-Musik und wenn sie sich entspannen wollte, malte sie. Kollegen können auch von der sperrigen Grandezza Hamanns erzählen, die sich auch an den Drehorten zuweilen scheu gab. Oft übernachtete sie in anderen Hotels als das übrige Team.“ [5]

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Grab Evelyn Hamann auf dem Alten Niendorfer Friedhof, Quelle: Foto: Udo Grimberg, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

„Evelyn Hamann starb in der Nacht zum 28. Oktober 2007 an den Folgen eines malignen Lymphoms, das zehn Monate zuvor bei ihr diagnostiziert worden war.“ [6]
Anlässlich ihres Todes gab es viele Würdigungen: „Kulturstaatsminister Bernd Neumann sagte, Hamann habe an der Seite Loriots Fernsehgeschichte geschrieben. ‚Wie kaum eine andere vermochte sie es, die Gefährdungen durch Alltag und Mitmenschen in den komischsten Farben zu zeichnen.‘ Auch wenn sie dank ihrer Wandlungsfähigkeit ebenso in ernsten Rollen zu überzeugen vermocht habe, ‚werden uns besonders ihr unvergleichlicher Witz und ihr subtiler Humor fehlen.‘
ARD-Programmdirektor Günter Struve würdigte Hamann als ‚brillante Schauspielerin‘. Ihr Markenzeichen sei ihr ‚hanseatisch-trockener Humor und ihr spröder Witz‘ gewesen. (…)
Hamann wurde für ihre Leistungen mehrfach ausgezeichnet. Allein die Goldene Kamera der Illustrierten ‚Hörzu‘ erhielt sie drei Mal im Zehn-Jahres-Rhythmus: 1977, 1987 und 1997. Außerdem ehrte sie RTL 1997 mit dem Goldenen Löwen. Im gleichen Jahr bekam Hamann den Bayerischen Fernsehpreis für die beste Seriendarstellerin – als Sekretärin Möbius in ‚Adelheid und ihre Mörder‘.“ [7]