Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Hedwig Woermann Hedwig Woermann, verh. Jaenichen

(1.11.1879 Hamburg – 22.12.1960 Wustrow/Fischland)
Malerin, Bildhauerin
Große Reichentraße (zu ihrer Kinderzeit)


Eine Tochter des Reeders und Kolonialakteurs Adolph Woermann und seiner Elfriede, geb. von Hosstrup sowie Stieftochter von Gertrud Woermann und Nichte der Malerin Marie Woermann war die Malerin, Bildhauerin und Kunsthandwerkerin Hedwig Woermann. Sie erhielt in ihrer Jugend als „Malweib“ in Worpswede bei dem Maler Fritz Mackensen eine Ausbildung. Dort arbeitete sie auch mit den Malerinnen Ottilie Reylaender und Paula Modersohn-Becker zusammen. Zu Ottilie Reylaender entwickelte sich eine enge Freundschaft. Hedwig Woermann blieb allerdings nur einige Monate in Worpswede, dann zog sie nach Paris, kurze Zeit später gefolgt von Ottilie Reylaender. Dort wurde sie Schülerin des Bildhauers bei Antoine Bourdelle, bis sie dann 1903 nach Rom ging, um dort als Künstlerin bis 1908 zu leben. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich mit bildhauerischen Portraits. In Rom lernte sie den Bildhauer Johann Jaenichen kennen, einen ehemaligen Finanzassessor. Das Paar heiratete 1908. Im selben Jahr stellte Hedwig Woermann im Hamburger Kunstverein aus und in Dresden, wo ihr Onkel Direktor der Königlichen Gemäldesammlung war. Ein Jahr nach der Hochzeit zog das Paar 1909 in die Nähe von Paris und wohnte auf einem Bauernhof.
Als der Erste Weltkrieg begann, musste das Paar nach Deutschland zurückkehren. Das Paar fand eine neue Bleibe in Dresden. Über den Ersten Weltkrieg äußerte sich Hedwig Woermann: „Daß der Krieg sein muß ist furchtbar, aber wenn man erlebt, dass ein ganzes Volk in ungeheure Begeisterung auszieht und jeder zu jedem Opfer bereit ist für das Große – absolut für eine Idee – das ist unbeschreiblich!“[1]
In Dresden waren die Wohnverhältnisse so beengt, dass Hedwig Woermann zu malen begann. In der Malerei verarbeitete sie ihre Erinnerungen an die Afrikareise im Jahre 1911. So entstanden Werke mit den Titeln „Schwarze Frau am Meer“ oder „Fatima am Meer“. Dabei stehen die Menschen im Mittelpunkt der Komposition, die an den Malstil von Paul Gauguins erinnern.
1919 zog das Paar nach Wustrow in die Nähe der Künstlerkolonie Ahrenshoop, wo es in einem von Hedwig Woermann erworbenen Bauernhaus lebte. Hedwig Woermann wandte sich nun der Neuen Sachlichkeit zu und malte Portraits und Charakterstudien; die Landschaft spielte nur eine sekundäre Rolle in ihrem künstlerischen Schaffen.
In den 1920er-Jahren war sie an mehreren Ausstellungen in Berlin beteiligt. Drei Jahre lang von 1927 bis 1930 war sie Mitglied im Verein der Künstlerinnen zu Berlin.
Gertrud Woermann unternahm viele Reisen nach Südamerika, Asien und Afrika. Einige Jahre lebte sie auch in Buenos Aires, dann aber wieder in Paris und Wustrow.
Um Platz in ihren Wohnungen zu schaffen, schuf sie auf Seide gemalte Rollbilder, die sie aufrollen und in handlichen Kästen verstauen konnte. Zu diesem Thema hielt sie auch Vorträge.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Hedwig Woermann, „als Tochter eines Hamburger Reeders, für ihre [die der Nazis] Ideologie“ vereinnahmt. „Die Nazis erklärten ihre Kunst laut ‚National-Zeitung‘ vom März 1939 zu ‚ein(em) Stück bildnerischen Volkstums und damit echter Volkskunst‘. (…) Vor dem Einmarsch sowjetischer Truppen 1945 [Hedwig Woermann war mit ihrem Mann 1936 wieder nach Wustrow gezogen] beschließen Hedwig Woermann und Hanns Jaenichen aus Angst vor dem ‚Danach‘, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Jaenichen stirbt, Woermann überlebt (…).“[2]
1958 musste Hedwig Woermann aus finanziellen Gründen ihr Haus in Wustrow verkaufen, zwei Jahre später verstarb sie.
Text: Rita Bake