Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Margarete Böhme Margarete Böhme, geb. Wilhelmine Margarete Susanna Feddersen; Pseudonym: Ormános Sandor

(8.5.1867 Husum – 23.5.1939 Hamburg)
Journalistin, Berichterstatterin für Norddeutsche und österreichische Zeitungen, Schriftstellerin
Langenharmstr. 9 in Husum (Wohnadresse in ihrer Kindheit)
Hamburg Othmarschen, eventuell Beselerplatz 25 (Wohnadresse im Alter)


4160 Margarete Boehme
Margarete Böhme, This 1902 portrait of the author appeared in The Bookman in 1912, at the time her novel, The Department Store, was published in the United States.

Aufgewachsen bei ihrer Großtante Lena Wies, der „Märchentante“, von der Theodor Storm viel lernte. Bereits in Husum erschienen einige Erzählungen und Romane von Margarete Böhme. Später ging sie als Journalistin nach Hamburg und Wien. 1894 Heirat mit dem zwanzig Jahre älteren Zeitungsverleger Friedrich Böhme aus Boppard am Rhein; 1896 Geburt der Tochter Katharina Margaretha. Nach sechs Jahren Ehe schuldlos geschieden von ihrem Ehemann; sie verzichtete auf Unterhalt und zog mit der Tochter nach Berlin, lebte dort mit der Tochter und einer Haushälterin und lebte mehr schlecht als recht von der Schriftstellerei.
Margarete Böhmes Buch „Tagebuch einer Verlorenen“ (1905) führte zu ihrem schriftstellerischen Durchbruch. Das Buch wurde über eine Million Mal verkauft und in vierzehn Sprachen übersetzt. 1911 Heirat mit dem Berliner Brotfabrikanten Theodor Schlüter. „Sie besteht darauf, dass ein notariell beglaubigter Ehevertrag abgeschlossen wird, der ihr Selbständigkeit in verschiedenen Belangen zusichert. Äußerst prosaisch äußert sich die Autorin denn auch in einem ihrer Bücher über die Institution der Ehe: ‚Man sollte niemals den Menschen, den man liebt, heiraten.‘ Die Liebe ist ein anormaler Seelenzustand, und der Entschluss zur Ehe erfordert eine in jeder Hinsicht robuste Gesundheit der Empfindung.‘ Die Frauenbewegung betrachtet Böhme mit einer gewissen Skepsis. Sie ist ihr ‚zu deutsch-frauenhaft‘, das heißt nicht radikal genug. Daher sieht sie viele Frauen im Schutze der Ehe besser aufgehoben als alleinstehend in einem sich zunehmend radikalisierenden Kapitalismus.“[1]
Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1927 Umzug 1930 in die Nähe ihrer Tochter nach Hamburg-Othmarschen, wo diese mit ihrer eigenen Familie lebte. Margarete Böhme veröffentlichte über 40 Bücher.
In der 2009 erschienenen Publikation „Margarete Böhme, Einblicke. Eine Annäherung an ihr Werk, ausgewählt und zusammengestellt von der Theatergruppe 5plus1“ schreibt Arno Bammé in einem Geleitwort: „Vielleicht würde Margarete Böhme, schriebe sie ihre Romane und Erzählungen heute, sich anderer Darstellungsformen bedienen. Aber die Themen ihrer Texte, die inhaltlichen Aussagen, um die es ihr zu tun war, blieben wohl dieselben. Sie sind nach wie vor aktuell: Wer mit dem Auto von Dresden nach Prag fährt, sieht sehr schnell, dass die Thematik des ‚Tagebuchs‘ und der ‚Geschichte‘ Dida Ibsens noch längst nicht erledigt ist. Prostitution und Mädchenhandel haben seit dem Fall der Berliner Mauer in Europa bislang nicht gekannte Ausmaße erreicht. Der Verdrängungswettbewerb und der schließliche Zusammenbruch ganzer Warenhausketten wie ‚Karstadt‘, ‚Herti‘ oder ‚Woolworth‘ im Gefolge des Finanzmarktdebakels wird im ‚W.A.G.M.U.S.‘ -Roman modellhaft vorweggenommen (…). Und daran schließlich, dass berufstätige Frauen weniger verdienen als Männer und die Schaltzentralen der Macht nur selten erklimmen, auch daran hat sich seit ‚Christine Immenersen‘, der Telefonistin des gleichnamigen Romans, nicht allzu viel geändert. (…)
Seit Beginn der Dreißigerjahre hat eine kontinuierliche Rezeption ihrer Werke in der Öffentlichkeit nicht mehr stattgefunden. Die Situation änderte sich erst, als im Zuge der neuen Frauenbewegung mit den politischen Schlagworten einer ‚écriture féminine‘ und eines ‚parler femmer‘ auf spezifisch weibliche Wahrnehmungsmuster, Sichtweisen und Interessenschwerpunkte hingewiesen wurde, für die es in einer männlich dominierten Germanistik bislang kein Sensorium gab.“[1]