Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Minna Dittmer Minna Dittmer, geb. Heerwagen
, Pseudonym: Margot Werner und Marie D.


(18.10.1840 Wandsbek – 17.8.1923 Hamburg
)
Schriftstellerin

Fuhlsbüttler Straße 756, Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof (Grabstein)


Über Minna Dittmers Herkunft und Lebensgeschichte ist leider nichts zu ermitteln. Thematik, Adresse des Eigenverlags einiger ihrer Publikation: „Dittmar, Harvestehude“ (so für ihr Werk „Durch Mitteilung zum Verständnis, durch Verständnis zur Zufriedenheit. Eine philosoph. Skizze.“ Hamburg 1888, Harvestehude, M. Dittmar) sowie Thema und Stil der Veröffentlichungen legen die Vermutung nahe, dass Minna Dittmer gebildeten, wohlhabenden gesellschaftlichen Kreisen angehörte und sich in der bürgerlichen Frauenbewegung engagierte.
In ihrem unter dem Pseudonym Margot Werner erschienenen Werk: Eine Zeitfrage in 5 Bildern, Hamburg ca. 1888, fasst sie in fünf dialogischen Szenen ihre Philosophie der bürgerlichen Frauenbewegung unter der Fragestellung: „Schafft es sittlichen Nutzen, wenn das weibliche Geschlecht gewerbliche, künstlerische, wissenschaftliche Vorbildung – unter Umständen Ausbildung – genießt zum Zweck selbständigen Schaffens?“ zusammen. So bessert in der 2. Szene eine begabte Pianistin die familiäre Haushaltkasse auf, indem sie Töchtern aus dem Freundeskreis Musikunterricht erteilt. Dabei überzeugt sie ihren Gatten, der bis dahin eine Erwerbsarbeit seiner Frau als demütigend empfunden hatte, vom notwendigen Sinn solchen Tuns in einer wirtschaftlichen Notlage. In der dritten Szene setzt die Freundin einer gutbürgerlichen Tochter das Studium der Zahntechnik (!) durch und macht sich selbständig. Obendrein ist sie glückliche Ehefrau und Mutter. Der eitle Vater der gutbürgerlichen Tochter wird als Wirtschaftsbetrüger entlarvt und verlässt die Familie. Weil er seiner Tochter eine Erwerbsarbeit und ein Studium verboten hat, kann die Tochter nicht zum Unterhalt der Familie beitragen. In der 4. Szene bessert die Mutter als Schneiderin das schmale Lehrergehalt des Familienvaters diskret auf. Sie kleidet die fünfköpfige Familie ein und sorgt für schönes Wohnungsinterieur. Alle ihre Kinder, sowohl die Mädchen als auch der Junge, erlernen Berufe: Schriftsetzer, Retuscheurin, Kalligraphistin, Buchhalterin im Modegeschäft. Zur Silberhochzeit der Eltern ermöglichen die Kinder den Eltern den dringenden Kuraufenthalt. Die 5. Szene spielt in einer antiken Republik und zeigt einen fiktiven Dialog zwischen einer „Frau Doktorin“ und der Frau eines Handwerkers.
Minna Dittmers 56 Seiten umfassendes Büchlein „Maria. Eine Legende“, Hamburg 1887, ist „Seiner Durchlaucht, dem Fürsten Bismarck, in Bewunderung und Ehrfurcht zugeeignet“. Der Prolog vor dem Epos „Maria“ beginnt folgendermaßen: „Vielgepries’ner, herrlicher Staatenlenker. Huldvoll nimm’ die Gabe, Gott schütz’ Dich, geb’ zum Jahrestag Segen“. Zitat aus dem Epos: „Kampf ist Beruf des Mannes zur Lösung der Probleme; kein Ausweg, ob er oft Den Leib, den Geist verwunde. Problem des Weibes ist:
Sich selber zu erkennen und Wunden mild zu heilen, was feindlich, zu versöhnen“. Dazu lautet das Resümee im Finale auf Seite 56: „Erkenntniß heißt die Botschaft, die Ford’rung That! Pflichttreue Als Anfang allen Heils.– So tönt es tief im Innern; und hurtig eilet Jede
In’s Heim zu ihren Lieben. Das Saatkorn ist gestreuet; O Herr, gieb deinen Segen!
Minna Dittmer verfasste auch Gedichte, so „Naturkinder. Gedichte, Verlag v. J.F. Richter, Hamburg 1887, 64 Seiten oder das Buch „Philo-Sophia oder Weisheitsliebe, Lebensweisheit. Ein Versuch, dem weiblichen Geschlechte die Lehren und Schriften der Philosophen Sokrates und Plato durch Kürze und Einfachheit mehr zugänglich zu machen und dessen Aufmerksamkeit auf die Schriften selbst hinzulenken.“ Stuttgart 1889. 

Text: Dr. Cornelia Göksu