Luise Kähler Luise Kähler, geb. Girnth
(12.1.1869 Berlin – 22.9.1955 Berlin)
Frauenrechtlerin, Gewerkschafterin, sozialdemokratische Politikerin
Besenbinderhof: Gewerkschaftshaus (Wirkungsstätte)
Bestattet in Berlin
Luise Kähler war die Tochter eines Droschken- und Möbelkutschers. Wer und was die Mutter war, ist nicht ermittelbar. Luise Kähler besuchte die Volksschule wurde dann ab „1883 Dienstmädchen, später machte sie eine Schneiderlehre, war als Näherin und als Schiffsstewardess auf der Ostasienroute tätig. Im Jahr 1895 heiratete sie einen Handwerker, war Hausfrau und arbeitete erneut als Näherin in Hamburg.“[1]
Das Paar bekam ein Kind. 1902 trat Luise Kähler der SPD bei. In ihrem Lebenslauf (Lebenslauf unter: zhsf.gesis.org/biosop_db/biosop_db.php?id=110040) heißt es weiter: „1906-1913 Gründerin und Vorsitzende des Vereins der Dienstboten, Wasch- und Scheuerfrauen in Hamburg.“[2] Diesem Verein traten 480 Frauen bei, 1907 initiierte sie die Errichtung eines Arbeitsnachweises, um die Dienstmädchen vor Ausbeutung durch Stellenvermittler zu schützen. 1909 wurde sie Vorsitzende der Filiale des Hausangestelltenverbands.
„Anfang 1908 Delegierte der provisorischen ‚Fünf-Städte-Kommission‘ in Hamburg, die den Zusammenschluß der Berliner, Hamburger, Frankfurter, Nürnberger und Leipziger Lokalorganisationen der Hausangestellten beriet. Delegierte auf dem 6. Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands vom 22. bis 27. Juni 1908 in Hamburg, auf der der Generalkommission die Aufgabe zugewiesen wurde, eine Dienstbotenkonferenz zur ‚Hebung‘ der weiblichen Hausangestellten und Dienstboten einzuberufen. Teilnehmerin und 2. Schriftführerin des Kongresses am 17. Januar 1909 in Berlin, die den ‚Zentralverband der Hausangestellten Deutschlands‘ zum 1. April 1909 aus der Taufe hob. Seit diesem Zeitpunkt 1. Vorsitzende der Hamburger Organisation und hauptamtliche Leiterin des freigewerkschaftlichen Stellennachweises der Hamburger Hausangestellten, ferner Vorsitzende des Verbandsauschusses, dem höchsten Kontrollgremium zwischen den Verbandstagen. Luise Kähler unterschrieb am 4. Februar 1910 den ersten Tarifvertrag für 25 Reinemachefrauen mit dem Konsum-, Bau- und Sparverein ‚Produktion‘.“[3]
„1908-1913 Vorstandsmitglied des Hamburger Gewerkschaftskartells; Apr. 1909-Juni 1913 besoldete Hilfsarbeiterin des Stellennachweises der Hausangestellten in Hamburg, zugleich Vorsitzende des zentralen Verbandsausschusses des Hausangestelltenverbands; Juli 1913-Febr. 1923 hauptamtliche Vorsitzende im Hauptvorstand des Hausangestelltenverbands mit Sitz in Berlin.“[4]
„Während des Weltkrieges unterstützte die Berlinerin ohne Abstriche die Kriegspolitik der freien Gewerkschaften. Seit August 1914 aktives Mitglied in der Kriegsfürsorge der Berliner Arbeiterinnenbewegung, stand an vorderster Stelle der Kranken- und Wöchnerinnenhilfe. (…) Luise Kählers Engagement in der unmittelbaren Nachkriegszeit war der rasche Wegfall der feudalen Gesindeordnung zu danken. Beteiligte sich 1918 an der Gründung der Arbeiterwohlfahrt. Von 1919 bis 1921 Mitglied der Preußischen Landesversammlung. Vertrat bis 1932 die Wählerinnen und Wähler des Wahlkreises Potsdam II im Preußischen Landtag. Vom 30. Juni 1920 bis 11. September 1932 als einzige Frau Mitglied des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates. Trat im Dezember 1920 mit weitreichenden Vorschlägen zum Hausangestelltenrecht an das Reichsarbeitsministerium heran und begleitete in den Jahren 1921 bis 1922 kritisch das Reformwerk des Gesetzes als Gutachterin des Reichswirtschaftsrates. Im Gegensatz zur subventionierten Landarbeiterbewegung konnten sich die freigewerkschaftlichen Hausangestellten nie auf eigene Füße stellen und waren finanziell stets vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) abhängig. Während der Inflationszeit brach die organisatorische Binnenstruktur der Frauenorganisation zusammen. Die Auflagezahl des "Zentralorgans des Verbandes der Hausangestellten Deutschlands" sank von 50.000 auf 13.000 Exemplare, die Mitgliederverluste galten als ‚dramatisch‘.“[5]
„März 1923-1933 Stellvertreterin des Reichgruppenleiters der Fachgruppe Hausangestellte im Verkehrsbund bzw. im Gesamtverband der Arbeitnehmer öffentlicher Betriebe etc. mit Sitz in Berlin; (…); Aug. 1927 Delegierte zum Internationalen Gewerkschaftskongreß in Paris.“[6]
In der NS-Zeit war Kählers Wohnung ein konspirativer Treffpunkt des gewerkschaftlichen Widerstands.
Nach der Befreiung vom Faschismus wurde Luise Kähler 1945 zunächst wieder aktiv für die SPD. Seit April 1946 war sie Mitglied der SED. Luise Kähler „nahm am 40. Parteitag vom 19. bis 20. April 1946 der [Ost-]SPD, der Kurs auf Verschmelzung mit den Kommunisten nahm, als Ehrengast teil. 1946 SED. Ehrengast auf der Landeskonferenz der SED Groß-Berlins im September 1947 sowie auf dem 2. und 3. Parteitag der SED vom 20. bis 24. September 1947 und vom 20. bis 24. Juli 1950. 1948 Mitglied des ‚Demokratischen Frauenbundes Deutschlands‘, zu dessen Ehrenmitglied sie ernannt wurde. Im Juni 1953 von der SED-Spitze mit dem ‚Karl-Marx-Orden‘ dekoriert. Behielt ihren West-Berliner Wohnsitz bei, im Dezember 1954 bei den Berliner Wahlen zum Abgeordnetenhaus Spitzenkandidatin der SED in Berlin-Kreuzberg. Luise Kähler starb - von der SED-Spitze hoch geehrt - am 22. September 1955 in [Ost-]Berlin.“[7]