Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Maria May Maria May, gesch. Bernatzik

(24.9.1900 Berlin – 28.10.1968 Berlin)
Textildesignerin, Leiterin der Meisterschule für Mode in Hamburg
Elbchaussee 352 (Wohnadresse)
Meisterschule für Mode, heute: Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Fakultät Design, Medien und Information (DMI): Armgartstraße 54 (Wirkungsstätte)


1917 machte Maria May Abitur: ursprünglich wollte sie Malerin werden, schlug dann aber die pädagogische Laufbahn ein und schloss diese 1921 mit dem Examen als Kunsterzieherin ab (Zeichenlehrerprüfung für Höhere Lehranstalten). Von 1922 bis 1931 arbeitete sie dann als Lehrerin und Werkstattleiterin der Klasse für dekorative Malerei und Textilstudio an der größten deutschen Privatschule für Kunst und Kunstgewerbe, der Reimann-Schule in Berlin.

3923 Maria May
Maria May; Foto aus https://design.haw-hamburg.de/wp-content/uploads/2014/10/illustrierte_chronik.pdf

1926 erhielt sie die Befähigung zur Anstellung als Studienrätin (Oberzeichenlehrerin). Von 1926 bis 1927 arbeitete sie auch beim Lette-Verein Berlin als Werkstattleiterin bis die dortige Textilwerkstatt an die Reimann Schule verlegt wurde.
Seit 1927 war sie mit der Entwicklung von Spritzdekorstoffen beschäftigt, die unter dem Namen „May-Stoffe“ vermarktet wurden. Die Stoffe wurden von den Vereinigten Werkstätten in München und den Industriewerken in Plauen produziert. Maria May wurde durch diese Stoffe europaweit bekannt.
Sie entwarf auch gespritzte Schaufensterrückwände und Messegestaltungen. Ab 1930 war sie auch für mehrere Tapetenfabrikanten tätig, so entwickelte sie 1932 für die Tapetenfirma Rasch eine eigene Kollektion (May-Tapeten), 1931 wurde sie Künstlerische Leiterin der Christian Dierig AG, 1930 wurden ihre Arbeiten in New York ausgestellt. 1937 übernahm sie die Leitung der Abteilung „Manufaktur“ des deutschen Mode-Instituts in Berlin.
In der NS-Zeit trat Maria May, geschiedene Bernatzik, keiner NS-Organisation bei. (Staatsarchiv Hamburg 221-11, Misc 10731)
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus arbeitete sie zwischen 1946 und 1955 als Leiterin der Klasse für Stoffmalerei und Textilentwurf an der Landeskunstschule in Hamburg.
„Die Berufung von Maria May, der ehemaligen Leiterin des Reichsmodeamtes im NS-Staat, für die Entwurfsklasse für Flächenmuster galt in der Landeskunstschule als umstritten. Alfred Mahlau unterstützte ihre Berufung, sie hatten bereits in den Kriegsjahren erfolgreich zusammengearbeitet: ‚Maria May ist nun fast verpflichtet, ich bin sehr froh darüber, sie ist eine, wenn nicht ‚die‘ tüchtigste Textilerin.‘ Maria May wurde zunächst als freischaffende Lehrkraft zum 1. Dezember 1946 in der Landeskunstschule angestellt und leitete später die Hamburger Fachschule für Mode. In den folgenden Jahren arbeitete Alfred Mahlau mit der Entwurfsklasse für Flächenmuster von Maria May intensiv zusammen, seine Klasse entwarf unter anderem Stoffe anhand von Stillleben. Am Beispiel von Maria May wird deutlich, dass bei den Berufungen der Dozenten durchaus direkte oder indirekte Kontinuitätslinien zu den Vorkriegs- und Kriegsjahrzehnten vorhanden waren. Die Chancen einer wirklichen Neuordnung des öffentlichen Dienstes waren außerordentlich gering und hatten eher restaurativen Charakter.“[1]
Von 1956 bis zu ihrer Pensionierung 1965 war sie dann Leiterin der Meisterschule für Mode in Hamburg.
Maria May betätigte sich auch frauenpolitisch. Sie begründete 1951 den 1933 verbotenen deutschen „Club berufstätiger Frauen“ wieder neu, d.h. die deutsche Niederlassung - „Deutscher Verband Berufstätiger Frauen“ der International Federation of Business and Professional Women (BPW), dessen Präsidentin sie von 1951 bis 1956 war. Zweck des Verbandes war: „Auf unmittelbarer und gemeinnütziger Grundlage alle Interessen der berufstätigen Frauen zu fördern, und die Mitglieder zu ermutigen, sich ihrer sozialen, beruflichen und wirtschaftlichen Verantwortung bewusst zu werden. Der Verband bemüht sich, durch seine Clubs die öffentliche Meinung über die Stellung der Frau im In- und Auslande zu beeinflussen“, heißt es im Handbuch deutscher Frauenorganisationen aus dem Jahre 1952.
Maria May führte 1952 die Woche der berufstätigen Frau durch und 1954 das erste UNO Seminar zum Thema berufstätige Frau, womit Maria May versuchte, eine gesellschaftliche Akzeptanz der berufstätigen Frau zu erwirken.
1966 zog Maria May in ihre Geburtsstadt Berlin zurück.
Text: Rita Bake