Uschi Beese Ursula Agnes Elisabeth (Uschi) Beese, geb. Roggenbau
(8.7.1930 Hamburg - 26.1.2008 Hamburg)
Hamburger Landesvorsitzender der Guttempler
Walddörferstraße 44 (Wohnadresse)
Schlüterstraße (Wohnadresse)
Grab: bestattet anonym bei Kapelle 13 auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756
Erinnerungsstein im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756
Uschi Beese wuchs zusammen mit ihrem Bruder am Rothenbaum in der Schlüterstraße auf.
Nach Besuch der Schule absolvierte sie eine Ausbildung zur Anwaltsgehilfin. Diesen Beruf übte sie bis 1990 in einem Anwaltsbüro in der Rothenbaumchaussee aus.
Verheiratet war Uschi Beese seit dem 24. Oktober 1958 mit dem Buchhändler Heinz Jacob Beese aus Leipzig. Er betrieb einen Buchladen in Hamburg-Bergedorf.
Hier in Bergedorf bezog das Ehepaar auch seine erste gemeinsame Wohnung, bevor sie dann vier Jahre später im Dezember 1961 nach Wandsbek in die Walddörferstraße 42(danach 44) zog.
Ihr gemeinsamer Kinderwunsch erfüllte sich leider nicht. Nach drei Fehlgeburten gab das Paar ihn auf Anraten der Ärzte auf. Vielleicht war dies ein Auslöser für die spätere Alkoholkrankheit.
Wegen seines immer größer werdenden Alkoholproblems musste Heinz Beese schließlich die Buchhandlung aufgegeben, was Arbeitslosigkeit zur Folge hatte. Auch Uschi Beese hatte mit dem Alkohol Probleme und bezeichnete sich selbst als alkoholgefährdet.
Nach der „Trockenschleuderung“ von Heinz Beese im AK Alsterdorf lernte das Ehepaar Beese Walter Zwang kennen, Suchtberater im Guttemplerhaus am Moorkamp. Und so wurde Uschi Beese im April 1976 Mitglied der Guttempler-Gemeinschaft in Hamburg St. Georg. Ihr Ehemann, der nach seiner Krankenhausbehandlung noch einmal rückfällig geworden war, folgte ihr im August desselben Jahres, und schon bald fand er wieder einen Arbeitsplatz und machte Karriere in einer Chemiefirma.
Die ehrenamtliche Arbeit in der Guttempler-Organisation wurde für das Ehepaar Beese zur Lebensaufgabe. Es stieg in die Selbsthilfegruppenarbeit ein und gründete seine eigene Gesprächsgruppe im Guttemplerhaus St. Georg.
Im Oktober 1980 wurde die Guttempler-Gemeinschaft „Wandsbek“ gegründet, deren Leiter Heinz Beese und deren Schriftführerin Uschi Beese wurde. Das Ehepaar Beese organisierte dort ebenfalls eine Gesprächsgruppe, zeitweise leitete es sogar zwei Gruppen. Außerdem unternahm es viele Jahre lang gemeinsam Hausbesuche bei Menschen in Not.
Einige Jahre später zog sich Heinz Beese (gest. 1999) aus der Gesprächsgruppenarbeit zurück. Uschi Beese managte nun diese Gruppen allein. Auch gab Heinz Beese wegen seiner beruflichen Arbeitsbelastung die Leitung der Guttempler-Gemeinschaft „Wandsbek“ an seine Frau ab.
Uschi Beese, die den Sinn ihres Lebens darin sah, Menschen zu helfen, von der Alkoholsucht frei zu kommen, stellte die Guttempler im Allgemeinen Krankenhaus Eilbek vor. Dafür war sie jeden Sonntag um 10.00 Uhr dort anwesend und ansprechbar. Nur sehr selten war sie verhindert. Als die Guttempler-Gemeinschaft „Wandsbek“ 1988 insgesamt 93 Mitglieder besaß, gründete Uschi Beese noch im selben Jahr die Gemeinschaft „Eilbek“ Darüber hinaus führte Uschi Beeses Gemeinschaft die Guttempler im Allgemeinen Krankenhaus Alsterdorf ein, woraus sich auf dem Gelände des Krankenhauses die zweite Gesprächsgruppe der Guttempler-Gemeinschaft „Wandsbek“ etablierte. 1997 folgte die Gemeinschaft „Alstersterne“.
Als 1989 in Hamburg das hundertjährige Bestehen der Guttempler-Gemeinschaft begangen wurde, übernahm Uschi Beese die Leitung des Tagungsbüros im CCH. Doch Uschi Beeses Lebensaufgabe war und blieb die offene Gesprächsgruppenarbeit. Zu jeder Tages- und Nachtzeit war sie für ratsuchende GuttemplerInnen erreichbar. Später wurde Uschi Beese Distrikttemplerin (Landesvorsitzende) in Hamburg und leitete den Distrikt einige Jahre. 1999 wurde ihr vom Hamburger Senat die Medaille für herausragende ehrenamtliche Tätigkeiten verliehen. Auf solche Auszeichnungen legte Uschi Beese allerdings nie viel Wert. Ihr war solch ein öffentlicher Akt sogar unangenehm und erfragte immer wieder vergeblich, wer ihr dies „angetan“ habe.
