Anni Bartels Anni Bartels, verh. Pritzl
Heysestraße 5 (Wirkungsstätte)
Am Haus Heysestraße 5 ist eine Erinnerungstafel montiert. Sie verweist darauf, dass hier während der NS-Zeit eine Illegale Druckerei der SAP (sozialistische Arbeiterpartei) betrieben wurde. Auf der Gedenktafel steht: „In diesem Hause war 1933 die illegale Druckerei der Sozialistischen Arbeiterpartei. Hier druckten Michael und Hermann Pritzl, Hans und Richard Stoll, Walter Becker und Anni Bartels den „Spartakusbrief“, der in ganz Nordwestdeutschland verteilt wurde. Nach Verrat wurde Richard Stoll zu 2 1/2 Jahren Gefängnis verurteilt und später zum Strafbataillon 999 eingezogen. Die anderen konnten nach Dänemark fliehen. Nach der Besetzung wurde M. Pritzl der Gestapo Hamburg ausgeliefert und zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. H. Stoll kam bei der Flucht nach Schweden ums Leben.“
Michael Pritzl war damals seit 1929 mit Anni Bartels verlobt. „Die Gruppe druckte zum Beispiel ein Flugblatt gegen den Boykott jüdischer Geschäfte, von dem sie 1.500 Stück in Bergedorf verteilten. Als abendliche Spaziergänger oder als Liebespaare getarnt klemmten sie die Schriften unter Türklinken und schoben sie unter den Haustüren hindurch. Als die illegale Druckerei im August 1933 aufflog, floh Michel Pritzl nach Dänemark. Anni wurde von der Polizei verhört und anschließend für zwei Tage eingesperrt und verlor ihren Arbeitsplatz. Als Anni später erfuhr, dass Michel in Dänemark untergetaucht war, besuchte sie ihn unter falschem Namen und schrieb ihrem Verlobten mit Hilfe von Deckadressen – die beiden standen in ständigem Schriftverkehr. Da Anni nicht weiter getrennt von Michel leben wollte, entschloss sie sich, bei dem nächsten Besuch ganz in Dänemark zu bleiben. 1937 verließ sie Deutschland und heiratete Michel im selben Jahr in Dänemark. Sie suchte sich Arbeit als Reinemachefrau und nähte für Bekannte und Nachbarn, um über die Runden zu kommen. Als die Nationalsozialisten Dänemark besetzten, kam Michel ins Internierungslager und Anni musste sich alleine durchschlagen. In dieser Zeit fuhr sie zweimal in der Woche mit dem Fahrrad 100 km hin und zurück, um Michel im Lager Horseröd zu besuchen.“[1]
Im Rahmen des von Annette Hülsmeyer 2013 initiierten Projektes „Namentuch-Denkmal. Garten der stillen Helden“ des Haus im Park in Bergedorf wurde auch für die „Heldin“ Anni Bartels ein Namentuch geschaffen. Die Klasse 8e der Gretel-Bergmann-Schule in Hamburg-Allermöhe entwarf und gestaltete das Namentuch. „Auf dem Tuch sieht man Anni Pritzl mit ihrem Mann Michel von Hamburg-Bergedorf nach Kopenhagen in Dänemark reisen. Sie sind als Hochzeitspaar dargestellt, links Michels Arm mit den Ringen und rechts Annis Arm. Beide tragen Hochzeitskleidung und befinden sich mit ihrem Reisekoffer auf einer Straße. Allerdings kann man auch sehen, dass sie in Dänemark nicht nur heiraten, sondern auch, dass Michel schon der Weg ins KZ-ähnliche Lager bevorsteht. Das wird symbolisiert durch den Zaun aus Draht und die Worte „Arbeit macht frei“, die sich über dem Eingang mehrerer Konzentrationslager befunden haben“.[1]