Martha Naujoks Martha Naujoks, geb. Pleul
(2.12.1903 Krefeld - 26.1.1998 Hamburg)
Korrespondentin, Widerstand gegen das NS-Regime
Stübeheide 28 (Wohnadresse)
Bestattet: Grablage Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756: Geschwister-Scholl-Stiftung, B0 73, 12
Korrespondentin, Mitglied der KPD, war vier Monate in Haft, emigrierte.
Martha Pleul entstammte einer Arbeiterfamilie. Um zum Familieneinkommen finanziell etwas beizutragen, musste Martha Pleul schon als Elfjährige in Heimarbeit große Ballen Nesseln zerschneiden. „Nach Beendigung der Schulzeit 1918 besuchte sie eine private jüdische Handelsschule. Um das Schulgeld aufzubringen, mussten Martha und ihre Mutter durch Schneidern etwas hinzuverdienen. Außerdem lernte Martha Stenographie und Maschinenschreiben.“[1]
Mit 15 Jahren trat Martha Pleul, unterstützt von ihrem Vater, der Freien Sozialistischen Jugend (FSJ) bei. 1920, nach dem Vereinigungsparteitag von KPD und USPD, wurde Martha Pleul Mitglied der KPD. Ihre Eltern, die Mitglied der SPD gewesen waren, waren nach der Bewilligung der Kriegskredite von der SPD zur USPD übergetreten und nach dem Vereinigungsparteitag ebenfalls Mitglied der KPD geworden.[2]
Martha Naujoks „arbeitete bei der Wirtschaftlichen Räte Organisation (WRO) (…), später arbeitete sie bei der KPD-Bezirksleitung Halle-Merseburg (…). Während der Märzaktionen 1921 arbeitete sie illegal in der politischen Leitung (…). Wegen drohender Verhaftungen musste sie nach Hannover umziehen (…).“[3] In Hannover arbeitete bei der Bezirksleitung der KPD und war Funktionärin in der Kommunistischen Jugend. Ende 1922 siedelte sie nach Hamburg um, wurde Mitarbeiterin bei der Hamburger Volkszeitung und nahm 1923 am Hamburger Aufstand teil. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei Flugblätter und verhaftete Martha Pleul, sie kam für ¼ Jahr ins Gefängnis Hütten in U-Haft.
„1926 heiratete sie Harry Naujoks, der nach dem Hamburger Aufstand im Oktober 1923 Vorsitzender des Hamburger Kommunistischen Jugendverbandes (KJVD) wurde.“[4] Später fungierte er als Organisationsleiter der KPD in Barmbek. Ab 1932 wurde er bei der Bezirksleitung Wasserkante der KPD für die Arbeit der KPD in Betrieben zuständig.
Nach ihrer Haftentlassung arbeitete [Martha Naujoks] wieder in der Redaktion der Hamburger Volkszeitung, später bei der Deutsch-Russischen-Petroleum-Gesellschaft (DEROP) und der Handelsvertretung der UdSSR. Ab 1933 arbeitete das Paar illegal für die KPD weiter.“[5] Am 28.7.1933 kam Martha Naujoks für drei Monate in sogenannte Schutzhaft. Ihr Mann war schon verhaftet worden.
„Nach ihrer Entlassung nahm sie trotz aller Risiken die illegale Arbeit wieder auf. Von Anfang 1934 bis zum Herbst 1935 versuchte sie mit Hans Westermann, Erwin Fischer und Horst Fröhlich die Hamburger Parteiorganisation nach mehreren Verhaftungswellen zu reorganisieren. Am 30. September ging Martha auf Beschluss der Parteileitung (…), über die sudetendeutsche Grenze nach Prag. Dort wurde sie von Walter Ulbricht und Hans Kippenberger empfangen. Bis Anfang 1936 leistete sie u.a. Grenzarbeit. Dann begannen die langen Jahre ihres sowjetischen Exils unter dem Decknamen Inge Karst. In Moskau arbeitete sie bei Verlagen (u.a. der VEGAAR), der Kommunistischen Internationale (…) und deren geheimer Nachfolgeorganisation der KI, dem sogenannten Institut 6. Gegen Kriegsende wurde Martha auf einen Fallschirmspringereinsatz in Leuna vorbereitet und arbeitete vorübergehend für das Nationalkomitee Freies Deutschland.
1937 geriet Martha in den für sie undurchschaubaren Strudel der Säuberungen: Am 20.6. 1937 wurde sie vor die Internationale Kontrollkommission zitiert und mit fadenscheiniger Begründung aus der Partei ausgeschlossen. Das allgemeine Klima des Misstrauens und drohender Verhaftungen in Moskau, der vorübergehende Verlust von Arbeit und Wohnung, haben Martha schwer getroffen. (…).
Martha kehrte im Juni 1945 nach Deutschland zurück. In Berlin arbeitete sie als Redaktionssekretärin bei der ‚Täglichen Rundschau‘ und später bei der ‚Berliner Zeitung‘. Harry Naujoks wurde nach seiner ersten Haftentlassung zur illegalen Arbeit nach Bremen geschickt. Dort wurde er 1934 erneut verhaftet und wegen ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt. ‚Erst in Berlin 1945 habe ich erfahren, dass mein Mann leben soll, der 1942 durch französische und russische Zeitung totgesagt worden war. Die Zeit des gegenseitigen Suchens begann. Eines Tages kreuzte er bei mir in der Redaktion der 'Berliner Zeitung' auf. Er ging über die grüne Grenze nach Hamburg zurück. Ich ging nach dem Berliner Parteitag der KPD zusammen mit den Westdelegierten Max Reimann und Erich Hoffmann (Vatti) als künftige Sekretärin des Zonenbüros der KPD - auch über die grüne Grenze - nach Hamburg zurück. Dort habe ich bis zur Auflösung des Zonenbüros gearbeitet, dann bei der Bezirksleitung der KPD Wasserkante.‘ In der Abteilung Agitation und Propaganda (…) kümmerte sie sich 1946-48 um die Herausgabe der theoretischen Zeitschrift ‚Weg und Ziel‘.
1950 musste Martha krankheitsbedingt ihre Arbeit aufgeben und konnte sich in ihrem Haus in der Stübeheide in Klein Borstel ihrem Sohn Rainer widmen. Martha blieb weiterhin politisch aktiv und unterstützte z.B. nach dem KPD-Verbot die Geschwister-Scholl-Jugend. Auch an der Herausgabe von Harrys Sachsenhausen-Buch hatte sie großen Anteil. Bis zu ihrem Tode nahm trotz ihres schlechten Gesundheitszustandes lebhaften Anteil an den politischen Ereignissen und auch an der Arbeit unseres Vereins [der Willi Bredel Gesellschaft], zu dessen Gründungsmitgliedern sie gehörte“,[6] schreiben Hans Matthaei und Erna Mayer in ihrem Nachruf auf Martha Naujoks.
Siehe auch den sehr informativen Artikel des Historikers Henning Fischer über Martha Naujauks unter: www.neues-deutschland.de/artikel/1151432.martha-naujoks-spuren-suchen.html