Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Fromet Gugenheim Fromet Gugenheim, verh. Mendelssohn

(6.10.1737 Hamburg – 5.3.1812 Altona)
Hausfrau, Geschäftsfrau
Königstraße, Jüdischer Friedhof Hamburg Altona (Begräbnisplatz)


4052 Fromet Mendelssohn Geb Gugenheim
Fromet Mendelssohn, Bild: via Wikimedia Commons, unbekannt / gemeinfrei

Fromet Gugenheim war die Tochter eines Kaufmanns. Sie war mit dem 14 Jahre älteren Philosophen Moses Mendelssohn verheiratet, den sie 26 Jahre als seine Witwe überlebte und den sie durch Vermittlung des Arztes Emmerich Gumpertz (1723-1769) kennengelernt hatte.
Vor der Hochzeit urteilte Moses Mendelssohn über seine Zukünftige: „Das Frauenzimmer, das ich zu heiraten Willens bin, hat kein Vermögen, ist weder schön noch gelehrt; gleichwohl bin ich ein verliebter Geck so sehr von ihr eingenommen, dass ich glaube, glücklich mit ihr leben zu können". Diese Erkenntnis übermittelte er seinem Freund Lessing ein Jahr vor seiner Hochzeit. In Briefen, die sich das Paar zweimal in der Woche schrieb, sprachen die beiden auch über literarische und sprachliche Fragen – ganz so ungebildet kann Fromet also nicht gewesen sein. Aber Moses Mendelssohn hielt es für notwendig, dass sie ihre Bildung vervollkommnete und so vermittelte der zukünftige Gatte seiner zukünftigen Ehefrau Privatunterricht bei Johann Joachim Christoph Bode, einem Freund von Lessing und selbst Übersetzer, Journalist und Musiklehrer.
Die Ehe wurde 1762 in Berlin geschlossen, wo das Paar in Folge auch lebte. Der Historiker Arno Herzig schreibt in seinem Portrait über Fromet Mendelssohn, aus den Briefen, die sich die beiden schrieben, werde deutlich, „dass es sich um eine echte Liebesbeziehung handelte, die mit den jüdischen Konventionen brach. So verzichtete das Paar auf einen Ehevertrag.“[1]
In den folgenden 19 Jahren bis 1782 gebar Fromet Mendelssohn zehn Kinder. Vier von ihnen starben früh. Fromet Mendelssohn war u.a. die Mutter des Bankiers Abraham Mendelssohn und Großmutter der Komponisten und Musiker Fanny und Felix Mendelssohn-Bartholdy
Fromet Gugenheim war mit der Haushaltsführung und der Mutterarbeit stark beschäftigt, obwohl sie sicherlich auch über Personal verfügte. Dennoch übernahm sie noch die geschäftliche Korrespondenz ihres Mannes, wenn dieser abwesend war.
In Wikipedia heißt es über Fromet Mendelssohn: „Sie galt als leidenschaftliche Theaterbesucherin. Da sie Kontakte mit Gotthold Ephraim Lessing und Johann Jakob Engel pflegte, nahm sie auch Einfluss auf das kulturelle Leben in Berlin. Dies ist dokumentiert in den wenigen Briefen, die von ihr aus der Zeit zwischen 1773 und 1775 erhalten sind.“[2]
Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1786 zog Fromet Mendelssohn zu einer ihrer Töchter nach Neustrelitz. Nachdem sich diese von ihrem Ehemann hatte scheiden lassen, zogen beide nach Hamburg zurück zu Fromets Söhnen Joseph und Abraham.
„Aus der Zeit in Berlin hatte sie einen 1774/75 von ihr und ihrem Gatten in Auftrag gegebenen Toravorhang mitgebracht, der vermutlich aus ihrem Brautkleid angefertigt worden war. Dieser Toravorhang wurde im Jahr 1805 der großen Altonaer Synagoge geschenkt. Heute kann er im Jüdischen Museum Berlin im Sammlungsbereich „Angewandte Kunst“ besichtigt werden.“[3]

4052 Grab Fromet Gugenheim
Restauriertes Grab Fromet Mendelssohns, geb. Gugenheim auf dem jüdischen Friedhof Hamburg-Altona, Quelle: Sebastian Panwitz, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Nachdem Fromet Mendelssohn gestorben war, wurde auf ihrem Grabstein in hebräischer Sprache die Inschrift eingemeißelt, sie sei die Tochter des Kaufmanns Abraham Guggenheim gewesen und die Witwe „unseres Lehrers, des Meisters Herrn Moshe Mendelssohn“. Matthias Gretschel kommentierte dies 2009 in seinem Artikel über Fromet Gugenheim, den er anlässlich des Restaurierungsschlusses ihres Grabes im Hamburger Abendblatt veröffentlichte: „-– einen Hinweis auf die eigene Lebensleistung hielt man, wie bei Frauen damals allgemein üblich, für verzichtbar. Sie wurde lediglich als ‚züchtig‘ und ‚fromm‘ charakterisiert. Dabei war die am 6. Oktober 1737 geborene Hamburger Jüdin offenbar eine eindrucksvolle Persönlichkeit."[4]