Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Wilhelmine Sostmann Anna Wilhelmine Elise Sostmann, geb. Blumenhagen

(21.9.1788 Hannover – 30.11.1864 Hamburg)
Schriftstellerin
Poolstraße 10 (Wohnadresse; als „Sostmann, Oberlieutenant, Wwe.“ erstmalig verzeichnet in: Hamburgisches Adreßbuch für 1861, II, S. 262)


Über die gebildete und produktive Schriftstellerin Wilhelmine Sostmann lassen sich – wie häufig – Details zu ihrer Biographie aus den Werdegängen ihrer männlichen Verwandten erschließen. Ihr älterer Bruder Wilhelm Blumenhagen (1781-1839, Hannover) ließ sich nach seiner Promotion 1803 als praktischer Arzt in seiner Heimatstadt Hannover nieder. Als populärer Novellist wurde er zu einem der beliebtesten Unterhaltungsschriftsteller seiner Zeit. Als Mitglied einer Freimaurerloge setzte er sich für die Aufnahme von Juden in die Loge ein.
Der älteste Sohn eines Kammerschreibers oder Kämmereisekretärs (Verwaltungsbeamter im Finanzwesen) besuchte „die neu errichtete Hofschule und später auch das städtische Lyceum“. Mehr erfahren wir nicht über die Eltern der drei schriftstellernden Kinder, Wilhelm, Wilhelmine und Carl Julius. Der jüngste Bruder ist der Dichterjurist Carl Julius Blumenhagen (1789 Göttingen – 1870 Hannoversch Münden).
Die in der Biographie des älteren Bruders Wilhelm erwähnte Hofschule zu Hannover hatte „neben der Söhneschule eine vollständig besetzte und musterhaft eingerichtete Töchterschule für den höheren Bürgerstand, welche 1790 gestiftet und als Muster ähnlichen Anstalten in anderen Städten, z. B in Göttingen, München, Zelle, Hildesheim usw. diente“ (Sonne, Heinrich Daniel Andreas: Beschreibung des Königreichs Hannover, München 1829, S. 334). Diese für die damalige Zeit ungewöhnliche Schule dürfte auch Wilhelmine besucht haben. Zumindest lassen ihr Bildungsgrad, die Themenwahl wie die ungewöhnliche Fülle ihrer literarischen Werke diesen Schluss zu. Sie publizierte selbstbewusst unter ihrem Ehenamen, jeweils mit dem Hinweis auf ihren bekannten Mädchennamen „Blumenhagen“, der gleichsam als Markenzeichen für die erfolgreiche schriftstellernde Familie stand.
In späten Jahren siedelte Wilhelmine Sostmann nach Hamburg über, wo sie z. B. im Hamburgischen Adreßbuch für 1861“ erstmals unter „Sostmann, Max, Oberlieutenant Witwe“ verzeichnet steht. Da ihr jüngerer Bruder Julius 1813 am Befreiungskrieg gegen Napoleon teilgenommen hatte – so widmete er 1813 seinem Oberstleutnant Carl von Beaulieu-Marconnay ein „Jägerlied“, er verfasste Gedichte zur Feier der Anwesenheit King George IV. (1820-30 König des Vereinten Königreichs und Hannover) oder zum 100-jährigen Jubiläum der Georg-August-Universität Göttingen – steht zu vermuten, dass der in hohem militärischen Rang stehende Gatte der Schriftstellerin Wilhelmine Sostmann ebenfalls dieser gesellschaftlichen Schicht entstammte. In einem Verzeichnis der für Straßennamen in Hannover vorgeschlagenen Frauen und ihrer Kurzbiografien von 1999 findet sich auf Seite 20 folgende Eintragung: „Anna Wilhelmine Elise Sostmann (geb. Blumenhagen), geboren am 21. September 1788 in Hannover, gestorben am 30. November 1864 in Hamburg, war Schriftstellerin und die Schwester des hannoverschen Arztes und Schriftstellers Wilhelm Blumenhagen.1813 zog sie mit ihrem Ehemann, einem Juristen und Leutnant, nach Hamburg. Sie veröffentlichte zahlreiche Romane und Erzählungen, verarmte aber nach dem Tod ihres Mannes 1834 (Quelle: Bedeutende Frauen in Hannover Eine Hilfe für künftige Benennungen, 1999, S. 20; als Download abgerufen am 15.11.2015 unter hannover.de).

Werke von Wilhelmine Sostmann:
Neben Bänden mit Gedichten und Novellen findet sich eine Auswahl bei Estermann, Alfred (Hg.): Inhaltsanalytische Bibliographien deutscher Kulturzeitschriften des 19. Jahrhunderts. IBDK. Bd. 9. Teil 1: Blätter für literarische Unterhaltung (1826-1850/-1898, S.133-134, dort folgende Nachweise zu Buchbesprechungen von Wilhelmine Sostmann:
– die Gräfinnen Caboga. Leipzig 1827
– Die Brautkrone oder der Majoratsherr. 1830
– Peter Vischer. Romantisch-dramatisches Gemälde aus der Vorzeit Nürnbergs, in zwei Abtheilungen. Mit kolorierten Kupfertafeln, die die Hauptpersonen des Stückes zeigen: Hans Sachs, Hermann und Katharina Vischer, Carlo Brentano u.a. Im Anhang ein Notenblatt und „Kunst- und historische Notizen als Nachtrag“ zur Erstausgabe des von ihr verfassten Schauspieltextes, verlegt bei Georg Winter, Nürnberg 1832
– Elisabeth, oder; Leben und Glück unserer Zeiten, 3 Bände, 1832
– Der polnische Jude, Roman, 2 Bde, Braunschweig 1833
– Der Erzbischof von Madrid, mit Kupferstichen, Hamburg, Verlag Nestler & Melle, 1835 (noch heute antiquarisch erhältlich)
– Freund und Bruder, oder die Herren von Beauvours. Roman, 1840
– Donata, oder Liebe und Weltton. 1841
– Der Buchstabe des Gesetzes, 1843
– Die letzten Tudors auf dem Throne von England. Geschichtlicher Roman, 1846
– Die Perle von Nantes. Geschichtlicher Roman, 1848
– Fürst und Minister, Braunschweig 1851
Text: Dr. Cornelia Göksu