Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Maria von Bülow Maria von Bülow, gesch. Gräfin von Dönhoff, geb. Beccadelli di Bologna, Marchesa di Altavilla, Principessa di Camporeale

(6.2.1848 Neapel - 26.1.1929 Rom)
Salonnière
Bestattet auf dem Friedhof in Hamburg-Nienstedten, Nienstedtener Marktplatz 19a, Grablage: Abt. 16 D, Nr. 45a-d


4487 Marie Graefin Doenhoff
Marie Gräfin Dönhoff, Foto: Franz von Lenbach (gemeinfrei), via Wikimedia Commons

Maria von Bülow war in zweiter Ehe mit Bernhard Heinrich Martin Karl von Bülow (3.5.1849 - 28.10.1929) verheiratet. Nach ihm heißt in Hamburg-Ottensen seit 1909 die Bülowstraße. Auch nach seiner Gattin Maria könnte die Straße mitbenannt werden, da sie eine bedeutende Salonnière war. Nach ihm ist die Straße deshalb benannt worden, weil er Politiker war und zwischen 1900 und 1909 als Reichskanzler fungierte
In erster Ehe war Maria von Bülow zwischen 1867 und 1882 mit dem preußischen Diplomaten Karl August Graf von Dönhoff (1833–1906) verheiratet gewesen. Das Paar bekam 1868 eine Tochter. In Wien, wo das Diplomatenehepaar gelebt hatte, hatte die hochmusikalische Maria einen Salon geführt, wo sich Künstler und Musiker trafen.
Bernhard Heinrich Martin Karl von Bülow wurde in Klein Flottbek geboren. Sein Vater war Bernhard Ernst von Bülow (1815–1879), seine Mutter Luise Victorine, geb. Rücker, eine hanseatische Bürgerstochter. „In Paris, wo er von 1879 bis 1884 als Botschaftssekretär arbeitete, schloss er Freundschaft mit Philipp zu Eulenburg. Die Freundschaft der ‚schwesterlichen Seelen‘ überdauerte den Parisaufenthalt. So oft es ging, traf sich Eulenberg mit seinem ‚heißgeliebten Bernhard‘. Bülow träumte manchmal davon, mit Philipp gemeinsam alt zu werden und das Leben nur ‚dem Schönen‘ zu widmen“,[1] schreiben Bernhard Rosenkranz und Gottfried Lorenz.
Anfang der 1880er-Jahre verliebten sich Maria von Dönhoff und Bernhard von Bülow ineinander. Bülow war, wie Marias Ehemann, ebenfalls Diplomat. Da Maria sowohl protestantisch als auch katholisch geheiratet hatte, musste sie nicht nur geschieden, sondern ihre Ehe musste darüber hinaus auch noch vom Papst annulliert werden.1882 wurde die Ehe nach preußischem Recht geschieden und 1884 vom Vatikan annulliert.
Da Ehen mit geschiedenen Frauen gesellschaftlich nicht angesehen waren, was für den preußischen Diplomaten Bernhard von Bülow das Karriereaus bedeutet hätte, drang er hartnäckig darauf, dass er von seinem obersten Vorgesetzten Fürst Bismarck den für eine Heirat mit einer geschiedenen Frau erforderlichen Ehekonsens bekam. Den bekam er und so konnte das Paar schließlich 1886 heiraten. Zwei Jahre später wurde Bülow Gesandter in Bukarest und 1893 Botschafter in Rom. Hier unterhielt seine Gattin ebenfalls einen Salon und führte ihren Mann in die Gesellschaft Roms ein, zu der sie enge Kontakte pflegte.
1897 wurde Bülow zum Staatssekretär des Auswärtigen ernannt und zog mit seiner Frau nach Berlin. Auch dort hielt Maria von Bülow einen Salon, in dem sich hauptsächlich Politiker, Diplomaten und hochrangige Militärs trafen. Aber auch Maler – wie Max Liebermann und Schriftsteller wie Gerhart Hauptmann. Maria von Bülow spielte mit ihrer Mutter bis zum Ersten Weltkrieg eine wichtige Rolle in der Berliner Gesellschaft.
„1900 wurde [Bülow] von Kaiser Wilhelm II. zum Reichskanzler berufen. Zwischen 1907 und 1909 wurde Bülow in die Eulenburg-Affäre hineingezogen. Adolf Brand verdächtigte ihn, intime Kontakte zu seinem Privatsekretär, dem Geheimen Regierungsrat Max Scheefer, gehabt zu haben. In dem Prozess am 6. November 1907 konnte sich Bülow entlasten, indem er und sein als Zeuge geladener Freund Eulenburg jede Form homosexueller Neigungen bestritten. (…) Im April 1909 gelang Bülow mit Hilfe des Reeders Albert Ballin gegen Zahlung einer Summe von 40000 RM ein außergerichtlicher Vergleich, so dass eine forensische Untersuchung im Zusammenhang mit dem Vorwurf, homosexuell zu sein, verhindert werden konnte. Durch die Prozesse war Bülow jedoch politisch und nervlich so geschwächt, dass er als Reichskanzler nicht mehr zu halten war. (…) Bernhard Fürst von Bülow war offenbar ein Opfer der Denunziationen von Adolf Brand, Dieser wollte anhand vermeintlich homosexuell veranlagter Persönlichkeiten für die Abschaffung des Paragrafen 175 kämpfen.“[2]

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Grab von Maria (links) und Bernhard (rechts) von Bülow, Quelle: Joern M, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Nach dem Rücktritt Bülows 1909 als Reichskanzler, lebte er mit seiner Frau eine Zeit lang in Kleinflottbek. Dort gab die geistreiche Maria von Bülow in ihrer Elbparkvilla große Gesellschaften. Zu diesem Kreis gehörten auch Richard Wagner, Franz Liszt, Hans von Bülow und Gerhart Hauptmann. „Maria von Bülow hatte in Deutschland eine zweite Heimat gefunden. Während des ersten Weltkrieges litt sie schwer an den Konflikten ihrer beiden Vaterländer. Nur die liebevolle Aufmerksamkeit, mit der ihr Gatte sie in dem Asyl zu Kleinflottbek umgab, ließ sie die schwere Zeit einigermaßen erträglich verwinden.“[3] Das Paar wohnte häufig auch in Rom und dort in der „Villa Malta“. Von 1914-1915 war von Bülow Sonderbotschafter in Rom.
Marie von Bülow starb im Januar 1929 in Rom, ihr Ehemann neun Monate später. Beide wurden in der Familiengruft auf dem Hamburger Nienstedtener Friedhof bestattet.