Johanna Klinckerfuss Johanna Klinckerfuss, geb. Schultz
(22.3.1855 Hamburg – 12.12.1924 Ludwigsburg)
Hofpianistin
Dammtorwall 70 (Wohnadresse als Kind)
Geboren als älteste von zwei Mädchen des Kapellmeisters und Orchesterleiters Heinrich Schultz (1829-1894) und der Hulda Wisemann (1833-1878). Der Komponist und Pianist Anton Rubinstein wurde auf das damals elfjährige Mädchen aufmerksam. Als Fünfzehnjährige erhielt Johanna Schultz ein Stipendium am königlichen Konservatorium in Stuttgart. Sie wurde Schülerin von Friedrich Liszt. Im Alter von achtzehn Jahren heiratete sie 1874 in Stuttgart den Architekten und Komponisten, Pianofabrikanten und Kulturmäzen Carl Apollo Klinckerfuss (1840-1923). Johanna Klinckerfuss wurde Mutter von fünf Kindern. Ihre Tochter Margarete wurde später auch Pianistin.
„Dass in der zeitgenössischen Presse, neben vereinzelten Konzerten in Leipzig, Hamburg, Karlsruhe, Heidelberg und Ulm, vorrangig Konzertauftritte in Stuttgart vermerkt sind, liegt daran, dass die Heirat Johanna Klinckerfuß lebenslang eng an die Stadt band, in der sie das Konservatorium absolviert hatte. Nach einer kurzen Tournee durch Norddeutschland im Herbst 1873 und einer durch die Geburten der ersten drei Kinder bedingten Konzertpause bis 1879 wirkte die Künstlerin für Stuttgart in mannigfachen Bereichen kulturprägend: Für ihren ab Sept. 1884 erkrankten ehemaligen Lehrer Sigmund Lebert unterrichtete sie im Winter 1884/85 am dortigen Konservatorium (…), legte diesen Posten aber zugunsten ihrer Pianistinnen-Karriere auf eigenen Wunsch nieder. Sie war aktives Mitglied des Stuttgarter Tonkünstlervereins und gab (…) Solo-, Kammermusik- und Orchesterkonzerte, die in der örtlichen Presse hochgelobt wurden. Einzig eine gewisse Unruhe oder Nervosität scheint sich bei ihren Auftritten negativ bemerkbar gemacht zu haben.“[1]
Über sechzig Jahre lang konzertierte Johanna Klinckerfuss in Krankenhäusern, Kinderküchen, Rot-Kreuz-Veranstaltungen und Altersheimen.
„Aufgrund ihres Einsatzes für das Stuttgarter Musikleben wurde Johanna Klinckerfuss 1885 zur königlich-württembergischen Hofpianistin ernannt und erhielt im selben Jahr auch die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.“[2]
Sie starb nach dem Besuch eines Orgelkonzerts in Ludwigsburg an einem Herzanfall.
Text: Rita Bake