Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Anita de Lemos

(11.6.1888 Hamburg – 4.2.1976 New York)
Ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Esplanade 23, später Moorweidenstraße 9 (Praxis)


Anita de Lemos war „eine der einflussreichsten Ärztinnen Hamburgs ihrer Generation. Sie machte besonders die medizinische Betreuung geschlechtskranker Frauen zu ihrer Sache.“ [1]
Zuerst Lehrerin, später Studium der Medizin, „unterbrochen von Einsätzen in Lazaretten während des Krieges (…). 1920 ließ sich Anita de Lemos als erste Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten Hamburgs an der Esplanade nieder. Von 1922 bis 1927 betreute sie als Untersuchungs- und Vertrauensärztin beim Pflegeamt sowie der Polizeibehörde (Gefängnisärztin) unter anderem Frauen und Mädchen, die Opfer von Sexualdelikten geworden waren. Seit Juni 1924 oblag ihr außerdem die ärztliche Aufsicht im Durchgangsheim für Mädchen der Jugendbehörde Alstertwiete. 1925 bis 1933 war Anita de Lemos [die ledig blieb] gleichzeitig in der Beratungsstelle für Geschlechtskranke als Untersuchungsärztin für weibliche Jugendliche, mehrheitlich Prostituierte, tätig. Im Hamburger Bordellstreit in den zwanziger Jahren setzte sie sich für Verbesserungen für die Prostituierten ein. Sie war außerdem Mitglied eines Ausschusses zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten im Bund Deutscher Ärztinnen. Seit 1927 unterrichtete und prüfte sie Ärzte am Institut für Allgemeine und Soziale Hygiene in Hamburg und lehrte an der Wohlfahrtsschule des Sozialpädagogischen Instituts ‚Geschlechtskrankenfürsorge‘.
1933 wurde de Lemos aus allen Ämtern entlassen. Sie führte noch ihre Praxis in der Innenstadt, bis sie 1938 in die USA emigrierte. Im Alter von 51 Jahren bestand sie 1941 das amerikanische Examen und war noch in geringem Umfang als Gerichtsärztin und innerhalb der Emigrantengemeinschaft tätig, später niedergelassen in New York.“ [2]