Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Waltraut Rubien Waltraut Rubien, geb. Hobus

(11.2.1927 – 26.12.2017)
Präsidentin der David Ben-Gurion Stiftung in Deutschland
Hans-Böckler-Platz 15 (Wedel; Graf-Luckner Senioren Residenz, Alterswohnsitz)


Waltraut Rubien war eine große Gestalterin der deutsch-israelischen Beziehungen. Für ihr – wie es in einer Traueranzeige über sie heißt – „unnachgiebiges Engagement wurde Waltraut Rubien im Jahr 1997 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.“ [1]
Geboren in Kolberg kam sie nach der Flucht zunächst nach Schwerin und zum Heiraten 1946 nach Hamburg. Dort ehelichte die damals 19 jährige Waltraut Hobus 1946 Werner Rubien. Nach der Heirat studierte sie und wurde Lehrerin, ihr Mann Diplom-Ingenieur. 1991 wurde sie Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Hamburg, die sich 1975 als Hamburger Gruppe der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e. V. gegründet hatte. Dieses Amt übte sie 16 Jahre aus. Außerdem war sie acht Jahre lang Vizepräsidentin der 1966 ins Leben gerufenen Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V.
Der Grund, warum Waltraut Rubien sich mit großem Engagement den deutsch-israelischen Beziehungen widmete, beschrieb sie wie folgt: „Eine Reise nach Israel 1977 war der Beginn einer großen Faszination. ‚Wir wurden so unerwartet freundlich aufgenommen, dass mein Mann gleich sagte, dies sei nicht unsere letzte Reise. Trotz der schweren Last auf unseren Schultern sind wir nicht auf Vorwürfe oder Vorbehalte gestoßen. Wir waren tief beeindruckt.‘ Sie traten der 1975 gegründeten DIG bei, die sich überparteilich und überkonfessionell für die Verständigung zwischen Deutschland und Israel einsetzt“ [3]
2008 gründete Waltraut Rubien dann die David Ben-Gurion Stiftung in Deutschland, deren Ziele „die Völkerverständigung und die Förderung des gegenseitigen kulturellen und wissenschaftlichen Austausches zwischen Deutschland und Israel im Geiste des ersten israelischen Premierministers David Ben-Gurion“[4] sind. „Dies wird vor allem durch die Förderung von Schulpartnerschaften und Jugendprojekten erreicht.“[4]
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Hamburg schreibt in ihrem Nachruf auf Waltraut Rubien: „Ihrem leidenschaftlich-unnachgiebigen Einsatz verdanken viele Initiativen ihre Realisierung: Es ist zum Glück nur wenigen gelungen, Waltraut Rubien eine gute Idee auszureden und ihr die erforderlichen Ressourcen für ihre Initiativen nicht an die Hand zu geben.
1992 initiierte Waltraut Rubien einen interfraktionellen Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft für den Bau eines Tagungshauses auf dem Gelände der David Ben-Gurion Stiftung im Negev – immerhin fehlte der Stadt eine Partnerstadt in Israel. Seit den 1990er-Jahren ist das ‚Hamburg Haus‘ eine sehr gefragte Begegnungsstädte in Israel und gleichzeitig eine höchst vitale Verbindung der Stadt Hamburg nach Israel.
Bereits als Lehrerin für Deutsch, Biologie und Psychologie am Gymnasium Willhöden (heute: Marion Gräfin Dönhoff-Gymnasium) reiste sie als eine der ersten Pädagogen mit Schülern nach Israel. Große Verdienste erwarb sich Waltraut Rubien anschließend durch die kontinuierliche Förderung von Schulpartnerschaften und dem bilateralen Austausch junger Menschen. Hier wie bei anderen Initiativen beteiligte sich die Familie Rubien stets geräuschlos mit erheblichen finanziellen Zuwendungen.
(…) 2010 verlieh ihr der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg die Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Silber. Seit 1999 ist Waltraut Rubien Ehrenbürgerin des Negev (Israel).
‚Gegensteuern, der Öffentlichkeit die Faszination des Landes Israel zeigen, Vertrauen in den Staat Israel aufbauen‘, skizzierte Waltraut Rubien ihren ‚Full-Time-Job‘, der ohne ihren Mann Werner Rubien ‚nie möglich‘ gewesen wäre. ‚Wir beide sind geleitet vom Wunsch nach Gewaltlosigkeit und Frieden für jüdische Menschen und möchten zugleich Ängste gegenüber Deutschland abbauen. Für uns ist Israel zu einer zweiten Heimat geworden‘ (Waltraut Rubien am 16.1.1997). (…)
Ihren letzten öffentlichen Auftritt erlebte Waltraut Rubien am 23. November 2017 bei einem Fundraising-Abend im Hotel Baseler Hof in Anwesenheit des Botschafters des Staates Israel, S.E. Jeremy Issacharoff, der im Vorgriff auf das zehnjährige Jubiläum der David Ben-Gurion Stiftung in Deutschland stattfand.
‚Ich habe während meiner Amtszeit nur wenige Menschen getroffenen, die sich für Israel ohne Wenn und Aber einsetzten wie Frau Rubien. Nie hat sie Nein als eine Antwort genommen. Ich hoffe, dass die jüngeren Generationen Frau Rubien als ein Vorbild für die andauernden und schwierigen Aufgaben der Weiterwicklung deutsch-israelischer Beziehungen im Auge behalten‘, erklärte S.E. Shimon Stein, Botschafter des Staates Israel von 2001 bis 2007 und Schirmherr der David Ben-Gurion Stiftung in Deutschand.
‚Die Ben Gurion Stiftung in Deutschland hat mit ihrer Präsidentin und Gründerin eine starke Kämpferin für die Aussöhnung zwischen Israel und Deutschland verloren, die die Stiftungsarbeit stets mit ihren überaus klugen und kreativen Ideen bereicherte und voranbrachte. Sie hat sich damit als ‚Brückenbauerin‘ verdient gemacht für das Wiederaufleben der Deutsch-Israelischen Freundschaft, insbesondere soweit es die eher unbelastete Jugend betrifft. Waltraut Rubien war mir eine mütterliche Freundin. Wir alle werden ihr ewiglich ein ehrendes Andenken bewahren und die Stiftungsarbeit in ihrem Sinne weiterführen‘, so der Vorsitzende des Kuratoriums und langjährige Vorstandsvorsitzende der Sparda-Bank Hamburg, Dr. Heinz Wings.“ [3]