Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Elisabeth Flitner Elisabeth Flitner, geb. Czapski

(25.10.1894 Jena – 21.5.1988 Tübingen)
Nationalökonomin und Sozialwissenschaftlerin
Polostraße 4 (Wohnadresse)
Wagnerstraße 60: Fachschule für Sozialpädagogik (Wirkungsstätte)
Fruchtallee 15: Kinderschutzbund (Wirkungsstätte)
Bestattet auf dem Nienstedtener Friedhof, Nienstedtener Marktplatz 19a, Grablage: Abt. C2, Nr. 146-147


Elisabeth Flitner war das fünfte von acht Kindern von Margarete Czapski, geb. Koch und des Physikers Siegfried Czapski, der starb, als Elisabeth 13 Jahre alt war.
1915 gehörte Elisabeth Flitner zum ersten Jahrgang von Abiturientinnen in Thüringen.
Elisabeth Flitner studierte Nationalökonomie und Sozialwissenschaften in Berlin, München und Heidelberg. 1925 promovierte sie in Jena mit der Arbeit über das Problem der Bedürftigkeit in der Kriegsfamilienfürsorge.

3914 Elisabeth Flitner
Elisabeth Flintner

Schon während ihres Studium hatte die damals 23-Jährige den Pädagogen Wilhelm Flitner (1889-1990) geheiratet. Die beiden hatten sich im Serakreis um den Verleger Eugen Diederichs kennen gelernt. Bei diesem Kreis handelte es sich um eine freistudentische Gruppierung innerhalb der frühen Jugendbewegung und der Lebensreformbewegung.
Das Paar lebte bis 1926 in Jena, dann wurde Wilhelm Flitner als außerordentlicher Professor für Philosophie und Pädagogik an die Universität Kiel berufen und war dort bis 1929 tätig. Danach kam er als ordentlicher Professor an die Universität Hamburg. Dort leitete er das Seminar für Erziehungswissenschaften sowie das Pädagogische Institut. Elisabeth Flitner zog mit den gemeinsamen Kindern – das Paar bekam vier Kinder - immer mit.
Elisabeth Flitner war als Volkshochschuldozentin tätig. 1933 wurde sie wegen ihrer jüdischen Herkunft aus dem Dienst entlassen.
Während der Kriegszeit wurde ihr Haus zu einer Begegnungsstätte für Menschen, die dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüberstanden.

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Grab von Elisabeth und Wilhelm Flintner, Quelle: Evergreen68, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus arbeitete sie ab 1945 als Dozentin an der Fachschule für Sozialberufe in Hamburg und organisierte Selbsthilfeeinrichtungen für notleidende Frauen. Außerdem war Elisabeth Flitner langjährige Vizepräsidentin und zuletzt Ehrenvorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes.
Elisabeth Flitner war nicht die Ehefrau, die hinter ihrem Mann stand. Sie hatte als Wissenschaftlerin und Erwachsenenbildnerin Einfluss auf ihren Mann und nahm teil an den Diskussionen um die gesellschaftliche „soziale Frage“.
Text: Rita Bake