Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Magdalene Pauli Magdalene Pauli, geb. Melchers; Pseudonym: Marga Berck

(4.11.1875 Bremen – 5.8.1970 Hamburg)
Schriftstellerin
Adolphstraße 50 (Wohnadresse)
Agnesstraße 52 (Wohnadresse)
Bestattet in Bremen


Tochter des wohlhabenden Bremer Kaufmanns Karl Theodor Melchers (1839-1923) und seiner Frau Luise Adelgunde, geb. Struve (1841-1921). Die Sommermonate verlebte sie im Haus „Lesmona“, inl St. Magnus bei Bremen, das ihrem Onkel gehörte. Dort verliebte sie sich in Gustav Rösing. Die Verbindung wurde aber von der Familie Melchers abgelehnt.
Der spätere Kultursenator Hans Harder Biermann-Ratjen überredete Magda Pauli, den Briefwechsel mit ihrer Freundin, den sie während ihrer Liebesbeziehung zu Gustav Rösing, geführt hatte, in Form eines Briefromans zu veröffentlichen. Das Buch erschien 1951 unter dem Pseudonym Marga Berck und unter dem Titel „Sommer in Lesmona“ und wurde ein Bestseller, 1985 wurde es verfilmt. Seit 1994 findet in Knoops Park in St. Magnus jährlich ein Open-Air-Konzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter dem Titel „Sommer in Lesmona“ mit Picknick und Filmvorführung statt. 2001 wurde in der Nähe der Villa Lesmona ein Denkmal für Magdalene Pauli aufgestellt.
1896 heiratete Magdalene Melchers den Kunsthistoriker Gustav Pauli, der später Museumsdirektor der Hamburger Kunsthalle wurde. Sie bekamen vier Kinder. Das erste Kind starb 1898 gleich nach der Geburt. Die Tochter Liselotte (1902–1931) beging wg. einer Beinamputation nach einem Verkehrsunfall Selbsttötung.

3942 Agnesstrasse
Agnesstraße 52, Quelle: Beate Backhaus

„Die Jahre in Bremen waren bestimmt durch ein abwechslungsreiches, luxuriöses Leben im Freundeskreis der ‚Goldenen Wolke‘. Alfred Heymel, der Mitbesitzer des Insel-Verlages und Rudolf Alexander Schröder, anerkannter Schriftsteller, Architekt und Maler, hatten diesen Kreis 1903 ins Leben gerufen. Ihnen erschien die Bremer Gesellschaft bei dem Erfolg des Norddeutschen Lloyd und der wirtschaftlichen Entwicklung zum Welthandelsplatz zu selbstgefällig. Deshalb suchten sie sich Verbündete, ‚um das geistige Niveau der Gesellschaft zu heben.‘ Magdalene und Gustav Pauli, Agnes von Kapff und ihre Tante Aline, Georg Crüsemann, Gustava Tewes, Sigmund Gildemeister, Dorrel Seebeck und einige andere gehörten bald dazu. ‚Wir gaben keine Gesellschaften, wir waren eine.‘ Leseabende, Theater- und Konzertbesuche, eigene Darbietungen, Kunstfahrten, Bälle, Ausstellungen…und ihr Selbstbild als aktive Zuschauerinnen, standen im Mittelpunkt ihres Bremer Lebens bis zum Beginn des 1. Weltkriegs. Hier fand sie einen Ausgleich zu ihrer distanzierten Ehe mit Pauli: sie wurde anerkannt und gewürdigt, innige Freundschaften entstanden. Ihre Erinnerungen an diese schönen Jahre schrieb sie erst als 50jährige auf. Als Pauli 1911 von einer fünfwöchigen Spanienreise zurückkommt, schreibt sie noch am Abend seiner Heimkehr an Heymel einen Brief, den sie mit den Worten schließt: ‚Nun muß ich mit Gusti zu Bett. Da er fünf Wochen weg war, will ich ihn auch nicht warten lassen. Gute Nacht, lieber guter Alfi. In Treue Deine Magda.‘ In weiteren Briefen an ihn schildert sie immer wieder ihre Langeweile und ihre zahlreichen kleinen Beschwerden, die von ihrer Langweile zeugen.
1914 zog die Familie nach Hamburg, Pauli wurde die Leitung der Kunsthalle übertragen“.[1]
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten traten weder Gustav noch Magdalene Pauli der NSDAP oder anderer NS-Organisationen bei.[2] Gustav Pauli wurde durch die Nationalsozialisten aus seinem Amt gedrängt.
Im April 1938 tötete sich ihr Sohn Dr. Alfred Pauli (1896-1938, wegen „eines 1938 in Hamburg gegen ihn eröffneten Ermittlungsverfahren wg. angeblicher ‚homosexueller Bündelei‘.“[3]
In ihrem Entnazifizierungsfragebogen gab Magdalene Pauli die Selbsttötung ihres Sohnes als ein Grund an, warum sie gegen den Nationalsozialismus war: „Ich bin nie ein Mitglied der NSDAP (…) gewesen. Ich habe sie auch nie unterstützt. Ich konnte dies später um so weniger tun, als mein Sohn Dr. Alfred Pauli, im April 1938 Selbstmord beging. Er tat dies am Tage seiner Entlassung aus der Haft. Er war wegen seiner anti-nationalsozialistischen Haltung fortwährend der Verfolgung durch die Partei ausgesetzt gewesen und war durch die erlittenen seelischen und körperlichen Qualen schließlich so niedergeschlagen, dass er den Tod dem Leben vorzog.“[4]
Drei Monate später starb Magdalenes Mann Gustav Pauli. Sechs Jahre später wurde ihr jüngster Sohn, „der Kaufmann und Oberleutnant Carl Theodor (1914–1944), (…) im Zweiten Weltkrieg am 24. Dezember 1944 als Flieger abgeschossen und gilt seitdem als vermisst“[5]
Magdalene Pauli blieb in Hamburg wohnen, wurde nach ihrem Tod auf dem Riensberger Friedhof in Bremen bestattet.
Text: Rita Bake