Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Auguste Victoria Auguste Victoria, deutsche Kaiserin und Königin von Preußen, Gemahlin Kaiser Wilhelm II.

(22.10.1858 Dolzig/Kr. Sorau - 11.4.1921 Haus Doorn/Niederlande)
Namensgeberin für: Augustenpassage
Namensgeberin für: Auguste-Victoria-Kai


4228 Auguste Viktoria of Schleswig Holstein
Kaiserin Auguste Viktoria, 1910, Bain News Service, publisher / gemeinfrei

Tochter des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Heirat am 27. Februar 1881 mit Wilhelm, Prinz von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm II. Das Paar bezog das Marmorpalais in Potsdam, nach der Thronbesteigung 1888 wählte das Kaiserpaar als Hauptresidenz das Berliner Schloss.
„Das politische Berlin hatte die Kronprinzessin in spe und künftige Kaiserin damals nicht sonderlich höflich empfangen; sie war ihnen zu provinziell, zu ungebildet und sie war drei Monate älter als ihr Bräutigam – damals ein Skandal! Außerdem wurde die Wahl des Prinzen als unpassend empfunden, da Auguste Viktorias Familie nach dem Verlust Schleswig-Holsteins an Ansehen verloren hatte. Ihre britische Schwiegermutter Auguste verachtet sie. Am Hof nennt man sie wegen ihrer strengen protestantischen Frömmigkeit ‚Kirchen-Guste‘. Reichskanzler ‚Otto von Bismarck‘ nannte sie gar die ‚holsteinische Kuh‘ – gut genug, um frisches Blut in das von Erbkrankheiten heimgesuchte Haus Hohenzollern zu bringen!“ [1]
Auguste Victoria galt im Volk als das Idealbild der Mutter und war sehr beliebt. Sie kümmerte sich sehr um ihre sieben Kinder. In offizieller Mission übernahm sie die Protektorate über die Deutsche Rot-Kreuz-Gesellschaft und den Vaterländischen Frauenverein. Außerdem wurde 1890 unter ihrer Schirmfrauschaft der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein zur Bekämpfung des religiös-sittlichen Notstands gegründet. Des Weiteren firmierte sie 1899 als Stifterin der Frauenhilfe des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins. Im selben Jahr wurde die evangelische „Kaiserin Auguste Victoria Stiftung“ in Jerusalem ins Leben gerufen. Während des Ersten Weltkriegs unterstützte die Kaiserin die Pflege von Verwundeten. Außerdem setzte sie sich dafür ein, dass Frauen in Preußen studieren durften; sie befürwortete entschieden Mädchengymnasien.
Nach dem Ersten Weltkrieg ging sie mit ihrem Mann in das niederländische Exil und lebte dort mit ihm im Haus Doorn in der Provinz Utrecht. Auguste Victoria versuchte, die Krisen in der Regierung und in der Familie auszugleichen. Doch das Paar lebte sich immer mehr auseinander. Ihr Mann hatte häufiger amouröse Abenteuer, so z. B. mit der spanischen Tänzerin und Sängerin Carolina Otero (1868-1965). Carolina Otero, durch eine brutale Vergewaltigung im Alter von elf Jahren unfruchtbar geworden, war die Geliebte vieler gekrönter Häupter, die sie einander weiterempfahlen. Kaiser Wilhelm II., sich nach außen hin sittenstreng gebend, schrieb für Carolina das Stück „Das Modell“.
Nach dem Tod seiner Frau heiratete Wilhelm II. ein halbes Jahr später erneut und zwar die verwitwete Prinzessin von Schönaich-Carolath.
Auguste Victoria war mehrmals in Hamburg, so am 18. Juni 1898 zur Enthüllung des Reiterstandbilds Kaiser Wilhelms I. vor dem Altonaer Rathaus und am 5. September 1904 im Rahmen der Herbstmanöver. 1868 gründete sich in Hamburg auf Anregung der Kaiserin Auguste Victoria der „Vaterländische Frauenhilfsverein zu Hamburg“ (VFV) und stand nach der Gründung unter dem Protektorat der Kaiserin. Vereinszweck war: „In Kriegszeiten Fürsorge für die im Felde Verwundeten und Erkrankten, indem der Verein alle dazu dienenden Einrichtungen unterstützt und die von ihm ausgebildeten Krankenpflegerinnen dem Zentralkomitee der Vereine vom Roten Kreuz zur Verfügung stellt. In Friedenszeiten Krankenpflege und Ausbildung von Krankenpflegerinnen sowohl in dem Vereinshospital und Pflegerinnen-Asyl, als auch in der Privat- und Armenkrankenpflege, sowie Beteiligung an der Vorbereitung von Reservelazaretten für den Kriegsfall und an der Linderung außerordentlicher Notstände innerhalb des Deutschen Reiches.
Zu ordentlichen Mitgliedern sind unbescholtene Frauen und Jungfrauen befähigt gegen einen jährlichen Beitrag und unentgeltlicher Ausführung weiblicher Handarbeiten für den Zweck des Vereins, sowie sonstiger Tätigkeit für denselben.” [3]
Der VFV wurde vom Adel dominiert. Auch in Hamburg war die erste Vorsitzende eine Adlige: Gräfin Susanne von Oeynhausen geb. Kahler (geb. 8.4.1850 - nach 1935). Sie entstammte einer alteingesessenen Hamburger Kaufmannsfamilie. Im Alter von 18 Jahren heiratete sie Graf Julius von Oeynhausen und zog mit ihm nach Berlin, wo er Zeremonienmeister am Hofe war. Hier soll sie als gefeierte Schönheit am Hofe des Kaisers gelebt haben. Außerdem soll sie der geistige Mittelpunkt der berühmten Donnerstags-Teeabende in den Salons der Kaiserin gewesen sein. 1886 kehrte sie nach dem Tod ihres Gatten nach Hamburg zurück, und nahm hier bald in der Organisation der Wohltätigkeit eine führende Stellung ein.
Als Stellvertreterin stand eine Bürgerliche aus Senatorenkreisen vor: Frau Senator Dr. Mönckeberg.
Das 1878 erbaute Vereinshospital befand sich Beim Schlump 85 und verfügte über 80 Betten. Im Pflegerinnen-Asyl war Platz für 60 Pflegerinnen.
Text: Rita Bake