Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Käthe Scheel

(18.10.1911 Sülfeld/Holstein – 22.1.1995 Hamburg)
Sprachforscherin, Bearbeiterin des „Hamburgischen Wörterbuches“
Universität Hamburg Germanisches Seminar, Von-Melle-Park (Wirkungsstätte)
Beneckestraße 20 c (laut Entnazifierungsakte), die Straße gibt es heute nicht mehr. Sie befand sich beim heutigen Allende-Platz.


Wolfgang Bachofer schreibt in seinem Portrait über Käthe Scheel: „Käthe Scheel, die aus einer Holsteiner Bauernfamilie stammte, besuchte nach der Volksschule in Sülfeld (Kreis Segeberg) die Mädchenmittelschule und die Oberrealschule in Bad Oldesloe, wo sie Ostern 1931 die Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte sie (…) in Hamburg Deutsch, Geschichte, Niederdeutsch, Englisch und Philosophie. Am 13. Februar 1938 wurde Käthe Scheel auf Grund einer Dissertation über das Thema ‚Wie weit entfernt sich der Satzbau der niederdeutschen Kunstprosa (insbesondere bei Johann Hinrich Fehrs) von der niederdeutschen Volkssprache?‘ von der Philosophischen Fakultät der Hamburgischen Universität promoviert und legte im April desselben Jahres die wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt an Gymnasien ab.“[1]
Ein Jahr zuvor war sie zum 1.5.1937 Mitglied der NSDAP geworden. Bereits 1934 war sie der NS-Frauenschaft beigetreten, wo sie bis 1936 Mitglied war. [2]
Die NS-Frauenschaft wurde am: „1.10.1931 als Zusammenschluß verschiedener Verbände von der NSDAP gegründet. Seit dem 29.3.1935 als offizielle Gliederung der NSDAP in die Partei eingeordnet, kam der N. die Aufgabe zu, Frauenarbeit im Sinne der NS-Ideologie zu leisten. (…) 1936 wurden die Bedingungen für die Aufnahme in die N. verschärft, um den Auswahlcharakter der Organisation zu erhalten. Seitdem wurden nur noch Frauen aufgenommen, die sich bereits im Sinne der Partei verdient gemacht hatten. Politisch blieb die N. ohne Bedeutung (…) und übte nur geringen Einfluß auf die NSDAP aus. Sie beschränkte sich vielmehr auf eine gezielte ideologische und praktische Schulung von Frauen innerhalb der ihnen zugeordneten häuslichen und familiären Welt.“[3]
„Neben ihrer Tätigkeit als freiwillige wissenschaftliche Hilfsarbeiterin für das ‚Hamburgische Wörterbuch‘ absolvierte Käthe Scheel das Referendariat und bestand im März 1941 die zweite Prüfung für das Lehramt an Gymnasien.“[4] Im selben Monat trat sie der NSV bei. Die NSV war mit „17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Dt. Arbeitsfront die größte (…) NS-Massenorganisation.(…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die N. zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrtspflege tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten (…). Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es ihr n möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren (…). Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der N. populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der N. von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt (…).“[5]
Ein halbes Jahr nach Eintritt in die NSV übernahm Käthe Scheel dort die Funktion eines Blockwalters.[6]
Ein halbes Jahr später, im März 1943 wurde sie „als Verwalterin einer Assistentenstelle am Germanischen Seminar tätig, musste sie diese Stelle bereits zum 31. März 1948 wieder räumen, da sie für den Lehrbetrieb des Instituts dringend benötigt wurde. Fortan wurde Käthe Scheels Tätigkeit für das ‚Hamburgische Wörterbuch‘ aus verschiedenen Etats bezahlt, ehe sie zum 1. April 1953 endlich in eine feste wissenschaftliche Angestelltenstelle am Germanischen Seminar der Universität Hamburg eingewiesen wurde. Zugleich wurde sie nun offiziell mit der Bearbeitung des ‚Hamburgischen Wörterbuchs‘ betraut. (…) Bei ihrem Ausscheiden Ende September 1977 war das Wörterbuch bis zum Artikel ‚Eemann‘ erarbeitet.“[7]