Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Magdalena Blohm Emma Magdalena Blohm, geb. Matthes

(30.06.1879 Bremen -17.02.1950 Caracas)
Kunstsammlerin
Harvestehuder Weg 36 (Wohnadresses)
Museum für Kunst und Gewerbe: Steintorplatz (Sammlung)


Kind einer Düsseldorfer Künstlerfamilie, Schwester des Malers Ernst Matthes, heiratete Otto Blohm, den Sohn einer Lübecker Kaufmannsfamilie mit Firmensitz in Caracas/Venezuela, den sie 1898 kennengelernt hatte.
Das Ehepaar Magdalena und Otto Blohm (1870-1944) sammelte mit Leidenschaft Porzellan. Auf ihrer Hochzeitsreise 1899 kaufte das Paar das erste Sammlungsstück. Sie sammelten mit Vorliebe Bonbonnieren, Schnupftabakdosen, Flakons und Commedia dell’arte-Figuren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Magdalena Blohm in die USA, sie starb in Caracas, wo ihre Söhne lebten. Sie vermachte ein Großteil ihrer Sammlung 1962 dem Museum für Kunst und Gewerbe.[1]
Im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ist das „Blohm-Zimmer“ ausgestellt, dessen Dekoration u. a. auch von Magdalenas Bruder Ernst Matthes ausgeführt wurde. Dieses Hamburg Zimmer, welches sich einst in Blohms Villa am Harvestehuder Weg 36 befunden hat, ist mit Wandmalereien und Porzellan aus der Villa der Blohm ausgestattet.
Anlässlich einer am 27. Juni 2005 im Auktionshaus Christie‘s in London erfolgten Versteigerung von Porzellan aus der Sammlung Magdalena und Otto Blohm wurden die Interessentinnen und Interessenten auch über den Lebensweg des Ehepaares Blohm informiert: „Als das Paar sich 1898 kennen lernte, trafen sich, wie Magdalena kurz vor ihrem Tod im Januar 1951 in Caracas in ihren Memoiren schrieb, zwei ‚geborene Sammler mit einer großen Liebe für Porzellan‘. Die Sammelleidenschaft der Blohms galt vor allem kleinen exquisiten Objekten – Bonbonieren, Parfum-Flakons, Teekännchen, Schnupftabakdosen, Pfeifenstopfern und Commedia dell’ Arte Figuren. Bereits als junges Mädchen hatte Magdalena die Fürstenberg Figur einer Katze und zwei russische Teetassen des Künstlers Edvard von Gebhard erstanden. Ihr erstes gemeinsam ausgewähltes Sammlungsstück erwarb das Paar auf seiner Hochzeitreise 1899 bei einer Antiquitätenmesse auf der Isle auf Wight. Bis zum Einsetzen des zweiten Weltkrieges befand sich die Sammlung in der Villa Blohm im Harvestehuder Weg in Hamburg. Als die ersten Bomben auf Deutschland fielen, verpackten die Blohms sorgfältig Stück für Stück und brachten sie nach Muggesfelde, zu dem Gutshof des Bruders Hermann Blohm außerhalb Hamburgs. In zunehmender Sorge um die fragilen Kleinode ließ Otto die Sammlung jedoch kurz darauf wieder nach Hamburg zurücktransportieren, wo er sie im Keller der Villa lagerte. 1944 verstarb Otto Blohm infolge eines Herzinfarktes und Magdalena blieb, da ihre Söhne Georg und Ernesto in Caracas das Familienunternehmen unterhielten und ihre Tochter Beatrice in den USA verheiratet war, alleine in Hamburg zurück. 1946 gelangte sie durch ihre Tochter und mit Hilfe des amerikanischen Roten Kreuzes über Schweden nach New York. In ihrem Koffer führte sie ihre geliebten Chelsea Schnupftabakdosen mit sich. Der Rest der beachtlichen Sammlung wurde durch die Unterstützung Erich Warburgs, einem Freud der Familie Blohm und Offizier der U.S. Army, kurz darauf nach New York gebracht. Zum Erstaunen Magdalenas und Beatrices waren ihre Schätze, bis auf einen Meißen Teller, unversehrt. Trotz ihrer ausgeprägten Liebe für das Porzellan, wollten die Blohms ihre Sammlung nicht für immer besitzen. Nach testamentarischer Verfügung Ottos und Magdalenas ging ein großer Teil ihrer Sammlung an die Bestände des Hamburg Museums. Ein zweiter Teil kam durch zwei Auktionen, 1961 und 1986, in den öffentlichen Verkauf. Der letzte Teil wird nun von Christie’s im Auftrag Beatrice von Rumohr Chelminski Cushman zur Versteigerung ausgerufen. Unter den rund 100 Losen finden sich alle großen Namen des europäischen Porzellans des frühen 18. Jahrhunderts: Kelsterbach, Meißen, Fürstenberg, Fulda, Höchst, Ludwigsburg, Berlin KPM, Chelsea, Wien Du Paquier und Zürich. Höhepunkte der Auktion sind eine Simon Feilner Commedia dell’ Arte Figur des Mezzetins (Schätzwert: £20,000-30,000), die Feilner um 1751/52 für das Haus Höchst modelliert hat, bevor er 1753 als Meistermodelleur zur Porzellanmanufaktur Fürstenberg wechselte, für die er 1755 eine Figur des Panatalone schuf, die zu einer Taxe von ebenfalls £20,000-30,000 angeboten wird. Von dem Kelsterbach Meistermodelleur Johann Carl Vogelmann kommen die bezaubernde Figurengruppe Liebeserklärung am Kaffeetisch (Schätzwert: £10,000-15,000) sowie ein vergoldeter und ein Commedia dell’ Arte Figur des Mezzetin, modelliert von Simon Feilner für Höchst, 1751/52 Schätzwert: 20,000-30,000 Böttger Hausmalerei Teekanne, dekoriert von Ignaz Preissler, circa 1720 Schätzwert: £18,000-25,000 (…).“[2]
Text: Rita Bake