Erika Mühlbauer Dr. Erika Mühlbauer, geb. Schneider
(23.2.1937 Frankfurt a. M. – 22.5.2017 Hamburg)
Langjährige Vorsitzende des Vorstands des Sozialdienstes katholischer Frauen Hamburg-Altona
Bei der Johanniskirche 17 (Wirkungsstätte: Hier Sitz der Einrichtung JOHANNA – psychosoziale Unterstützung für Frauen und Kinder)
Stiller Weg 28, Friedhof Groß-Flottbek (Grabstätte; Grablage LM-4A)
Erika Mühlbauer wurde als drittes von vier Kindern des Ehepaares Elisabeth und Dr. Carl Schneider geboren. Nach dem Abitur studierte sie in Graz Staatswissenschaften und promovierte zum Dr. rer pol. Beruflich arbeitete sie dann in einer Sanitärtechnikfirma.
1961 heiratete sie den Diplom-Kaufmann Ernst Mühlbauer und lebte seitdem in Hamburg. 1962 wurde das erste, 1963 das zweite und 1964 das dritte Kind geboren. In dieser Zeit arbeitete Erika Mühlbauer von 1963 bis 1968 in der neu gegründeten Firma DMG und EMKA ihres Mannes in Teilzeit mit.
Später widmete sie sich der Erziehung der Kinder und hielt ihrem Mann den „Rücken frei“.
1980 wurde Erika Mühlbauer Mitglied im Verein „Sozialdienst katholischer Frauen Hamburg-Altona“ (SkF Hamburg-Altona). Zu ihrer Motivation, sich in diesem Bereich zu engagieren, sagt ihre Tochter Petra: „Meine Mutter wollte mit ihrer Mitgliedschaft im SkF, Menschen Gutes tun, die in unserer Gesellschaft mehr Hilfe und Unterstützung benötigen als staatliche Stellen alleine leisten können. Sie selber war sich der Tatsache bewusst, dass es ihr und der Familie durch glückliche Umstände und viel Fleiß meines Vaters gesundheitlich und materiell nach den ersten mühevollen Jahren immer gut ging. Auf diesem Weg konnte sie etwas ‘zurückgeben‘.
Katholisch sozialisiert, brachte sich meine Mutter gerne mit ihren Fähigkeiten bei SkF ein, knüpfte zahlreiche neue Kontakte und freute sich, mit kleinen aber beständigen Schritten die Projekte voranzubringen.“
Der Sozialdienst katholischer Frauen ist, so die Selbstdarstellung des Verbandes: „ein Frauen- und Fachverband der sozialen Arbeit in der Caritas, wurde 1899 von Agnes Neuhaus in Dortmund als ‚Verein zum guten Hirten‘ gegründet. Agnes Neuhaus war geprägt von ihrem starken sozialen Engagement. Sie war Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und Reichstagsabgeordnete.
Ihre heute noch aktuelle Gründungsidee war, dass es Not- und Konfliktsituationen gibt, die Frauen in besonderer Weise erleben und in denen Frauen anderen Frauen, Kindern und Familien wirksam helfen können.
Der SkF arbeitet auf der Grundlage eines christlichen Menschenbildes. Er setzt sich, unabhängig von Nationalität und Konfession, für sozial benachteiligte Menschen ein.“ 1)
Der Ortsverein des Verbandes in Hamburg-Altona, in dem Erika Mühlbauer aktiv war, bietet u. a. neben Beratung für Frauen, Familien und Schwangere, Hilfe bei Wohnungslosigkeit und einen Wohngruppenbereich für junge Mädchen und Frauen im Alter von 16 bis 27 Jahren nach einer psychischen Erkrankung an. Er wendet sich politisch zum Beispiel gegen Frauenarmut und Frauenwohnungsnot sowie gegen Gewalt gegen Frauen.
Der Sozialdienst katholischer Frauen Hamburg-Altona hatte sich 1924 in Altona gegründet und damals das “Marienheim" eröffnet. „(1994 umbenannt in ‚Wohnhaus für Frauen‘). Betreuung lediger Mütter und ihrer Kinder durch Ordensschwestern und Ehrenamtliche.“ 1959 folgte die „Einrichtung der Sozialen Beratungsstelle, heute Beratungsstelle für Frauen, Familien und Schwangere in der Schomburgstraße. 1986, als Erika Mühlbauer bereits Mitglied des Vereins war, wurde die „Beratungsstelle für wohnungslose Frauen und Männer in Kooperation mit Herz As Hamburg“ gegründet. 1996 begann der Verein mit der "Ambulanten und Flexiblen Betreuung" für Frauen in schwierigen Lebenssituationen. 2002 eröffnete die "Kleiderkiste", bei der es kostenlose Kleidung gibt und 2014, zwei Jahre vor Erika Mühlbauer Tod, wurde die Erweiterung des Wohnhauses für Frauen eröffnet, das seitdem JOHANNA heißt und seit 2014 auch Mädchen ab 16 Jahren aufnimmt. 2) Diese Einrichtung unterstützt junge Frauen ab 16 Jahren sowie Mütter und ihre Kinder mit einer psychischen Erkrankung oder Belastung durch unterschiedliche Angebote.
Erika Mühlbauer hatte 22 Jahre von 1984 bis 2006 den Vorsitz des Vorstandes dieses Vereins. Außerdem war sie von 1995 bis 1999 Vorsitzende der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft der SkF-Ortsvereine im Erzbistum Hamburg und solange sie Vorsitzende des SkF Hamburg-Altona war, auch geschäftsführende Ansprechpartnerin im Vorstand für die jetzige Einrichtung „JOHANNA – psychosoziale Unterstützung für Frauen und Kinder“. Als Mitglied des Zentralvorstandes des SkF Gesamtvereins wirkte sie von 1993 bis 2001 über die Bistumsgrenzen hinaus. So knüpfte sie in dieser Zeit für das Projekt Auslandsadoptionen Kontakte in Bolivien. Als Zentralvorstandsmitglied führte Erika Mühlbauer 1994 eine SkF-Delegation nach Bolivien an. Diese Reise hatte das Ziel, die Auslandsadoptionsarbeit des SkF weiter zu etablieren, indem sich der Verband dort durch persönliche Begegnungen und Veranstaltungen bekannt machte. Die verbandliche Arbeit und insbesondere die fachliche Arbeit im Bereich der Auslandsadoption wurden über Gespräche mit zuständigen Behörden, Fachveranstaltungen mit Fachkräften, Besuchen von Heimen sowie Hilfsprojekten und insbesondere in Gesprächen mit Vertretern und Vertreterinnen der Kirche wie der Caritas präsentiert.
Erika Mühlbauer war in der gesamten Zeit ihrer Tätigkeit im Zentralvorstand für den Fachbereich Auslandsadoption eine wichtige Ansprechpartnerin.
Sie erhielt für ihr langjähriges Engagement die höchste Auszeichnung des SkFs: die goldene Ehrennadel. Darüber hinaus wurde ihr 2004 die Ansgar-Medaille des Erzbistums Hamburg verliehen.