Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Ada Ehmler

(10.07.1925 - 2009)
aktiv in der evangelischen Frauenarbeit
Haus der Frau, Loogeplatz 14-16 (Wirkungsstätte)
Pamirweg 8 (Wohnort)


4433 Ada Ehmler
Ada Ehmler, Quelle: E. Wrage

„Geboren wurde Ada Ehmler unter ihrem Mädchennamen Böhme am 10. Juli 1925 in Wilhelmshaven. Ihr Vater Herman war Berufssoldat bei der Marine, ihre Mutter Anna war Hausfrau. […] Das Elternhaus war pietistisch fromm; politischer Äußerungen enthielt man sich. Obgleich die musikalisch begabte Ada 1942 die Aufnahmeprüfung am Hamburger Konservatorium bestand, musste ihr Wunsch, Sopranistin zu werden, in Kriegszeiten einer seriöseren Ausbildung weichen. So besuchte Ada nach Kriegsende die höhere Handelsschule und absolvierte eine Ausbildung in Handelswesen. In der Sparkasse Buxtehude fand sie schließlich eine Anstellung. In der freien Gemeinde lernte sie mit 21 Jahren ihren späteren Mann Gottfried Ehmler kennen, dessen Vater dort Pastor war. 1950 verlobten sie sich, zwei Jahre später folgte die Hochzeit; die drei Töchter des Paares wurden in den 1950er-Jahren geboren. […] Während Gottfried Ehmler im Flugzeugbau arbeitete, wurde Ada 1968 kaufmännische Angestellte beim Zoll.
Ada Ehmlers Name ist untrennbar mit der Kampagne „Kauft keine 'Früchte der Apartheid'“ verbunden. Die Evangelische Frauenarbeit rief den Verbraucher_innenboykott 1977 zusammen mit der Anti-Apartheid-Bewegung deutschlandweit ins Leben, um gegen die staatlich festgelegte Rassentrennung in Südafrika aktiv zu werden. Mit dieser Arbeit wurde auch der Grundstein für eine neue evangelische Frauenarbeit gelegt, die bisher nach außen hin eher unpolitisch aufgetreten war und sich auf Ökumene, Glaubensfragen, Gemeindearbeit und frauenrelevante Anliegen konzentriert hatte.
Ihre Bestimmung betitelt [Ada] […] als 'kirchliche Frauenbewegung', angetrieben durch den 'Mut zu Veränderungen im eigenen Leben und Frau-Sein', 'den göttlichen Ansatz zur Geltung bringen' und die Einstellung, 'politische, gesellschaftspolitische Gegebenheiten' nicht mehr hinzunehmen, sondern „dagegen auf[zu]stehen und verändern [zu] helfen“. Diese Erkenntnisse und Entscheidungen flossen ein in die Südafrika-Boykott-Arbeit. Ihre eigenen Befreiungserfahrungen von alten Rollenbildern verbanden die Boykott-Frauen mit der Sehnsucht nach einem Leben in Freiheit für die unterdrückten Menschen in Südafrika.
Im April des Jahres 1978 startete schließlich die Boykott-Arbeit: So schlossen sich die nordelbischen Frauen dem Boykottaufruf der Evangelischen Frauen in Deutschland (EFiD) an und forderten dazu auf, den Kauf von Produkten aus Südafrika zu verweigern – 'Politik mit dem Einkaufskorb' als gewaltlose, aber einschlägige Protestaktion gegen das Verbot von Verbänden der Black-Consciousness-Bewegung durch die Apartheidregierung in Südafrika. […] Diese Aktion erwies sich als wegweisend: Sie sorgte nicht nur für stärkeres Zusammenwirken internationaler Frauenarbeit, sondern gilt auch als erste großflächige und erfolgreiche Mobilisierung von Konsument_innen. […]
Mit ihrem Protest und ihrer Beharrlichkeit waren die Frauen allerdings nicht stets willkommen; immer wieder sahen sie sich mit Beeinträchtigungen in der Arbeit konfrontiert. Die Haltung der Kirchenleitenden verblieb oftmals zögerlich und abwartend, viele Frauen vermissten deren Solidarität. Eine Anerkennung und Würdigung ihres Engagements setzte erst später ein. […]
Am 30. September 1992 beendete EFiD die Organisation der Boykott-Kampagne, […] doch die Arbeit der Südafrika-Gruppe der evangelischen Frauenarbeit Hamburg dauert bis heue an. […]
1994 erhielt Ada Ehmler die Bugenhagen-Medaille der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. […]
Die persönliche Entwicklung Ada Ehmlers von einer pietistisch geprägten 'frommen Kirchenfrau' zu einer politisch und theologisch gebildeten Engagierten für gesellschaftliche Gerechtigkeit sollte wegweisend für den Lebensweg vieler weiterer Frauen sein. Er ist geprägt von der Suche nach einem neuen Gottesbild, von dem Willen das eigene Leben in einer Atmosphäre von Freiheit und Anerkennung als Frau eigenmächtig zu gestalten und in einem breiteren gesellschaftlichen und sozialen Kontext zu wirken. Ada Ehmler war einer reformatorisch wirkende Frau, die mit großem persönlichem Einsatz an der Verwirklichung von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung arbeiten und ihr eigenes Denken immer wieder kritisch hinterfragen sollte.“[1]