§ 218 Beratungsgruppe
Kampstraße 11 (ehemals)
Ende der 1970-er Jahre, in Zeiten der Neuen Frauenbewegung, gründete sich mit acht Frauen die § 218 Beratungsgruppe. Dazu schreiben sie in der Broschüre „Hamburger Frauen Gruppen stellen sich vor, herausgegeben ca. Ende 1979 von bildwechsel: „Wir haben uns vor ca. einem Jahr zusammen getan, weil es vom Hamburger Frauenzentrum keine Beratung mehr gab und wir dieses Thema für uns und alle Frauen sehr wichtig halten.
Zuerst wollten wir uns nur mit Abtreibung, Verhütung etc. beschäftigen, als dann aber die ‚Reste‘ der Müttergruppe zu uns kamen, nahmen wir die Themen Geburt und Schwangerschaft mit auf. Bisher haben wir Material über alle möglichen Verhütungsmaßnahmen zusammen getragen und beschäftigen uns jetzt mit der Aufarbeitung einer (Frauen-) Ärztekartei und einer Kartei über Kliniken/Ärzte und Ärztinnen, die abtreiben. (…)
Wir arbeiten außerdem locker mit einer Gruppe zusammen, die ein Gesundheitszentrum für Frauen in Hamburg aufbauen will. Den Anfang unserer gemeinsamen Arbeit bildete die Diskussion 1. Über die Art und Form der zukünftigen Beratungsarbeit und 2. Über den politischen Kampf gegen den § 218. Wir kamen zu dem Ergebnis, daß beide Aspekte miteinander im Zusammenhang stehen. Für die Abbruchberatung wollen wir den § 218 so optimal wie möglich ausnutzen, wir wissen aber, daß solange der Paragraph besteht, das Selbstbestimmungsrecht der Frauen über ihren eigenen Körper nicht erreicht ist. Durch dieses Verständnis unserer Frauenpolitik sind wir zu dem Ergebnis gekommen, daß wir uns mit unserer Beratungsarbeit nicht zurückziehen dürfen mit dem alleinigen Ziel, die Beratung immer perfekter zu machen, sondern eine gute Beratung mit unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten durchzuführen, aber gleichzeitig gemeinsam mit anderen regionalen und nationalen Gruppen für die ersatzlose Streichung des § 218 einzutreten.
Aufgrund dieses Diskussionsprozesses versuchten wir im Rahmen der Erstellung einer Ärztekartei und Auftreten damit auf Veranstaltungen am 8. März und Ende April 1979, durch Fragebogenaktion, Kontakte zu anderen Frauengruppen, die Beratung machen oder sich mit medizinischen Problemen, wie z. B. Prostaglandine beschäftigen, zu knüpfen. Leider ist es bisher nicht zu einer Zusammenarbeit oder Erfahrungsaustausch gekommen. Des weiteren erstellten wir einen Fragebogen zu den Abtreibungsmöglichkeiten und Bedingungen für die Hamburger Krankenhäuser, wo allerdings keine Resonanz (bis auf Finkenau) erfolgte. Die Konsequenz war, daß wir uns individuell umhören mußten und wenn wir Anrufe von hilfesuchenden Frauen bekamen, dazu gezwungen waren, sie an ambulant abtreibende Ärzte zu schicken, wovon es in Hamburg aber nur wenige gibt, die wirklich bereit sind, jeder Frau zu helfen.
Zur weiteren Vorbereitung für die Beratung stellten wir eine kleine Broschüre mit der Besprechung und Erklärung der bestehenden Verhütungsmethoden zusammen,. Außerdem sind wir dabei, eine Broschüre über den Schwangerschaftsabbruch mit der Absaugmethode zu machen, (…).“
Heute (2019) gibt es die Gruppe nicht mehr.