Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg

Vera Hallpap

(14.12.1931 - 30.1.1998)
Floristin, Delegierte der Frauengruppe des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg im Landesfrauenrat Hamburg, Schriftführerin des Verwaltungsrates der Bezirksgruppe Ost des Blindenvereins Hamburg, Leiterin der Gruppe der taubblinden Menschen des Hamburger Blindenvereins
Holsteinischer Kamp 26 (Wirkungsstätte: Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg)


Aus der Trauerrede anlässlich ihre Todes:
„Frau Hallpap wurde am 14. Dezember 1931 in Hamburg geboren. Aus ihrer Kindheit und Jugend wissen wir wenig. Sie erlernte nach der Schulzeit den Beruf der Floristin. Am 9. März 1957 heiratete sie. In ihrer Ehe wurden zwei Töchter geboren, im Jahre 1958 Gabriela, im Jahre 1961 Iris. Im Jahre 1968, damals waren die beiden Töchter zehn und sieben Jahre alt, kehrte Frau Hallpap in ihren geliebten Beruf als Floristin zurück.
Im Jahre 1980 traf Frau Hallpap ein besonders schwerer Schicksalsschlag. Sie erblindete innerhalb von nur vier Tagen durch eine Thrombose. (…)
Die Erblindung und die damit verbundene schwere Last, ständig in der Dunkelheit leben zu müssen, musste Frau Vera Hallpap hinnehmen. Aber sie versank nicht in Selbstmitleid und blieb nicht passiv, sondern sie versuchte, ihre vollkommen veränderte Lebenssituation durch Eigeninitiative und durch Lernen zu meistern.
So wurde Frau Hallpap am 1. November 1980 Mitglied im Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg. Ab Januar 1981 begann für sie das Langstocktraining, das Erlernen der Louis-Braille-Schrift und der Kurzschrift. Der Durchbruch im Mobilitätstraining war geschafft, als sie Herrn Fischer den Weg zu ihrem Arbeitgeber in der Gärtnerei zeigen und dort die verschiedenen Blumen auch ohne Sehen erkennen konnte. Ab 1982 arbeitete Frau Hallpag wieder tageweise in ihrem Beruf als Floristin. Auch der Beginn ihrer Aktivität in der Frauengruppe des Blindenvereins fällt in das Jahr 1982. Jahre später übernahm sie die Vertretung des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg im Landesfrauenrat. Damit waren regelmäßige Treffen verbunden und auch Aktivitäten, z. B. die Betreuung des Messestandes auf der Familienmesse ‚Du und Deine Welt‘.
Der Tod ihres Ehemannes am 19. Dezember 1983, er arbeitete als selbständiger Taxifahrer, war wieder ein schwerer Schicksalsschlag für Frau Hallpap. Aber sie ließ sich nicht von ihrer Trauer überwinden, sondern behielt ihren Lebensmut.
Im Jahre 1985 wurde Frau Hallpap als Schriftführerin in den Verwaltungsrat der Bezirksgruppe Ost des Blindenvereins gewählt.
Im Jahre 1986 gab es erste Kontakte zu der Gruppe der taubblinden Menschen. Frau Hallpap besuchte einen Kurs für Pfleg- und Vormundschaft und übernahm selbst eine Pflegschaft für eine taubblinde Frau. Später, im Jahre 1992, übernahm sie die Pflegschaft für einen taubblinden Mann.
Als Frau Anna Hoppe eine Nachfolgerin in der Leitung der Gruppe der taubblinden Menschen suchte, übernahm Frau Hallpap diese Aufgabe. Sie setzte bei der Durchführung dieser Tätigkeit ihre eigenen Akzente. Höhepunkte ihrer Aktivität waren z. B. der Besuch des Museumsschiffes ‚Cap San Diego‘, das Abtasten von Katzen und der Bühne des Musicals ‚Cats‘ und zahlreiche Freizeiten für taubblinde Menschen. Im Jahre 1991 lag die Leitung des Taubblindentreffens des Deutschen Blindenverbandes in ihren Händen.
Das, was Frau Hallpap gelernt hatte, gab sie gerne an andere Menschen weiter. Sie unterrichtete im Lormen und in der Punktschrift. Den Unterricht in Punktschrift erteilte sie vor allem taubblinden Menschen. Dies geschah mit Hilfe des Lormens, das sie hervorragend beherrschte. Aber auch ihre floristischen Kenntnisse gab sie gerne weiter. (…)“ (Trauerrede im FrauenStadtArchiv Hamburg)
Trotz eigener Lehrtätigkeit ist Frau Hallpap bis zu ihrem Lebensende eine Lernende geblieben. Sie nahm am Gebärdenunterricht teil, um die Möglichkeiten der Kommunikation mit gehörlosen Menschen zu verbessern.
Im Jahre 1993 hatte Frau Hallpap einen Herzanfall (…). Frau Vera Hallpap starb überraschend am 30. Januar 1998 um 22.12 Uhr. Sie fand ihre letzte Ruhe an der Seite ihres Mannes in Nahrendorf.