Durch Uschi Beeses Engagement wurden im Laufe der Jahre mehrere hundert Menschen für ihr weiteres Leben „trocken“. Natürlich gab es auch Rückschläge und Rückfälle. Doch Uschi Beese ließ sich davon nicht unterkriegen und brachte ihre „Gruppenarbeit“ mit ganzem Herzen weiter voran. Aus dem Kreis der Gesprächsgruppenteilnehmenden und deren Angehörigen wurden viele Menschen dauerhaft Mitglieder im Deutschen Guttempler- Orden Hamburg.
Bis zwei Wochen vor ihrem Tod am 26. Januar 2008 war Uschi Beese in „ihrer“ Gesprächsgruppe präsent. Wenn auch, bedingt durch ihre schwere Krebserkrankung, nicht immer persönlich, dennoch hielt sie jederzeit telefonisch Kontakt zu ihren Mitmenschen und war für sie da.
Text: Wolfgang Lütjens, ehem. Landesvorsitzender Hamburger Guttempler
Guttempler in Hamburg
Die Guttempler sind Mitglied im Landesfrauenrat Hamburg. Die Delegierte der Guttempler im Landesfrauenrat, Ursula Ploog, fasst die Frauenarbeit bei den Guttemplers wie folgt zusammen:
„Die Guttempler, früher 'Independent Order of Good Templars', wurden 1851 in der Kleinstadt Utica, im US-Staat New York gegründet. Damals war der Alkoholismus neben der Sklavenfrage eines der brisantesten Probleme in den Vereinigten Staaten.
Als eine der ersten Organisationen der Welt treten die Guttempler seit dem 19. Jahrhundert für die Gleichberechtigung der Geschlechter und der Rassen ein.
Über England und Skandinavien breitete sich der Orden um 1889 in Deutschland aus. In Hamburg gab es ab 1893 Guttempler mit den Grundsätzen: Enthaltsamkeit, Geschwisterlichkeit und Frieden.
Schon damals gab es beherzte Frauen, die in die Familien gingen und den mitbetroffenen Frauen Mut machten, sich dem Alkoholkonsum entgegen zu stellen, um Unheil von der Familie abzuwenden – also den trinkenden Männern sich entgegen zu stellen.
In der weiteren Entwicklung gab es Frauen, die Fortbildung für Frauen anboten, um ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln und Suchthilfe zur großen Aufgabe werden ließen. Es wurden Wander-Lehrerinnen ins Land geschickt, um die Jugend vor den Folgen des Alkohols aufzuklären.
Es wird berichtet, dass 1911, im Rahmen einer internationalen Guttempler-Tagung in Hamburg, ein Tag nur von den Frauen gestaltet wurde. Dazu gehörten Fachvorträge über Alkoholfragen für Frauen, oder die Verteilung von 100.000 Flugblättern, gerichtet an die werdenden Mütter, mit der Frage: ‚Hast Du Dein Kind lieb? Dann meide jedes alkoholhaltige Getränk, denn wisse, Dein Kind trinkt mit und es schädigt das zarte Gehirn.' Zum Abschluss der Tagung gab es in der Musikhalle einen großen Unterhaltungsabend.
So wurde das Sachgebiet ‚Frauen‘ geschaffen, gleichberechtigt zu den Sachgebieten: Sucht, Öffentlichkeit, Bildung und Kindergruppen-Arbeit.
Die Hamburger Guttempler-Frauen wurden 1950 Mitglied des Hamburger Frauenrings, später dann der Arbeitsgemeinschaft hamburger Frauenorganisationen (später: Landesfrauenrat).
2017 gaben die Guttempler-Frauen auf Bundesebene die Broschüre ‚Wer blau ist, sieht eher rot‘ heraus. Das Thema ist: häusliche Gewalt gegen Frauen und deren Folgen.
Im Wandel der Zeiten erleben auch die Guttempler ganz neue Situationen: Während anfangs ausschließlich Männer die betroffenen alkoholabhängigen Personen waren und die Frauen deren Begleitpersonen, sind heute viele Frauen selbst betroffen und suchtkrank. Auffällig ist, dass viele mitbetroffene Frauen den Weg mit dem abhängigen Mann gemeinsam gehen und ihm helfen aus der Sucht herauszukommen. Die suchtkranke Frau wird aber oft allein gelassen. Da ist es hilfreich, fest in einer alkoholfrei lebenden Gemeinschaft eingebunden zu sein, um dem Leben neue Ziele zu setzen.
Zur Zeit (2019) ist die Internationale Präsidentin vom I.O.G.T. (International Organization of Good Templars), als auch die erste Bundesvorsitzende der Guttempler in Deutschland, eine Frau. Und in Hamburg werden fünf Guttempler-Gemeinschaften von einer weiblichen Person geleitet.“
(verfasst von Ursula Ploog, 2019)