Maria Poelchau Dr. Maria Poelchau
(11.4.1926 - 8.7.2016 Hamburg)
Redakteurin, Literatur-Übersetzerin
Beim Schlump 84 E, Schröderstift (Wohnadresse)
Bestattet auf dem Nienstedtener Friedhof, Nienstedtener Marktplatz 19a, Grablage: Abt. C3, Nr. 100 und 104
Ihr Vater war Hans Ulrich Poelchau; ihre Mutter Therese Margarethe Hardy, genannt „Resi“ [1]. In ihrem Nachruf auf Dr. Maria Poelchau zeichneten die Literatur-Übersetzerinnen Annette Kopetzki und Miriam Mandelkow ein anschauliches Porträt ihrer ehemaligen Kollegin:
„Wer das Glück hatte, Maria Poelchau kennenzulernen, wird sie nicht vergessen. Von seinem Entstehen Mitte der achtziger Jahre an hat sie das Hamburger Übersetzertreffen, bei dem sie nie fehlte, mit ihrem Witz und Scharfsinn bereichert. ‚Ihre lebhafte Anteilnahme, ihre wunderbar lakonische (Selbst-)Ironie, ihre Toleranz und hanseatische Diskretion, ihre von Understatement geprägte Eleganz’ – so erinnern sich Hamburger Kollegen an Maria. Dem Übersetzertreffen blieb sie lange treu, auch als sie als Redakteurin, Kolumnistin und Übersetzerin in den Ruhestand gegangen war. Sie beriet Frischlinge und beteiligte sich an berufspolitischen Auseinandersetzungen, die sie aus gemessener Distanz betrachtete. Von ihrem Engagement profitierte in besonderem Maße die Englischgruppe: Monat für Monat erschien Maria morgens um zehn mit den von ihr gründlich durchredigierten Übersetzungen ihrer jüngeren Kollegen, äußerte taktvoll Kritik und warf sich mit ansteckendem Vergnügen in die Wortspielsuche.
‚Uh? Ah! Hm? Ha!’ Unvergessen bleibt auch Maria Poelchaus Auftritt im Hamburger Literaturhaus. Zur Premiere der legendären Veranstaltungsreihe „Übersetzer packen aus“ im November 1997 trat sie gemeinsam mit vier Kolleginnen und Kollegen an, dem gediegenen Hamburger Lesepublikum die Kunst des Übersetzens zu vermitteln. Und holte mit ihrer Demonstration scheinbar unübersetzbarer amerikanischer Interjektionen die Zuhörer vor Lachen von den Stühlen. Dabei zeigte Maria nicht nur, dass Details teuflisch sein können, sondern auch, dass sie mimisches Talent besaß. Und sehr, sehr viel Charme.
Nicht nur uns Hamburgern ist sie so in Erinnerung.
Sie war bei den Jahrestagungen des VdÜ (Verband der Literaturübersetzer) in Bergneustadt dabei und nahm an den ersten Seminaren in Straelen teil. Maria war mit vielen Größen der ersten Übersetzergeneration nach dem Krieg befreundet, darunter Klaus Birkenhauer, Helmut Frielinghaus, Ursula Brackmann und Hanns Grössel.
Die Disziplin und Sorgfalt, die sie dem Übersetzen widmete, zeigt sich auch in ihrem Lebenslauf. Nach dem Studium der Anglistik, Germanistik und Psychologie in Hamburg und Heidelberg, das sie 1945 in Hamburg begann und mit einer Promotion über John Donne abschloss, schrieb sie Literaturkritiken für die ZEIT und arbeitete von 1966-69 als Redakteurin und Übersetzerin der deutschen Ausgaben der renommierten Time-Life-Bücher.1987 gab sie eine Sammlung von Briefen Rilkes an ihre Mutter Resi Hardy heraus. 1991erhielt sie den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung, der damals erst im zweiten Jahr vergeben wurde. Übersetzt hat sie vor allem Sachbücher zur Psychologie und Kunstgeschichte, Biographien und Romane, u. a. von Leslie Epstein und Joyce Carol Oates.
Maria war nicht nur eine großherzige Freundin, sondern auch eine phantastische Gastgeberin. In ihrer schönen Wohnung in einem ehemaligen Hamburger Hospital, wo dezent in den Räumen verteilte Antiquitäten von Marias Stilbewusstsein zeugten, kochte sie für ihre Gäste mehrgängige Menüs – natürlich mit derselben nonchalanten Leichtigkeit, mit der ihr alles von der Hand zu gehen schien. Am 8. Juli 2016 ist Maria Poelchau im Alter von 90 Jahren gestorben. [2].
Sie wurde auf dem Friedhof Nienstedten bestattet (Traueranzeige im Hamburger Abendblatt, 16./17.7.2016, S. 28).
Text: Dr. Cornelia Göksu